oesterreichische Methode, Die

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Einmal mehr kommt aus der Kunsthochschule für Medien in Köln ein bemerkenswerter Film. Fünf Regisseure haben sich zusammengetan, um Episoden um jeweils eine Frauenfigur zu erzählen. Allesamt hadern sie mit dem Leben, ihren Beziehungen, denken über Leben, Tod und Selbstmord nach. Formal und inhaltlich hoch interessant, ist die Qualität der einzelnen Szenen, Figuren und vor allem Dialoge fast zwangsläufig von sehr wechselhafter Qualität.

Webseite: www.dieoesterreichischemethode.de

Deutschland 2006
Regie und Buch: Florian Mischa Böder, Peter Bösenberg, Gerrit Lucas, Erica von Moeller, Alexander Tavakoli
Darsteller: Maja Beckmann, Julie Bräuning, Susanne Buchenberger, Lilia Lehner, Cathérine Seifert, Susanne Lothar
 93 Minuten, Format: 1:1,85
Verleih: Spirit Filmverleih/Zorro Film
Kinostart: 20.3.2008

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Diesen Episodenfilm der besonderen Art drehten fünf ehemalige Studenten der Kunsthochschule für Medien in Köln. Nicht nacheinander und somit klar zu unterscheiden werden fünf Episoden gezeigt, sondern ineinander verschachtelt, sich in wenigen Momenten überschneidend. Dass mit Matthias Schellenberg ein Kameramann alle fünf Episoden filmte, sorgt für einen weitestgehend einheitlichen Stil, der stilistische Brüche kaum wahrnehmbar macht. Gefilmt wurde in HD, was zu der für diese Art Film leider zum Standard gewordenen, eher schwachen Bildqualität sorgt, die eher an einen billig produzierten Fernsehfilm erinnert, als an einen Kinofilm.

Im Mittelpunkt der fünf Episoden steht jeweils eine Frauenfigur, die auf unterschiedliche Weise in komplizierten Beziehungen stecken. Weiteres verbindendes Element ist der mehr oder weniger Starke Drang zum Selbstmord, der in der hier gezeigten Welt auf etwas fragwürdige Weise zum einzig möglichen Ausweg vor den Schwierigkeiten des Lebens und der Liebe stilisiert wird.

Auch der Titel des Films beschreibt eine Methode des Selbstmord, die die unscheinbar wirkende Studentin Julia (Maja Beckman) versucht. Sie beschließt die Abgründe ihrer Seele zu erforschen und die österreichische Methode anzuwenden: Sich mit starkem Alkohol betrinken, der Kälte der Berge auszusetzen und friedlich zu entschlafen. In Nordrhein-Westfalen, wo der Film spielt, gibt es zwar keine Berge, aber eine Skihalle ist ausreichender Ersatz. Vorher hatte Julia Clara (Cathérine Seifert) mit Informationen über die Auswirkungen von Insulin versorgt. Clara hat erfahren, dass sie einen inoperablen Gehirntumor hat und auch ihre neue Bekanntschaft Wolfgang (Carlo Ljubek) scheint sie zunächst nicht von ihrem Entschluss abhalten zu können.

Kein Selbstmord, aber ein beinahe Tod aus Versehen bestimmt die Episode um die Sängerin Maleen (Lilia Lehner) und ihren Freund, den Pianisten Sascha (Arno Frisch). Deren Beziehung ist festgefahren und besteht nur noch aus Missverständnissen und fehlender Kommunikation, die hier zu einer unabsichtlich geschluckten, vergifteten Ecstasy Tablette führt.

Eine Beziehung haben Hans (Johann von Bülow) und Mona (Julia Bräuning) schon lange nicht mehr. Das will der Chemiker Hans jedoch nicht wahrhaben und hält Mona in seinem Haus gefangen. Mit Eisenketten ans Bett gekettet sieht Mona schließlich nur noch den Ausweg Batteriesäure zu schlucken.
Und schließlich die psychisch labile Eva (Susanne Buchenberger), die eine Affäre mit ihrem Therapeuten Roman (Michael Abendroth) hatte. Zum Abschluss ihrer Behandlung ist sie bei ihm und seiner Frau Carmen (Susanne Lothar) zum Essen eingeladen, doch der Abend eskaliert.

Es ist ein ziemliches Potpourri an mehr oder weniger glaubwürdigen Situationen, das die fünf Regisseure zusammengetragen haben. Wie es in solch einer Form kaum zu vermeiden ist, schwankt die Qualität der Episoden, der Darsteller und besonders der Dialoge enorm und reicht von unfreiwilliger Komik bis zu berührenden, wahrhaftigen Szenen. In den besten Momenten jedenfalls ist „Die Österreichische Methode“ eine formal gewagte, faszinierende Studie über die deutsche Gesellschaft, das Verlangen nach zwischenmenschlichen Begegnungen von Bedeutung und Dauer und der Schwierigkeit der Liebe.

Michael Meyns