Tucker & Dale vs. Evil

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Beim Fantasy-Filmfest 2010 hat sich Eli Craigs Spielfilmdebütfilm schnell zum Publikumsfavoriten gemausert. Zurecht. Wie er eine Horde verwöhnter Jugendlicher beim Anblick von zwei hinterwäldlerisch aussehenden Zeitgenossen in panisch-hysterischer Manier unter Anwendung typischer Horror- und Splatterfilmklischees ins Verderben laufen lässt, das ist hier zwar durchaus schockierend, aber auch herzerfrischend komisch dargestellt und erzählt. Dem sich zuletzt an Stereotypen abarbeitenden Genre tut die Umkehrung der Gut-/Böse-Verhältnisse richtig gut.

Webseite: www.tuckeranddale.com

USA 2010
Regie: Eli Craig
Darsteller: Tyler Labine, Alan Tudyk, Katrina Bowden, Jesse Moss, Brandon Jay McLaren, Christie Laing
89 Minuten
Verleih: Central Film
Start am 10.2.2011
 

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Vielleicht ist es um ein paar Ecken gedacht, aber in gewisser Weise funktioniert Eli Craigs Splatterkomödie nach dem Prinzip von Didi Hallervordens Witz von der Kuh Elsa, deren Tod die Folge einer Verkettung unglücklicher Umstände ist. Im Fall von „Tucker & Dale vs. Evil“ könnte er mit der Nachricht beginnen, dass Tucker während eines Wochenendausflugs in den einsamen Wäldern West Virginias bei Sägearbeiten einen Wespenschwarm aufgescheucht hat und daraufhin gestochen wurde. Dass bei seiner Flucht vor den aggressiven Insekten ein verängstigter Teilnehmer einer Gruppe eingeschüchterter Jugendlicher bereits vom Aussehen der friedlichen Hillbillies sein eigenes Leben bedroht sieht, blindlings in einen spitzen Ast stolpert und dabei ums Leben kommt, ist in diesem Fall nur eines von noch vielen weiteren unglücklichen wie zufälligen Ereignissen, die das vermeintlich idyllische Ferienwochenende für alle Beteiligten zu einer blutgetränkten und teilweise tödlichen Erfahrung machen.

In die erste Falle tappen die jungen College-Kids schon bei der Anreise. Als sie von den in ihrem mit Kettensägen beladenen Pick-Up ins Wochenende fahrenden Freunden Tucker und Dale überholt werden, stecken sie diese aufgrund ihres ungepflegt wirkenden Aussehens gleich in jene Schublade von Mensch, die ihnen aus einschlägigen Horrorfilmen als die Verkörperung des Bösen bekannt ist. Aus dieser Schublade können sich Tucker und Dale nicht mehr befreien. Nach einem schon an der Tankstelle missratenen Annäherungsversuch des schüchternen Dale an die darob angegruselte Allison sowie später ihrer als Entführung interpretierten Rettung nach einem unglücklichen Plumps in einen morastigen Fischtümpel fühlen sich die Kids in ihrer Vermutung bestätigt. Ihre Versuche, Tucker und Dale unschädlich zu machen und Allison zu befreien scheitern auf tragische Weise. Umgekehrt glauben die beiden Buddies, dass die aufgebrachten, offenbar den eigenen Tod nicht scheuenden Kids ihnen an den Kragen wollen. Selbst Allison, die inzwischen erkannt hat, was hier schief läuft, kann den Alptraum nicht mehr stoppen.

Eli Craig spielt in seinem Spielfilmdebüt mit den Mustern und Klischees Von Genre-Klassikern wie „Texas Chainsaw Massacre“ und „The Hills have eyes“. Filme, die, so darf man hier getrost annehmen, auch die jungen Protagonisten gesehen haben und sich nun selbst als Opfer eines wahr gewordenen Alptraums wähnen. Dass ihr Verhalten zu einem ähnlich tödlichen Ergebnis führt, macht, auch unter Berücksichtigung der teils obskuren Todesarten, den Spaß dieser herrlichen und mit einem guten Timing ausgestatteten Parodie aus. Erstaunlich, wie dieser Film durch die simple Umkehrung der Gut- und Böse-Rollenverteilung seine Wucht entfaltet und Klischeebilder mit seinen eigenen Waffen entlarvt.

Die auf der Kinoleinwand bislang kaum bekannten Darsteller – Tyler Labine und Alan Tudyk als vermeintliche Psycho-Rednecks, Katrina Bowden als ihr „Opfer“ - machen dabei einen exzellenten Job. Ähnlich wie auch bei Didi Hallervordens Witz versteht es dieser Splatterspaß, aus einer im Grunde harmlosen Sache durch sein komödiantisches Gespür und die Aneinanderreihung von sich in ihren Auswirkungen und Ausprägungen steigernden Zufällen ein aus Zuschauersicht erheiterndes Horrorszenario zu verwandeln. Um den ein oder anderen Blutspritzer freilich geht auch das nicht ab.

Thomas Volkmann

Tucker und Dale, zwei Kumpel, fahren in ihre Waldhütte. Acht College-Studenten sind zur gleichen Zeit unterwegs zum Campen. Da Tucker und Dale etwas verwildert und nicht gerade vertrauenerweckend aussehen, löst bei der ersten Begegnung ihr Anblick bei den College-Boys und –Girls einen völlig falschen, missverständlichen und folgenschweren Eindruck aus.

Die College-Jugendlichen sind beim Baden am See. Tucker und Dale beim Angeln. Einer der Studenten, Chad, will Allison, eine Kollegin, anmachen. Sie legt darauf keinen Wert, eilt zum See, um zu baden, rutscht von einem Felsen ab und stürzt ins Wasser.

Tucker und Dale retten die Bewusstlose, behalten sie eine Weile bei sich in ihrer Hütte und pflegen sie. Die College-Leute meinen, es handle sich um eine Entführung. Also müssen sie Allison eben zu befreien versuchen.

Aus diesem Missverständnis heraus entsteht ein heilloses Durcheinander, bei dem haufenweise Tote gibt, und zwar kommen die Studenten meist aus eigener Schuld und Ungeschicklichkeit ums Leben.

Wird es dennoch halbwegs gut enden?

Eine reine Parodie auf die zahllosen Splatter- und Horrorfilme. Dabei sogar originell und unterhaltsam gemacht, wenn auch natürlich völlig anspruchslos. Gute Einfälle fehlen nicht, die Dialoge sind zum Teil lustig. Natürlich wird mit Entsetzen Scherz getrieben, vielleicht mögen das nicht alle. Aber ein wenig Ironie ist ja nicht schädlich.

Der Film kommt aus Kanada. Tyler Labine spielt den Dale – und dies mit treffendem komischem Engagement. Aland Tudyez ist Tucker, der Mann, der dem reichlich einfältigen – oder besser: einfältig scheinenden – Dale eine aktivere Lebensform und Erfolg bei den Frauen beibringen will. Sein Spiel ist ebenfalls ausgezeichnet. Das gilt sogar für die College-Studenten.

Eine parodistische Splatter-Komödie, die einen ganz ordentlichen Unterhaltungswert besitzt.

Thomas Engel