Sketch

Eine Coming-of-Age-Tragikomödie um ein Mädchen, das mit Zeichnungen und Kritzeleien versucht, über den Verlust der Mutter hinwegzukommen. Dabei entwickelt sie ein ganzes Universum von mehr oder weniger freundlichen Monstern. „Sketch“ wirkt ein wenig, als hätte Stephen King mit einem Kumpel gewettet, dass er aus „Friedhof der Kuscheltiere“ ein warmherziges Feelgood-Movie machen könnte. – Und diese Wette hätte er hundertprozentig glatt und überzeugend gewonnen. Das Kindodebüt des bisher durch seine ambitionierten Kurzfilme bekannten US-Filmemachers Seth Worley ist ein rundum überzeugender, herzerwärmender Film für Groß und Klein.

 

Über den Film

Originaltitel

Sketch

Deutscher Titel

Sketch

Produktionsland

USA

Filmdauer

92 min

Produktionsjahr

2025

Produzent

Botsch, Katelyn / Hale, Tony / Lefever, Daryl C.

Regisseur

Worley, Seth

Verleih

Kinostar Theater GmbH

Starttermin

21.08.2025

 

Die zehnjährige Amber ist wütend. Sie trauert um ihre kürzlich verstorbene Mutter, und ihre Trauer und Wut äußert sich in permanenten Kritzeleien. Das ruft bald die Schulpsychologin auf den Plan, die Amber in ihrem Tun bestärkt, so dass ihr Vater Taylor für seine Tochter ein Skizzenbuch besorgt. Schnell füllt Amber das Buch mit ganzen Scharen von Monstern: Alle sind irgendwie bizarr, ein paar eher liebenswert und knuffig, andere wiederum ziemlich fies und angsteinflößend. Taylor lässt Amber gewähren, nicht zuletzt deshalb, weil er sich nicht eingestehen möchte, dass er mit dem Verlust seiner Frau absolut überfordert ist. Er hat schon alle Bilder von ihr aus dem Haus geschafft, versucht’s mit tapferem Totschweigen der Trauer und denkt, damit das Richtige zu tun. Ambers etwas älterer Bruder Jack tut es ihm nur scheinbar gleich: In Wirklichkeit kann auch er sich mit dem Verlust überhaupt nicht abfinden. Durch Zufall entdeckt er im nahegelegenen Wald einen irgendwie magischen See, der in der Lage ist, Sachen zu reparieren und Dinge zum Leben zu erwecken. Amber hindert ihn in letzter Sekunde daran, die Asche ihrer Mutter in den See zu werfen, doch dabei fällt ihr Skizzenbuch in den übernatürlichen Tümpel. Schon bald wimmelt es überall von Ambers schrägen Monster-Kreationen. Amber, Jack und ihre Freunde machen sich in Windeseile daran, die Monsterbrigade zu bekämpfen, aber der Anfang ist alles andere als erfolgreich. Ihnen, ihren Eltern, Lehrern und der Schulbusfahrerin stehen ein paar sehr aufregende Tage bevor…

„Sketch“ kommt mit einer sehr deutlichen Botschaft daher, und die lautet: „Hört den Kindern zu, vor allen Dingen, wenn es Ihnen nicht gut geht!“ Erstaunlicherweise stört das überhaupt nicht, im Gegenteil: Ohne dieses durchaus seriöse Anliegen wäre die schräge Monsterhatz, auf die sich die sympathischen „Goonies“-Nachfahren einlassen (müssen), bloßer Klamauk. Durch die ernsthafte Ebene, die Themen wie Verlust und Trauer sehr offen diskutiert, bekommt die Geschichte eine emotionale Dimension, die den Film authentisch und glaubwürdig macht. Ja, authentisch … gerade wegen der – ästhetisch übrigens brillant via CGI umgesetzten – „handgezeichneten“ Monster. Auf diese Weise hat Seth Worley als Autor und als Regisseur eine höchst vergnügliche Abenteuer-Achterbahn kreiert, die „Jumanji“-Fantasien mit der tatsächlichen Erlebniswelt von Kindern kombiniert, ohne jemals aus der Kurve zu fliegen.

Dass das gelingt, ist – neben Worleys vor Einfällen strotzendem Drehbuch – vor allem den jungen Protagonisten (Bianca Belle, Kue Lawrence, Kalon Cox) zu danken, die ihre Rollen mit großer Ernsthaftigkeit spielen. Gerade diese Ernsthaftigkeit sorgt dann eben auch für die größtmögliche Fallhöhe, die für die zahlreichen und wirklich zum Brüllen komischen Momente des Films verantwortlich ist. Ein Sonderlob gilt dabei auch Tony Hale, der Ambers und Jacks Vater Taylor spielt und im wahren Leben ein fantastischer Vater sein dürfte, wie sich aus seiner durchdachten, stetig zwischen Verzweiflung, Unglauben, Resignation und elterlicher Liebe changierenden Performance lesen lässt.

Eine (klitzekleine) Warnung ist dennoch angebracht: Der Erfolg des Films beruht darauf, dass Seth Worley die Gefühlswelt seiner kindlichen Protagonisten ernst nimmt, und deshalb geht es gegen Ende des Films, wenn Ambers richtig düstere Monsterkreationen auftauchen, durchaus ans Eingemachte. Jüngere und besonders empfindsame Kinder könnten sich ängstigen, für sie ist der Film daher (noch) nicht geeignet.

Ältere Kids, die schon wissen, dass man bei Horrorkomödien das Eintrittsgeld auch dafür bezahlt, ein bisschen erschreckt zu werden, dürften sich blendend amüsieren, genau wie ihre Eltern, die sich möglicherweise daran erinnern werden, wie es Ihnen in der eigenen Kindheit manchmal ergangen ist. „Sketch“ hält für sie alle nicht nur jede Menge vergnügliche und gruselige Überraschungen nebst reichlich Komik bereit – ein echtes Spaßvergnügen für die ganze Familie!

 

Gaby Sikorski

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