Nachtlärm

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Nach der Premiere des letzten Films von Christoph Schaub („Giulias Verschwinden“) auf der Piazza in Locarno, wo er den Publikumspreis gewann, versprach ihm sein Autor Martin Suter, noch ein weiteres Drehbuch für ihn zu schreiben. Dessen Verfilmung liegt nun mit „Nachtlärm“ vor und nimmt uns mit auf eine amüsante Nachtfahrt über Schweizer Autobahnen, bei der ein gestresstes Ehepaar versucht, sein Schreikind zu beruhigen und in kriminelle Verwicklungen gerät.

Webseite: www.nachtlaerm.x-verleih.de

Deutschland / Schweiz 2012
Regie: Christoph Schaub
Darsteller: Alexandra Maria Lara, Sebastian Blomberg, Tiziano Jähde, Georg Friedrich, Carol Schuler, Andreas Matti u.a.
Länge: 94 Min.
Verleih: X-Verleih
Kinostart 23. August 2012

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Dass Livia und Marco des Öfteren mit ihrem alten Golf nachts auf Schweizer Autobahnen unterwegs sind, ist ihrem achtmonatigen Baby Tim geschuldet, das sich zu einem Schreikind wie es im Buche steht entwickelt hat. Das Einzige, was ihn noch beruhigen kann, ist der schnurrende Motor des alten Golfs und bei Tempo 130 schläft er auch garantiert ein. Es ist wieder eine dieser Nächte, an dem die beiden unterwegs sind, und selbst wenn sie genervt und übermüdet miteinander streiten, der kleine Tim schläft tief und fest auf dem Rücksitz. Das ist eine Möglichkeit, einmal einen kleinen Stopp an einer Raststätte einzulegen. Während Livia die Toilette aufsucht, nutzt Marco die Gelegenheit, sich Zigaretten zu holen und lässt Tim für wenige Minuten allein zurück im Auto. Als beide zurück kommen, sehen sie nur noch die Rücklichter ihres Wagens. Mit dem sind nämlich Jorge und Clair abgehauen, die jetzt, ohne das Baby zu bemerken, weiterstreiten. Jorge ist nämlich ein charmanter Kleinganove, der ein Motorrad geklaut hat, um Clair mit auf eine Spritztour zu nehmen. Angesichts des Dauerregens in dieser Nacht fiel diese wohl spritziger aus als erwartet. Total durchnässt haben sie das Motorrad an der Raststätte stehen gelassen und einfach den Golf geklaut, in dem sie nun weiter über die ins Wasser gefallene Spritztour streiten.

Währenddessen haben sich Livia und Marco einen Mercedes gegriffen, der ebenfalls mit laufendem Motor und ohne Fahrer an der Raststätte stand und die Verfolgung aufgenommen. Doch der Mercedesfahrer nimmt mit den beiden Kontakt via Handy und seinem Autotelefon auf, lässt sich den Notfall erklären, verspricht die Polizei zu rufen und versucht, mit den beiden einen Treffpunkt zu vereinbaren, zu dem er sich notgedrungen mit dem von Jorge geklauten Motorrad begibt. Doch in dieser Nacht ist nichts, wie es scheint, und so folgt eine turbulente Verfolgungsjagd über Schweizer Autobahnen, die noch allerlei Überraschungen, Missverständnisse und Unwahrheiten bereit hält, bis Livia und Marco merken, in welch kriminelle Machenschaften sie sich verwickelt haben. Aus dieser Nummer wieder herauszukommen, dabei erweisen sie sich als ein gutes Team, und wenn sie am Ende ihre Widersacher schachmatt gesetzt haben und ihr Baby wieder in die Arme schließen können, kehren sie nicht nur glücklich nach Hause zurück, sondern haben auch ein großes Stück Beziehungsarbeit hinter sich gebracht, die ihre Ehe unter einem neuen Stern erstrahlen lässt. Ganz nebenbei hat Livia auch noch dafür gesorgt, dass sich der Ausflug auch finanziell gelohnt hat.

Die Erfahrungen mit den eigenen Kindern haben Martin Suter zu diesem Drehbuch inspiriert und so lässt er aus einem durch das schreiende Baby ausgelösten Ehestreit ein Roadmovie entstehen, bei dem die beiden, mitten im schweizerischen Nirgendwo, in abgrundtiefe kriminelle Verwicklungen geraten. Sich aus denen zu befreien, gelingt ihnen wesentlich eleganter, als der Umgang mit dem eigenen Baby, und so folgt man amüsiert dem Spiel von Alexander Maria Lara und Sebastian Blomberg als gestresste Eltern im Dauerstreit, während mit Georg Friedrich als kleinkrimineller Jorge eine ordentliche Portion Wiener Schmäh in den Film kommt.

Kalle Somnitz