Verfilmungen der Geschichte von Odysseus befassen sich zumeist mit der zehnjährigen Irrfahrt, vielleicht noch mit der Belagerung Trojas, der Teil mit seiner Rückkehr nach Ithaka wird in der Regel eher kurz abgehandelt. „Rückkehr nach Ithaka“ stellt aber gerade diesen Teil in den Fokus und wartet mit einem Odysseus auf, der an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet – nicht, dass man das zu Odysseus‘ Zeiten so genannt hätte…
Über den Film
Originaltitel
The Return
Deutscher Titel
Rückkehr nach Ithaka
Produktionsland
GBR,ITA,FRA,GRC
Filmdauer
116 min
Produktionsjahr
2024
Regisseur
Pasolini, Uberto
Verleih
Piffl Medien GmbH
Starttermin
27.11.2025
Auf Ithaka kann sich Penelope (zurückhaltend: Juliette Binoche) den Anwärtern auf den Thron gar nicht erwehren. Sie wird seit Jahren von Männern belagert, die sie zur Frau haben und so zum neuen König aufsteigen wollen, aber sie ist überzeugt, dass ihr Mann Odysseus noch lebt. 20 Jahre, nachdem er gen Troja aufbrach, kehrt Odysseus tatsächlich zurück. Er wird nackt am Strand angeschwemmt. Zuerst gibt er sich nicht zu erkennen, nur sein altersschwacher Hund, der auf ihn gewartet hat und stirbt, nachdem er seinen Herrn begrüßt, erkennt ihn. Am Hof wird er für einen Bettler gehalten, bis Penelope ihn erkennt, aber Odysseus fühlt sich nicht als wiederkehrender König. Und doch muss er diese Rolle wieder annehmen.
Für Ralph Fiennes war „Rückkehr nach Ithaka“ ein Herzensprojekt. Er steckt auch unheimlich viel in diese Rolle, mental, vor allem aber auch physisch. Es gibt nur kurze Kampfszenen, die aber Wirkung entfalten, weil sie so realistisch anmuten. Vor allem geht es aber um einen Mann, der am liebsten vergessen würde, wer er ist. Weil sich zu erinnern auch heißt, dass er verinnerlichen muss, dass jeder Mann, der ihm folgte, bei seiner Odyssee gestorben ist. Dieser Odysseus ist kein heimkehrender Held, er ist ein gebrochener Mann, und das wiederum ist ein Porträt der Figur, wie man es praktisch noch nie gesehen hat.
„Rückkehr nach Ithaka“ ist ein in vielerlei Hinsicht bemerkenswerter Film. Mit seinem Fokus auf Odysseus‘ Leiden wirkt er erstaunlich modern, während die Inszenierung, aber auch die Art, wie die Figuren sich geben, erstaunlich altmodisch anmutet. Moderne und Tradition gehen hier Hand in Hand und werden zu einem Film, der vielleicht nicht der Spannendste ist, der jedoch das Drama dieses Heimkehrers sehr plastisch darstellt. Das ist auch Regisseur Uberto Pasolini, einem Neffen des großen Luchino Visconti, zu verdanken, der die griechischen und italienischen Locations wirkungsvoll für den Hintergrund der Geschichte nutzt .
Die Geschichte von Odysseus, durch die Linse einer Arthaus-Inszenierung, könnte man sagen. Das Ergebnis ist nicht nur in höchstem Maße sehenswert, sondern auch ein Film, der es schafft, einer eigentlich hinlänglich bekannten Geschichte neue Perspektiven abzugewinnen. Intellektuell stimulierendes Kino auf hohem Niveau.
Peter Osteried







