Todesreiter von Darfur, Die

Zum Vergrößern klicken

Ein ehemaliger US-Marine-Soldat erlebt die Unruhen in der sudanesischen Provinz aus nächster Nähe und hält die von der Regierung praktizierten Massenmorde fotografisch fest. Die packende Dokumentation von Annie Sundberg und Ricki Stern deckt nicht nur weitere Kriegsgräuel auf, sondern erzählt die Geschichte eines Mannes auf der Suche nach Gerechtigkeit.

Webseite: www.thedevilcameonhorseback.com

OT: The Devil Came on Horseback
USA 2007
Regie: Annie Sundberg & Ricki Stern
Darsteller: Brian Steidle
Länge: 82 Minuten
Verleih: Polyband
Start: 28.8.2008

PRESSESTIMMEN:

Ein aufrüttelnder Film über den Sudan (...) (er gibt) erschütternde Einblicke in die Hölle von Darfur – der Film ist das schockierende Dokument eines Völkermords, der nach wie vor andauert.
Titel Thesen Temperamente - ARD

...weitere Pressestimmen auf film-zeit.de

FILMKRITIK:

Der ethnische Konflikt zwischen arabischen und afrikanischen Gruppen in der sudanesischen Region von Darfur wird gegenwärtig als die schlimmste humanitäre Krise der Welt bezeichnet. Seit Ausbruch der Kämpfe vor wenigen Jahren sind fast 500.000 Menschen umgekommen, während 2,5 Millionen ihre Heimat verloren haben und zu großen Teilen in den Tschad geflohen sind. Längst sprechen auch internationale Beobachter von einem Genozid, der von der arabischstämmigen Staatsregierung in Khartum praktiziert wird, die den afrikanischen Bevölkerungsanteil in der aufständischen Region von Darfur „ethnisch säubern“ will. 

Der Bürgerkrieg dauert seit 20 Jahren an – der Dokumentarfilm von Annie Sundberg und Ricki Stern erzählt jetzt die aufrüttelnde Geschichte des ehemaligen US-Marineinfanteristen Brian Steidle, der 2002 den vereinbarten Waffenstillstand vor Ort in Darfur beobachten soll. Auf sich allein gestellt und nur mit einer Kamera bewaffnet, dokumentiert Steidle die aufkeimenden Unruhen. Dort, wo es keine Journalisten gibt, wird er Zeuge, wie die Dschandjawid – arabischstämmige Milizen, die von der Regierung rekrutiert wurden – auf Pferden in die Dörfer geritten kommen und die afrikanischen Bewohner abmetzeln und Frauen vergewaltigen. In Retrospektive erzählt der Amerikaner von seinen traumatischen Erlebnissen und der unbändigen Ohnmacht, hilflos das Morden zu beobachten.
In schnellen Schnitten und harten Sounds dokumentiert der Film fortan Brian Steidles Kampf gegen Windmühlen in seiner amerikanischen Heimat. Auf der Suche nach einer Form der Öffentlichkeit, um auf den Genozid im Sudan aufmerksam zu machen, überzeugt er schließlich einen Reporter der New York Times seine Geschichte und die skandalösen Fotos zu drucken. Dabei verhandelt der Film verschiedene moralische Grundsätze: Auf der einen zeigt er die Pflicht eines einzelnen Mannes, der sich auf eine scheinbar endlose Tour de Force begibt, um für ein Gerechtigkeit zu kämpfen. Gleichzeitig wird dieses Engagement von den Filmemachern nicht glorifiziert, sondern auch die Chancen auf einen kleinen Erfolg kritisch hinterfragt.

Letztlich bleibt es ein nahezu aussichtsloser Kampf, obwohl Brian Steidle durch sämtliche US-Talkshows tingelt. Die Tatsache, dass ein gegenwärtig praktizierter Völkermassenmord auch nicht von einer internationalen Staatengemeinschaft aufgehalten werden kann, ist die eigentliche Tragödie in diesem Film, der in emotionalen und schonungslosen Bildern die Schicksale der Opfer und deren Hinterbliebenen zeigt. 

David Siems