RocknRolla

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Die Londoner Unterwelt gerät in Aufruhr, als ein Deal zwischen dem Alt-Gangster Lenny und einem russischen Geldgeber zu platzen droht. Es geht um schmutzige Immobilien-Geschäfte, Korruption und ein verschwundenes Gemälde. Regisseur Guy Ritchie meldet sich zurück. Sein fulminantes Comeback knüpft an alte Erfolge an.

Webseite: www.rocknrolla-derfilm.de

UK 2009
Drehbuch und Regie: Guy Ritchie
Darsteller: Gerard Butler, Tom Wilkinson, Thandie Newton, Mark Strong, Idris Elba, Tom Hardy, Toby Kebbell, Jeremy Piven, Chris Bridges
Laufzeit: 114 Minuten
Verleih: Warner Bros.
Kinostart: 19.03.2009

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Immobilien sind die Drogen der Gegenwart. So jedenfalls sieht es die Londoner Unterwelt in Bezug auf ihr reges Geschäftstreiben. Ein lukratives Business und demzufolge auch ein heißes Pflaster - geteert durch Lug und Trug. Wer hier mitmischen will, muss wissen, wen man wann zu schmieren hat. Und da zuweilen allzu viele Klein- und Großganoven meinen, mit allen Wassern gewaschen zu sein, kann ein wohl durchdachter Coup auch ganz schnell aus den gut geölten Fugen geraten. Wenn das passiert, werden alle Regeln des Verbrechertums außer Kraft gesetzt und jeder einzelne Langfinger versucht nur noch den eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
 

Der Meister der Korruption ist ein Gauner der alten Schule. Lenny Cole hat quasi alle wichtigen Schachfiguren auf dem Brett des Intrigenspiels fest im Griff. Vom kleinen Dieb bis zum Stadtrat, tanzen alle nach seiner Pfeife. Doch die Zeiten ändern sich und das große Geld sowie der dazugehörige Einfluss auf das zwielichtige Geschehen, kommen heute unter anderem aus dem Ausland. Hier in Form des russischen Milliardärs Uri Obomavich, der ein nicht unerhebliches Stück vom Kuchen abhaben will. So trifft man sich, wie ganz normale Geschäftsleute dies zu tun pflegen und handelt einen Deal aus. Zu dumm, dass sich auf den Straßen der Stadt auch so mancher Kleinkriminelle herumtreibt und ein Deal in dieser Größenordnung nicht lang geheim zu bleiben vermag. So macht sich vor allem eine dreimannstarke Truppe, die man im Milieu unter den Namen „The Wild Bunch“ kennt und die von einem gerissenen Gangster namens One Two angeführt wird, daran, das Millionengeschäft zu ihren Gunsten zu drehen. Dabei spielen eine korrupte Buchhalterin, ein drogenabhängiger Rockstar und ein verschwundenes Gemälde eine nicht unwesentliche Rolle. Am Ende der Geschichte wird sich zeigen, wer ein echter „RocknRolla“ ist.

Ohne auf die unterdessen geschiedene Ehe mit Popikone Madonna näher einzugehen, macht es wahrlich Freude festzustellen, dass Guy Ritchie sich endlich wieder in seiner Profession als Regisseur zurückmeldet. Das Filmdebakel „Stürmische Liebe - Swept away ”, in dem Madonna noch die Hauptrolle im Film so wie im Leben von Ritchie spielte, sei als ein kreativer Ausrutscher verbucht. Ansonsten ist der Filmemacher durch seine früheren Werke in bester Erinnerung geblieben. Schließlich hat er mit Werken wie „Bube Dame König grAs“ und „Snatch - Schweine und Diamanten“ absolute Kultstreifen des Gangsterfilm-Genres abgeliefert. Und selbst wenn ein „RocknRolla“ nicht ganz an diese Arbeiten heranreicht, so markiert er doch ein fulminantes Comeback, welches sich in der aktuellen Arbeit des Engländers („Sherlock Holmes“) fortsetzen dürfte.

Ganz im Stile seiner alten Filmerfolge und mit der erneut typischen Handschrift, spinnt Guy Ritchie eine Gangsterstory, die eine Vielzahl von Handlungsfäden gekonnt miteinander verwebt. Das Resultat ist ein gelungener Mix aus brutaler Action und absurder Komik. Ein cooler Film, der zu keinem Zeitpunkt an Tempo verliert. Und selbst wenn, würde dies durch den rasanten Schnitt und ein Spiel mit Zeitlupe und -raffer kaschiert. Ein mitreißender Soundtrack tut sein Übriges. Ein Film, der mangels Tiefe zwar nicht lange nachwirkt, doch dafür absolut kurzweilig unterhält. Exzessiv, laut und ohne Kompromisse - ein Film der das ist, was sein Titel verspricht: RocknRoll!

Gary Rohweder

London wächst nicht nur stetig, es verändert sich auch, so ist zu hören. Was für die Stadt insgesamt gilt, gilt auch für die Halbwelt der Metropole. Darüber hat Guy Ritchie in dem von ihm favorisierten Stil einen Film gedreht.

Die dunkelsten Geschäfte haben sich von der Drogenszene auf den Immobilienmarkt verlegt. Einer der auf diesem Sektor führenden Gangster ist Lenny Cole. Er weiß, wie man illegal große Projekte realisiert, wie man Behörden- oder Polizei-Vertreter besticht, wie man Konkurrenten klein kriegt. Er plant einen letzten großen Coup. Seine rechte Hand ist der wendige Archy. 

So einfach ist die Sache allerdings nicht. Denn die „Wild Bunch“-Bande, bestehend aus One Two, Mumbles und Handsome Bob, die sich bis jetzt mit Kleinstverbrechen begnügte, will sich ebenfalls ein Stück vom Immobilien-Kuchen sichern und dürfte so zwangsläufig Lenny in die Quere kommen.

Russisches Kapital wirft der Milliardär Uri Obomavich auf den Londoner Markt. Er will zwar mit Lenny ein Geschäft machen, doch zu trauen ist natürlich auch ihm nicht. Notfalls zahlt er einfach überall die doppelte Summe; bei ihm spielt Geld keine Rolle. Seine „Sekretärin“ Stella, ebenso clever wie ehrgeizig, verliebt sich in One Two, was wiederum die Erfolgsaussichten der beiden schwächt.

Eine undurchsichtige Rolle spielen schließlich Lennys tot geglaubter Stiefsohn, der Musiker Johnny, sowie die beiden Amerikaner Roman und Mickey, die Johnnys letzte CD produziert haben.

Alle stehen miteinander in irgendeiner legalen oder illegalen Beziehung, dabei sucht einer den anderen übers Ohr zu hauen. So ist eine verschachtelte Geschichte mit Scheinfreundschaften, Intrigen, Verfolgungen und Kämpfen entstanden, all das in einem äußerst turbulenten Stil, dem auch die Ironie und der Humor nicht gänzlich fehlen. Alle wandeln auf einem schmalen Grat. Es ist wie auf einer Zigarettenschachtel, sagt einer: auf der einen Seite ein viel versprechendes Design, auf der anderen die eindeutige Warnung vor dem Tod.

Und wie gesagt: Ritchie wollte auch die tief greifenden Veränderungen zeigen, die in seinem London vor sich gehen. An den gewählten Schauplätzen wird das zum Teil sichtbar.

Die vielköpfige Schauspielertruppe, darunter die Ikone Tom Wilkinson, leistet routinierte Arbeit.

Für Liebhaber von Action-Reißern.

Thomas Engel