So gluecklich war ich noch nie

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Hochstapler Frank setzt all sein Können als professionelles Schlitzohr ein, um die Prostituierte Tanja aus den Fängen eines Bordells zu befreien. Alexander Adolph zeigt nach seinem Dokumentarfilm „Die Hochstapler“ erneut die menschliche Seite des Betrügens. Eine unterhaltsame wie bewegende Tragikkomödie mit überzeugenden Darstellern.

Webseite: www.sogluecklich.kinowelt.de

Deutschland 2008
Drehbuch und Regie: Alexander Adolph
Darsteller: Nadja Uhl, Devid Striesow, Jörg Schüttauf, Floriane Daniel, Thorsten Merten, Elisabeth Trissenaar
Laufzeit: 94 Minuten
Verleih: Kinowelt
Kinostart: 09.04.2009
AUSZEICHNUNGEN
Max Ophüls Festival: Filmmusikpreis 2009

PRESSESTIMMEN:

Devid Striesow, einer der besten deutschen Darsteller, spielt den zwanghaften Schwindler ind ieser vielschichtigen, tragikomischen Reflexion übers Hochstapeln mit grandioser Ambivalenz. Sehr empfehlenswert.
KulturSPIEGEL

FILMKRITIK:

Vom großen Glück ist Trickbetrüger Frank so weit entfernt wie die Sonne vom Mars. Selbst als er die hübsche Tanja zum ersten Male trifft, ahnt er nicht, welche Rolle sie in seinem Leben spielen soll. So will er ihr in einer Boutique zunächst nicht mehr aber auch nicht weniger, als eine Lederjacke zum Geschenk machen. Angeblich, weil eben diese Jacke wie für sie gemacht sei und er nichts weiter wolle, als ihr eine Freude zu bereiten. Geld spiele für ihn ohnehin keine Rolle, so seine Behauptung. Ein alter Trick aus dem Einmaleins des gewieften Hochstaplers, welcher die Reaktion seines Opfers und den hieraus resultierenden Vermögensstand preisgeben soll. Umso beeindruckter ist Frank, als sein großzügiges Geschenk dankend abgelehnt wird und Tanja die Boutique und sein Leben kurzum wieder verlässt. Und umso ärgerlicher ist es, dass Franks Kreditkarte keine Deckung aufweist, die Geschäftsführung ihn als Kriminellen entlarvt, seine Flucht misslingt und die herbeigerufene Polizei ihn erwischt.
Zwei Jahre später. Frank wird aus der Haft entlassen. Mit nicht viel mehr als den Klamotten am Leibe, sucht der gebeutelte Ganove Zuflucht bei dem einzigen Menschen, der ihm noch geblieben ist, seinen Bruder. Peter, der ältere Spross der Familie, ist so ziemlich das absolute Gegenteil seines kleinen Bruders. Ein rechtschaffener, fast spießig korrekter Langweiler, der sich Tisch und Bett mit seiner Lebensgefährtin Marie teilt und sich als Grafiker verdingt. Reine Ehrensache, dass er Frank ohne Wenn und Aber in seiner Bude aufnimmt. Der versucht indes sein Leben neu zu ordnen und heuert bei einer Reinigungsfirma an, wo er zwar wenig aber doch wenigstens sauberes Geld verdient. Ein möglicher Neuanfang, welcher jedoch an Bedeutung verliert, als er der hübschen Frau aus der Boutique erneut begegnet. Dass Tanja als Prostituierte in einem Bordell arbeitet, tut Franks Zuneigung keinen Abbruch. Vielmehr fühlt er sich nun berufen, sie aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Dass er sich dabei seines Könnens als Betrüger bedient, liegt nahe. Ganz ohne Gewissensbisse, tut er dies doch mit nobler Gesinnung. Und auch Eigennutz treibt ihn an, denn so glücklich war er noch nie.

