Sieben Tage Sonntag

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Auf wahren Begebenheiten basiert das Kinodebüt des Regisseurs Niels Laupert. Zwei 16-jährige haben 1996 in Polen wahllos einen Menschen ermordet, weil sie vorher darum gewettet hatten. In geschliffenen Cinemascope-Bildern schildert der Film das Leben von Jugendlichen, die in einer modernen Hölle aus Plattenbauten alleine gelassen wurden und jegliche Orientierung verloren haben. SIEBEN TAGE SONNTAG sorgte weltweit auf Festivals für Aufmerksamkeit und überzeugt besonders durch die Leistungen der Hauptdarsteller Ludwig Trepte und Martin Kiefer.

Webseite: www.siebentagesonntag.de

Deutschland 2007
Regie: Niels Laupert
Mit Ludwig Trepte, Martin Kiefer, Jil Funke, Karin Baal, Antonio Wannek, Jennifer Ulrich u.a.
Länge: 80 Min. - Farbe - Format: 1:2,35 (Scope)
Verleih: timebandits films
Kinostart: 5.3.09
Preise: Mentor Award Filmfest München 2007 u.a.

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Wie konnte das passieren? Diese Frage bleibt immer als Damoklesschwert über den Köpfen jener hängen, die sie nicht beantworten können. Gerade wenn es sich um Gewalttaten von Jugendlichen handelt, wie Amokläufe an Schulen oder das kürzlich geschehene Attentat in der Münchener U-Bahn, stehen meist nur die moralische Wertung im Vordergrund. Das Unfassbare zu verurteilen, ist aber der einfache Weg dem drohenden Schwert zu entkommen. Filmemacher Niels Laupert macht es sich mit SIEBEN TAGE SONNTAG nicht so leicht, sondern wagt eine Schilderung der Ereignisse ohne pädagogisch erhobenen Zeigefinger. Es geht ihm nicht darum, zu erklären, sondern er  beschreibt eine Lebenswelt, in der die Gefühle verkümmert sind und Gewalt das vorherrschende Mittel der Kommunikation ist.

Für Adam und Tommek ist jeder Tag Sonntag, denn zur Schule gehen die beiden 16-jährigen nicht mehr. Ohne Ziel leben sie in ihrem "Block" in den Tag hinein, besaufen sich, klauen und hängen mit der Clique herum. Ein ereignisloses Leben, das bei allen Beteiligten Spuren hinterlassen hat. Adams Mutter ist der Verantwortung für ihren Sohn schon lange nicht mehr gewachsen, doch schickt sie ihn immer wieder in die Kirche, wofür  Tommek ihn verspottet. Insgesamt wirkt Adam gefestigter und ruhiger als Tommek, doch das ist nur äußerlich der Fall. In ihm brodelt es, weil er nicht in der Lage ist, über seinen Schatten zu springen, besonders wenn es darum geht, der hübschen Sara seine Gefühle zu zeigen. Bei einer nächtlichen Party eskalieren die Ereignisse: Adam und Tommek wetten um ein Menschenleben und ziehen los, um sich ein Opfer zu suchen...

Mit kleinem Budget und weitestgehend unabhängig hat Niels Laupert seinen Abschlussfilm an der Hochschule für Film und Fernsehen inszeniert. Obschon der Film auf einer wahren Begebenheit in Polen beruht, fühlt man sich schnell in hiesige Gefilde versetzt, da hauptsächlich in einer Plattenbausiedlung in Leipzig gedreht wurde. Laupert geht es mehr darum, den Nährboden zu zeigen, auf dem sich solche Taten entwickeln. Dieser eher soziologische Ansatz findet sich auch in der Dramaturgie wieder, die kathartische Elemente und moralische Wertungen außen vor lässt. Sehr zeitgemäß und vielleicht manchmal zu stilbewusst ist der Soundtrack (u.a. Portishead) und die visuelle Gestaltung des Films, aber das ist auch immer eine Frage des Geschmacks. SIEBEN TAGE SONNTAG führt den Zuschauer in eine Welt, in der die Regeln des menschlichen Zusammenseins kaputt gegangen sind und zu einem Verhalten führen, das sich nur noch zeigen und kaum noch erklären lässt.

Eric Horst

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