Rumpe und Tuli

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WALLACE & GROMIT trifft ROLLO ALLER!: im halbdokumentarischen Spielfilm RUMPE UND TULI irren die Sockenpuppen Rumpe – grau, schnöselig, arbeitslos – und Tuli – orange, enthusiastisch und künstlerisch begabt – durch Köln. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, schnell und mit wenig Aufwand an 4.000 Euro zu kommen, treffen sie auf reale Videothekenbesitzer, Einwanderer, Arbeitsvermittler und Kunstmaler. Dabei entstehen Begegnungen, die zwischen Inszenierung, Satire und Dokumentation changieren und einen ganz eigenen Humor entfalten.

Webseite: www.realfictionfilme.de

Deutschland 2010
Regie und Buch: Samy Challah, Till Nachtmann, Stefan Silies
Darsteller: Mit Rumpe, Tuli, Annette Frier, Ulrich Noethen, Vesna Buljevic, Adolf Strauss, Horst-Peter Lehmann, Peter Grohmann u.a.
Produktion: Pandora Film Produktion & Puppet Empire
Länge: 84 Minuten
Format: digital
Verleih: Real Fiction Filmverleih
Filmstart: 26. August 2010

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Der Plot von RUMPE UND TULI ist schnell zusammengefasst. Rumpe und seiner Rollstuhlgang droht die Obdachlosigkeit. Die „Türkenmama“, auf deren Grundstück sie immer herumstehen, hat die Miete nicht gezahlt und wenn die fehlenden 4.000 Euro nicht bis zum morgigen Tag da sind, wird der Vermieter kurzen Prozess machen. Um diese Tragödie zu verhindern, machen sich Rumpe und die Retortensocke Tuli auf die Suche nach Geld. Ihre Mission führt die beiden Puppen mitten in den Kölner Alltag. Sie sammeln für einen Videothekenbesitzer überfällige Videos ein, begleiten einen Sperrmüllsammler, versuchen es mit der Kunst und sprechen auf dem Arbeitsamt vor.

Dabei kommt es zu zahlreichen Begegnungen zwischen Socke und Mensch, die den eigentlichen Inhalt und Charme dieses regional verwurzelten Films ausmachen. Zum überwiegenden Teil sind die Schauspieler des Films reale Menschen, die nahezu alltägliche Dialoge führen – nur eben mit dem Unterschied, dass sie diese Dialoge mit ziemlich naseweisen Socken führen. Dabei wird manchmal erfrischend Klartext geredet, wie zum Beispiel auf dem Arbeitsamt als der Arbeitsvermittler fragt: „An welche Arbeit hatten Sie denn gedacht?“ und Rumpe antwortet: „Vermieter“. Manchmal ist das ziemlich niedlich, wie bei der Taxifahrt auf der sich der Taxifahrer das Lachen beim Blick in den Rückspiegel kaum verkneifen kann, und manchmal auch ganz schön albern, wie in allen Szenen in denen Annette Frier die spielsüchtige Retterin gibt.

Besonders gelungen ist Tulis Exkursion in die Welt der Kunst, in der sich die Regisseure als ehemalige Kunststudenten bestens auskennen. Liebevoll persiflieren sie den Kunstunterricht, die altbewährten Galerienklischees und die Liebebedürftigkeit der Künstler. Das Schöne dabei ist, dass die Satire hier anders als gewohnt ausfällt und die moderne Kunst gegen Ihre Kritiker verteidigt. Als Rumpe und Tuli durch Zufall in eine Vernissage mit abstrakten Gemälden geraten, begreift Tuli sofort worum es geht. Völlig entzückt hüpft die kleine orange Socke von Bild zu Bild und kräht „Oh ist das schön!“

Nicht zuletzt ist Rumpe und Tuli natürlich auch ein Buddy-Movie über die Freundschaft zwischen zwei eigensinnigen und sehr unterschiedlichen Charakteren. Während Rumpe eher bedächtig bis griesgrämig unterwegs ist, und immer darum bemüht, Anstrengung zu vermeiden, ist Tuli energiegeladen, schnell begeistert aber auch ebenso schnell enttäuscht. Gemeinsam haben die beiden eine kindliche Direktheit und Selbstbezogenheit, die ebenso erfrischend wie nervtötend ist. Wünsche und Befindlichkeiten werden unvermittelt geäußert und der andere durchaus mal im Stich gelassen, wenn es darum geht, die eigene Haut zu retten. Kein Wunder, dass es zwischendrin knallt und die Freundschaft in Gefahr gerät.

Rumpe und Tuli möchte man nicht unbedingt in seiner WG haben, aber ihre Eigenarten, ihr dröger Humor und ihre subtile Mimik wachsen einem ans Herz und könnten dafür sorgen, dass aus einem kleinen, regionalen Film ein kleiner Kultfilm wird.

Hendrike Bake

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