Mondscheinkinder

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Um die schwierigen Themen Krankheit und Tod geht es in Manuela Stackes Film Mondscheinkinder. Auf einfühlsame Weise schildert sie das schwierige Geschwisterverhältnis zwischen Lisa und ihrem Bruder Paul, der auf Grund einer extremen Sonnenallergie – populärwissenschaftlich Mondscheinkrankheit genannt – hinter abgedunkelten Fenstern leben muss und nur abends aus dem Haus gehen darf. Metapher für Krankheit und Tod sind regelmäßig eingefügte Zeichentrick-Szenen, in denen sich Paul ein Leben als Astronaut vorstellt. Ein schöner Film für nicht ganz junge Kinder.

Webseite: www.pifflmedien.de

Deutschland 2006
Regie: Manuela Stacke
Buch: Katrin Milhahn
Musik: Emannuel Hoisl, Nicolas Nohn
Darsteller: Leonie Krahl, Lucas Hardt, Lucas Calmus, Renate Krößner, Walter Kreye
87 Minuten
Verleih: Piffl Medien
Kinostart: NEU 7.12.2006

PRESSESTIMMEN:

Keine deprimierende Elendsrevue, sondern ein authentisch wirkendes, von seinen jugendlichen Laiendarstellern souverän getragenes Pubertätsdrama, in das sich auch kleine Animationssequenzen harmonisch einfügen. - Sehenswert!
tip Berlin

Manuela Stackes verspielter und herzerweichend trauriger Kinoerstling - eine ungewöhnliche Verbindung aus Kinderfilm und Meldoram - nimmt den Zuschauer mit auf eine wundersame Phantasiereise in eine Welt ohne Schwerkraft.
Der Spiegel

Ein einfühlsamer Film über Liebe, Leben und Verantwortung, der in erster Linie Kinder und Jugendliche anspricht; bildstark inszeniert, gut gespielt, poetisch in den Realszenen und märchenhaft in den zahlreichen Animationssequenzen der Weltraum-Traumwelt. - Sehenswert ab 12.
film-dienst


FILMKRITIK:

Zusammen mit ihrer allein erziehenden Mutter leben Lisa (Leonie Krahl) und ihr kleiner Bruder Paul (Lucas Calmus) in einer deutschen Kleinstadt. In der Schule ist Lisa Außenseiterin, die sich lieber mit ihrem Algenprojekt beschäftigt als mit den Mitschülern. Zu allem Überfluss wird sie auch noch wegen ihres Bruders gehänselt, der als ansteckend und wunderlich gilt. Eigentlich aber ist Paul ein ganz normaler Junge, der aber auf Grund seiner Krankheit das Haus nicht verlassen kann und somit ebenso isoliert ist, wie seine Schwester.

Um die Mutter zu entlasten, kümmert sich Lisa aufopferungsvoll um Paul, spielt mit ihm und erzählt ihm immer wieder Geschichten von Astronauten und Weltraumabenteuern, die Paul so liebt. Doch immer mehr belastet die Situation Lisa, immer stärker verlangt sie nach einem eigenen, selbstbestimmten Leben, das nicht mehr von den Bedürfnissen ihres Bruders kontrolliert wird. Eines Tages lernt sie Simon (Lucas Hardt) kennen, der zwar mit seinem BMX-Rad zu den cooleren Typen der Schule gehört, aber sich ebenso wie Lisa und Paul für die Raumfahrt interessiert. Immer öfter steht Lisa nun vor der Entscheidung zwischen Simon und Paul, zwischen ihrem ersten Freund und ihrem Bruder.

Nur etwa 100 Menschen in Deutschland leiden an der Hautkrankheit Xeroderma pigmentosum, einem genetischen Defekt, dass fast nur bei Kindern auftritt und in der Regel in wenigen Jahren zum Tod führt. Kein ganz leichtes Thema für einen an Kinder gerichteten Film, doch Manuela Stackes und die Drehbuchautorin Katrin Milhahn gelingt es auf überzeugende Weise, diese seltene Krankheit in eine Geschichte zu betten, die universellere Themen behandelt.

Detailliert wird über die Ursachen der Krankheit wenig berichtet, doch die Folgen für den Patienten und seine Umgebung werden auch so allzu deutlich. Die Entscheidung, sich für die Darstellung des Fortgangs der Heilung und schließlich Pauls Tod einer Zeichentrickebene zu bedienen, ermöglicht es schließlich, den Tod des Jungen zu thematisieren, ohne allzu lange Szenen im Krankenhaus anzusiedeln. Auch wenn Lisas Versuch ihrem Bruder die Angst mittels der Geschichte zu nehmen, er würde nach dem Tod als Astronaut zu einem fremden Planeten fliegen und als Sternschnuppe auf der Erde zu sehen sein, etwas ausweichend und verharmlosend anmuten könnte, mag man den Filmemachern nicht böse sein. Allein der Versuch, einen Film für Kinder zu machen, der das Leben nicht nur in rosigen Tönen schildert, sondern sich auch schwieriger Themen annimmt, wäre aller Ehren wert. Dass darüber hinaus auf sensible Weise über so komplizierte Familienverhältnisse erzählt wird, macht Mondscheinkinder zu einem absolut sehenswerten Film.
 

Michael Meyns