Mit seinem Regiedebüt hat der mehrfache Grimme-Preisträger Alexander Adolph bereits eine entlarvende Dokumentation über „Die Hochstapler“ präsentiert. Ein Interview-Film, der den Schein und das Sein von vier ehemaligen Millionenbetrügern beleuchtet. Konsequenterweise hat Adolph nun seine Arbeit an eben dieser Doku zur inhaltlichen Basis seines Spielfilmdebüts gemacht. So erzählt er nunmehr die fiktive Story eines Hochstaplers, die erneut die menschliche Seite des Betrügens preisgibt. Dabei gelingt ihm spielerisch die Balance zwischen bewegender Tragik und unterhaltsamer Komik. Eine Geschichte, die die Hauptfigur Frank als sympathischen und engagierten Menschen zeigt, der vor positiver Energie nur so strotzt und gleichermaßen als bedauernswerten Scharlatan entlarvt, der sich stets sein eigenes Grab schaufelt. Nicht zuletzt einem Devid Striesow sei es gedankt, dass er in seiner Darstellung des Trickbetrügers eben diese Gradwanderung durchweg überzeugend transportiert. An seiner Seite überzeugt Nadja Uhl als Verkörperung der Hoffnung auf ein besseres Leben, welches man dem außergewöhnlichen Paar bis zum Ende des Films von Herzen wünscht.

Gary Rohweder

Frank Knöpfe hat sich bis jetzt als Bluffer und Hochstapler durchs Leben gemogelt. Das „Geschäft“ lief ganz gut. Eines Tages trifft er in einer Boutique auf die schöne Tanja. Ganz Kavalier, der er ist, der er mit seiner Lebensführung ja auch sein muss, bietet er an, ihr einen teueren Ledermantel zu schenken. Natürlich auf Betrugsbasis. Aber die Sache klappt nicht. Fliehen kann Frank auch nicht mehr, die Polizei ist schon zur Stelle.

Zwei Jahre Gefängnis sind das Ergebnis, denn Frank war schon zeitungsbekannt. Sein Bruder Peter, ein rechtschaffener, überaus korrekter, mit Marie verlobter Mann, nimmt ihn danach auf. Frank ist in seinem neuen Job fleißig, alles scheint jetzt gut zu gehen. Ein geordnetes Leben.

Bis er eines Tages wieder auf Tanja trifft. Was er nicht wusste: Sie ist Prostituierte. Trotzdem verliebt sich Frank in die Frau. Er will sie aus dem Bordell freikaufen. Doch die Zuhälter trauen dem Frieden nicht. Und so findet Frank eines Tages seinen lieben Bruder zusammengeschlagen vor.

Da ist es vielleicht doch besser, das alte Leben wieder aufzunehmen. Und das tut Frank denn auch: als „Immobilienmakler“ und als „Finanzberater“. Der Erfolg bleibt nicht aus. Jetzt ist plötzlich Geld da. Den Puff-Leuten zahlt er den gemeinen Überfall auf seinen Bruder heim. Als „Vertreter der Russenmafia“ knöpft er ihnen das Geld wieder ab, das er für Tanjas Freikauf berappen sollte. Wird jetzt alles gut gehen?

Große Kunst ist das gerade nicht, aber als nette wenn auch harmlose Unterhaltung geht der Film auf jeden Fall durch. Und das liegt hier zum großen Teil an den Darstellern. Devid Striesow (u.a. bekannt als SS-Offizier aus „Die Fälscher“) spielt glänzend den zwischen Schlauheit, Risiko, Lebensalltag und Verliebtsein hin und her gerissenen Frank. Nadja Uhl („Sommer vorm Balkon“) ist Tanja, apart, damenhaft und sexy, wie die Rolle es verlangt. Jörg Schüttauf gibt den biederen, gewissenhaften, diskreten Normalo Peter und Elisabeth Tissenaar die resolute Puffmutter Fritzi.

Für  Freunde unbeschwerter Unterhaltung.

Thomas Engel