Safe Haven

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Nicholas-Sparks-Verfilmungen sind im Kino eine sichere Bank. Wird deren literarische Qualität auch zumeist belächelt, die Leser bleiben den romantischen, oftmals melodramatischen Geschichten treu. Lasse Hallström („Chocolat“), Experte für gefühlvolle Stoffe und schöne Bilder, führte nunmehr zum zweiten Mal bei der Kinoumsetzung eines Sparks-Romans Regie. Diese unterscheidet sich trotz mancher Thriller-Anleihen nur in Teilen von ihren Vorgängern.

Webseite: www.safehaven.senator.de

USA 2012
Regie: Lasse Hallström
Drehbuch: Leslie Bohem, Dana Stevens nach dem Roman von Nicholas Sparks
Darsteller: Julianne Hough, Josh Duhamel, Cobie Smulders, David Lyons, Mimi Kirkland, Noah Lomax
Laufzeit: 117 Minuten
Verleih: Senator
Kinostart: 7.3.2013

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

In einer regnerischen Nacht steigt eine junge Frau hastig und offenbar voller Angst in einen Reisebus ein. Katie (Julianne Hough) läuft vor etwas davon. Vor was und vor wem genau enthüllt „Safe Haven – Wie ein Licht in der Nacht“ nachfolgend in der für eine Nicholas-Sparks-Verfilmung durchaus typischen Mischung aus Gefühl, Kitsch und Melodram. Eher ungewöhnlich für die auch hierzulande recht populären Werke des Fließbandliteraten Sparks sind hingegen die dieses Mal dominanten Thriller-Elemente. Stärker als in vielen seiner anderen Geschichten arbeiteten er und Regisseur Lasse Hallström hier mit den Mitteln der Suspense. Diese werden als Abgrenzung und Kontrast zur zentralen, sich langsam entwickelnden Liebesgeschichte immer wieder geschickt eingesetzt.

Nach der kurzen Exposition im verregneten Boston wechselt der Film Ort und Stimmung. Katie erreicht das malerische und meist sonnige Küstenstädtchen Southport in North Carolina, wo die Welt auf den ersten Blick noch in Ordnung ist. Hier kennt schließlich jeder jeden und so bleibt die Ankunft der jungen, attraktiven Frau nicht lange unbemerkt. Obwohl Katie versucht, möglichst nicht aufzufallen – sie mietet ausgerechnet ein verlassenes Haus im Wald an und sucht Arbeit in einem Strandlokal –, ist sie schon bald Ortsgespräch. Zu Alex (Josh Duhamel), dem Besitzer des kleinen Lebensmittelladens und zweifachen, alleinerziehenden Vater, fühlt sie sich dabei besonders hingezogen. Er gibt ihr ein Gefühl der Wärme und Sicherheit, was sie so sehr vermisst hat. Zugleich ahnt er nicht, vor welch dunkler Vergangenheit Katie in jener Nacht geflohen ist.

Die Rezeptur einer Nicholas-Sparks-Erzählung setzt sich stets aus den gleichen Zutaten zusammen. Im Zentrum steht ein Liebespaar, das um seine Liebe und gegen das vermeintlich unabwendbare Schicksal kämpfen muss. Hinzu kommen romantische Sets und Bilder, die in den Verfilmungen seiner Werke mindestens so viel Platz wie die eigentliche Handlung einnehmen. Sparks’ Können besteht nun darin, das Bekannte immer wieder neu zu arrangieren und hierüber sein Publikum respektive seine Leserschaft bei Laune zu halten. In der Verlässlichkeit seiner Geschichten liegt zugleich sein Erfolg. Mit Lasse Hallström, der bereits bei der Kino-Umsetzung von „Das Leuchten der Stille“ Regie führte, fand er schließlich einen angenehm zurückhaltenden, kreativen Partner. Hallström erzählt unaufgeregt und gefühlvoll ohne gleich alles im üblichen Hollywood-Kitsch zu ertränken. Dabei erinnert die Idylle des kleinen Küstenstädtchens mitunter nicht ganz zufällig an die Heimat des Schweden.

Julianne Hough („Rock of Ages“) und ihr Filmpartner Josh Duhamel tragen ebenfalls viel zum Gelingen dieser jüngsten Sparks-Verfilmung bei. Sie sind ein glaubhaftes Liebespaar und die Anziehung ihrer Figuren keine bloße Behauptung. Mit reichlich Charme und Esprit umspielen sie am Ende selbst manch (zu) banale Idee der Vorlage. Ihnen fast die Show stiehlt jedoch die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten erst achtjährige Mimi Kirkland. Als Alex’ kleine Tochter Lexi ist sie der Sonnenschein des Films, der vor der Kamera eine vollkommen natürliche Präsenz entwickelt. Die erwarteten Taschentuch-Momente hebt sich Hallström fast ausnahmslos für die letzten Minuten auf, wenn sein zeitweilig durchaus düsterer Film schließlich den Boden der Realität verlässt. Der finale Twist ist in seiner Wirkung ganz nah bei dem, was Sparks als gleichermaßen populären wie verspotteten Arrangeur des Gefühls so auszeichnet.

Marcus Wessel

South Carolina, eine kleine Hafenstadt. Katie ist neu hier. Sie findet Unterschlupf in einer kleinen Waldhütte. Auffällig ist, dass sie engeren Kontakt mit den Einheimischen möglichst vermeidet. Was steckt dahinter?

Jo, der Nachbarin, gelingt es nach langer Weigerung trotzdem, mit Katie zu sprechen. Langsam könnten sie sogar Freundinnen werden.

Katie kauft im nahe gelegenen Laden ein. Alex leitet ihn, der Vater von zwei kleinen Kindern, dessen Frau verstorben ist. Alex ist groß, sieht gut aus, ist freundlich, man könnte ihn fast charismatisch nennen. Katie reagiert auf seine Freundlichkeit ablehnend, beinahe schroff. Lange Zeit. Erst mit der Zeit taut sie auf. Alex hat längst Gefallen an der schönen Frau gefunden, obwohl er noch um seine geliebte Frau trauert.

Was ist mit Katie? Warum so lange diese zurückweisende Haltung?

Ihr Ehemann ist bzw. war Polizist. Ein brutaler Kerl, den sie deshalb verlassen (und verwundet) hat. Er sucht sie, findet sie. Was dann geschieht ist für sie selbst und Alex’ Familie höchst dramatisch.

Lasse Hallström steht für Qualität. Das hat er mit seinen früheren Filmen (z.B. „Lachsfischen im Jemen“) oft bewiesen. So auch hier. Zwar ist die Geschichte überromantisch und vorhersehbar, doch die Zutaten stimmen 100prozentig: der
dramaturgische Aufbau, die wenigen kurzen Rückblenden, die Rollen der beiden Kinder, der gewählte Schauplatz, die dauernde Spannung, der gefühlvolle zugrunde liegende Roman von Nicholas Sparks. . .

. . . und die beiden Hauptakteure Julianne Hough als Katie sowie Josh Duhamel als Alex. Die schöne Katie ist ziemlich neu, lässt aber mit ihrer guten Darstellung noch einiges erwarten. Josh Duhamel spielt wunderbar die Bedrängnis zwischen dem liebevollen Andenken an seine tote Frau und den aufwühlenden Gefühlen für Katie.

Etwas ziemlich Spannendes und sehr Gefühlvolles.

Thomas Engel