Spiel der Traeume – (Machan)

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Uberto Pasolini, Produzent der Erfolgskomödie „Ganz oder gar nicht“, hat augenscheinlich ein Herz für Underdogs. „Spiel der Träume (Machan)“ erzählt die wahre, geradezu abenteuerliche Geschichte der ersten inoffiziellen Handball-Nationalmannschaft Sri Lankas. Auf Einladung des Deutschen Handball-Bundes reisen die Spieler zu einem Turnier nach Bayern. Dabei haben sie von Handball nicht die geringste Ahnung. Pasolinis Film setzt auf Authentizität und vermischt auf bewährte Weise Ethno-Comedy mit Globalisierungskritik.

Webseite: www.foxfilm.de

Sri Lanka/Deutschland/Italien 2008
Regie: Uberto Pasolini
Drehbuch: Uberto Pasolini, Ruwanthie De Chickera
Produzenten: Uberto Pasolini, Conchita Airoldi, Prasanna Vithanage
Mit Dharmapriya Dias, Gihan De Chickera, Namal Jayasinghe, Dharshan Dharmaraj, Sujeewa Priyalal
Laufzeit 111 Minuten
Kinostart: 7.5.2009
Verleih: Fox

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Dafür dass Not erfinderisch macht, sind Stanley (Dharmapriya Dias) und sein Kumpel Manoj (Gihan De Chickera) der beste Beweis. Beide wollen der Armut ihrer Heimat Sri Lanka entfliehen und im Westen ihr Glück versuchen. Doch der Traum von einem besseren Leben scheint ausgeträumt, ehe er überhaupt beginnen konnte. Nicht nur, dass ihre Visa-Anträge allesamt abgelehnt werden, sogar der Schlepper, der sie eigentlich gegen ein üppiges Salär auf dem Seeweg nach Europa bringen sollte, lässt die Freunde kurzerhand im Stich. Nur durch Zufall entdecken Stanley und Manoj in der Tageszeitung einen Aufruf des Deutschen Handball Bundes. Für ein Turnier in Bayern sucht dieser ein Team aus Sri Lanka. Obwohl sie selber kein Handball spielen und anfangs noch nicht einmal die Regeln kennen, geben sie sich als das Nationalteam ihres Landes aus. Und tatsächlich:  Schon wenig später halten sie bereits eine Einladung nach Deutschland in ihren Händen.  
Würde die Geschichte nicht auf einem wahren Vorfall aus dem Jahr 2004 beruhen, man wäre vermutlich geneigt, den Autoren eine allzu lebhafte Fantasie zu unterstellen, derart absurd klingt die ganze Aktion. Noch unglaublicher erscheint es, dass die bunt zusammen gewürfelte Truppe mit ihrem dreisten wie sympathischen Coup zunächst keinerlei Misstrauen erregte. Erst nach drei absolvierten Spielen traten die deutschen Behörden schließlich auf den Plan – zu spät, wie sich herausstellte. Kurz zuvor hatten Stanley, Manoj und die Anderen ihr Quartier verlassen. Wohin es sie verschlug, ist nicht bekannt. Bis heute fehlt von den 23 Männern jede Spur.

Nachdem Regisseur Uberto Pasolini in den neunziger Jahren als Produzent der britischen Sozialkomödie „Ganz oder gar nicht“ seinen bislang größten Erfolg feierte, kehrt er nun mit einer anderen, gar nicht so unähnlichen Underdog-Geschichte zurück. Auch „Machan“ (der Titel verweist auf das singhalesische Wort für Freund oder Kumpel) erzählt von Menschen, die der Wunsch nach einem würdevollen Leben antreibt und die hierüber allmählich ihre Kreativität und ihren Mut entdecken. Die Männer aus Colombo sind nüchtern betrachtet illegale Einwanderer, aber dennoch hofft, fühlt und lacht man mit ihnen. Und man freut sich am Ende, wenn sie gerade noch rechtzeitig dem Zugriff der deutschen Polizei entkommen.

Der indische Subkontinent, zu dessen Einzugsgebiet auch Sri Lanka gehört, ist dank der britisch-indischen Co-Produktion „Slumdog Millionär“ endgültig im Kino-Mainstream des Westens angekommen. Auch Pasolinis Arbeit profitiert von dem plötzlich entfachten Interesse für Filme aus der Region, wobei sich sein „Machan“ nicht mit der optischen Brillanz und erzählerischen Raffinesse des vierfachen Golden Globe-Preisträgers messen kann. Dafür zeigt Pasolini die Armenviertel von Colombo ohne die bei Boyle bisweilen spürbare Slum-Romantik. Leider schleppt sich die Handlung gerade im ersten Filmdrittel etwas zäh dahin. Pasolini lässt einfach zuviel Zeit verstreichen bis die Operation „Nationalmannschaft“ endlich anläuft. Diesen Leerlauf kann selbst das glänzend aufgelegte Ensemble – allesamt Schauspiel-Neulinge – nicht kaschieren.

Klingt der Plot zunächst nach einer Variante von Disneys Komödienerfolg „Cool Runnings“ – Exoten üben sich in einer für sie exotischen Sportart –, wird schon bald deutlich, dass es Pasolini um mehr als nur Unterhaltung geht. Seine Kritik zielt auf die rigide Einwanderungspolitik des Westens. Dabei ist der Vorwurf, den „Machan“ an dieser Stelle erhebt, so wenig neu wie die eingestreute Globalisierungskritik. Immerhin transportiert Pasolini sein Anliegen mit viel Charme und Witz, was über die recht vertraute Agenda hinwegtröstet.

Marcus Wessel