Superclassico… Meine Frau will heiraten

Zum Vergrößern klicken

In Dänemark avancierte sie zum Publikumshit - kein Wunder, denn die temperamentvolle Beziehungskomödie „Superclassico ... meine Frau will heiraten!“ um einen nordischen Ehemann, der seine Frau kurz vor der Scheidung von ihren jungen Latin Lover in Buenos Aires wieder zurückgewinnen will, macht einfach gute Laune. Vor allem Dogma-Queen Paprika Steen („Das Fest“) beweist bei diesem turbulenten Culture-Clash erneut ihre Leinwand-Präsenz. Mit dem bewährten Konzept des klassischen „Fish-out-of-Water“-Szenarios sorgt der ehemalige Dogma-Regisseur Ole Christian Madsen zudem für absurde Situationskomik und erfrischenden Wortwitz.

Webseite: www.superclassico.x-verleih.de

Dänemark 2011
Regie: Ole Christian Madsen
Buch: Ole Christian Madsen, Anders Frithiof August
Darsteller: Anders W. Berthelsen, Paprika Steen, Jamie Morton, Adriana Mascialino, Sebastián Estevanez
Länge: 99 Minuten
Verleih: X-Verleih
Kinostart: 3. Mai 2012

PRESSESTIMMEN:

...

FILMKRITIK:

Superclássico in Buenos Aires. Die lateinamerikanische Metropole am Rio De la Plata steht Kopf. Grund: Das Fußballspiel zwischen Boca Juniors und River Plate. Verwirrt von der betäubenden Intensität irrt der Däne Christian (Anders W. Berthelsen) mit seinem 16jährigen Sohn Oscar durch die Stadt. Fußball sagt ihm wenig. Doch seine Frau Anna (Paprika Steen) hat sich ausgerechnet in den südamerikanischen Fußballstar Juan Diaz (Sebastian Estevanez) verliebt und will sich jetzt scheiden lassen. Für den gescheiterten Weinhändler aus Kopenhagen ein weiterer Schlag. Doch der gehörnte Gatte aus dem Norden gibt nicht auf.

Offiziell will er ihr nur die Scheidungspapiere bringen. In Wirklichkeit hofft Christian inständig auf eine zweite Chance bei der inzwischen erfolgreichen Fußball-Managerin. Dabei tappt der abgerutschte Kleinbürger im Wettstreit mit dem jüngeren Latin-Lover von einem Fettnäpfchen ins nächste. Denn gegen die Kicker-Liebe scheint kein Kraut gewachsen. Und so versinkt Christian zunächst in Selbstmitleid. Als sich jedoch Sohn Oscar in sein erstes multikulturelles Liebesabenteuer stürzt sind beide Eltern gefordert.

Dabei überzeugt besonders die impulsive Ausdruckskraft von Dogma-Queen Paprika Steen. Es macht Spaß, der Tochter eines Jazzmusikers dabei zuzusehen, wie sie die verschiedenen Aspekte ihrer Rolle ausbalanciert - eine Könnerin, die es nicht nötig hat aufzutrumpfen. Ihr Spektrum umfasst alle Arten gestandener Frauen, die mitten im Leben stehen. Blonde nichtssagende Stöckelgeschöpfe oder Anhängsel an seiner Seite zu geben blieb der Mutter eines Sohnes erspart. Inzwischen führt die Kopenhagenerin, die als einzige Schauspielerin in allen drei Dogma-Filmen auftrat und damit dänische Filmgeschichte schrieb, bereits selbst Regie.

Aber auch der dänische Charakterdarsteller Anders W. Berthelsen, dem mit der männlichen Hauptrolle in Søren Kragh-Jacobsens Dogma-Film „Mifune“ der internationale Durchbruch gelang, macht als verunsicherter Durchschnitts-Ehemann eine gute Figur. Bereits in Lone Scherfigs Tragikomödie „Italienisch für Anfänger“ spielte sich der 43jährige als sensibler Priester in die Herzen des Publikums. In den Nebenrollen glänzt, neben der professionell aufspielenden argentinischen Schauspielercrew, vor allem Jamie Morton. Der 19jährige verkörpert den genervten Sohn, der sich den elterlichen Streitereien entzieht, sehr authentisch.

An genretypischen Klischees fehlt es der charmanten Culture-Clash-Komödie nicht, angefangen von rasanten Verbalattacken bis hin zu alkoholbedingten Lebensbeichten. Spielerisch und voller Ironie gehen die Schauspieler damit um und überbrücken damit auch kleine dramaturgische Durchhänger. Denn trotz aller absurden Komik, überspannt Regisseur Ole Christian Madsen („Tage des Zorns“) den Bogen nicht. Schließlich besitzt sein Film alles, was eine gute Komödie braucht: ein spritziges Drehbuch mit pointierten Dialogen, treffende Bilder und einen guten Schuss nostalgische Rührung.

Und trotzdem bleibt am Ende kein Raum zur Wirklichkeitsflucht. Mit lebensbejahender Heiterkeit deckt der ehemalige Dogma-Regisseur unspektakulär Schwächen und Lebenslügen auf. Denn dänische Filme tragen, auch wenn sie längst keine puristischen „Dogma“-Produktionen mehr sind, immer noch eine Art Echtheitssiegel: Dänen lügen nicht. Und so verschreckt die Konkurrenz Hollywoods das dänische Kino schon lange nicht mehr. Es behauptet sich nach wie vor gegen die von illusionistischen Hollywoodfilmen geprägten Sehgewohnheiten. Gleichzeitig scheint Dänemark, wie auch andere skandinavische Ländern, eine wahre Fundgrube für die amerikanische Kino-Seele. So bediente sich Hollywood in der Vergangenheit immer wieder im Fundus skandinavischen Filmschaffens.

Luitgard Koch

.