Twelve

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Die Romanverfilmung „Twelve“ wirft einen bitteren Blick in die Leben gelangweilter, reicher Großstadtkids. Die vornehme New Yorker Upper East Side wird darin zum Schauplatz ausschweifender Partys und fast selbstverständlicher Drogentrips. Der mit durchweg hübschen Jungstars besetzte Ensemblefilm basiert auf der Vorlage eines Insiders: Mit nur 17 Jahren schrieb Nick McDonell über eine kaputte Jugendszene, der er selbst lange Zeit angehörte. Aus ihm sprechen Wut, Frust und Resignation.

Webseite: kino.tobis.de

USA 2010
Regie: Joel Schumacher
Drehbuch: Jordan Melamed nach der Romanvorlage „Zwölf“ von Nick McDonell
Musik: Harry Gregson-Williams
Darsteller: Chace Crawford, Emma Roberts, Curtis Jackson, Rory Culkin, Emily Meade, Esti Ginzberg, Billy Magnussen
Kinostart: 14.10.2010
Laufzeit: 93 Minuten
Verleih: Tobis

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Die Upper East Side zählt zu den nobelsten Gegenden Manhattans. Dort leben Menschen, die sich zumindest über ihr finanzielles Auskommen keine wirklichen Sorgen mehr machen müssen. Die Kinder dieser vornehmen Gesellschaft vergnügen sich auf exklusiven Partys, trinken Champagner und leben auch sonst so dekadent wie nur irgendwie möglich. Zumindest suggeriert uns das Jugend-Portrait „Twelve“ ein derart radikales Bild auf den Nachwuchs der New Yorker High Society. Die Vorlage zum Film stammt von einem, der es eigentlich wissen muss: Nick McDonell wuchs in der Gegend um den Central Park auf. Mit gerade einmal 17 Jahren schrieb er seinen Roman „Twelve“. Kurz nach der Jahrtausendwende erklomm dieser die Bestsellerlisten und avancierte bei seinen meist jungen Lesern rasch zu einer Kultlektüre.

Egal, wohin man auch blickt, die Geschichte kreist fortlaufend um Exzentriker, Egomanen und – pardon – reiche Arschlöcher. Die Hauptfigur White Mike (Chace Crawford), McDonells Alter Ego, eignet sich noch am ehesten als Identifikationsfigur und Sympathieträger. Nach dem Krebstod seiner Mutter hat er die High School geschmissen. Seitdem ist er bei den Kids in seinem Viertel vor allem dafür bekannt, dass er sie mit Partydrogen wie Marihuana, Kokain und Ecstasy versorgt. Er selbst lässt hingegen von solchen Dingen die Finger. Auch fällt es ihm zunehmend schwer, anderen Menschen ehrlich zu begegnen und ein echtes Vertrauensverhältnis zu ihnen aufzubauen. Sogar seiner alten Schuldfreundin Molly (Emma Roberts) mag er sich nicht anvertrauen und das, obwohl er mehr als nur freundschaftliche Gefühle für sie hat.

Film wie Buch beschreiben mit einer fast schon rauschhaften Rastlosigkeit Mikes soziales Umfeld, sein kurzes Ein- und Abtauchen in eine selbstverliebte Welt des schönen Scheins, in der es vorrangig darum geht, wer das teuerste Auto fährt und die größte Party ausrichtet. Auf einer dieser Privatpartys laufen die zuvor ausgelegten, recht oberflächlich skizzierten Erzählstränge zusammen. Dort kommt es schließlich auch zur Katastrophe, die sich zuvor bereits lange ankündigte und die im Moment ihres Eintreffens dennoch nicht die beabsichtigte Wirkung verfehlt. „Twelve“ evoziert dabei weniger ein fiebriges Sichhineinversetzen als vielmehr Mitleid mit jungen Menschen, die meist berauscht und zugedröhnt durch eine bedrückende Leere taumeln.

Der von Altmeister Joel Schumacher mit großer Routine inszenierte Film verlegt den in Larry Clarks radikaler Jugendstudie „Kids“ beschriebenen Mikrokosmos in die besten Kreise der Stadt. Allein die Bilder sind hier Hochglanz, die Darsteller durchweg Modelltypen und der Sex deutlich weniger explizit. Aufgrund der Vielzahl an Figuren und Episoden geht „Twelve“ nie wirklich in die Tiefe, was schade ist, aber durchaus dem Geist der Vorlage entspricht. Es bleibt bei einer fixen Hetzjagd durch kaputte Leben, an deren Ende der große Knall und ein bitteres Eingeständnis steht.

Marcus Wessel

Gehobenes High-School-Milieu. Allerdings ist das Verhalten der Damen und Herren nicht immer so hoch und so gut, wie es der gesellschaftlichen Stellung entspräche.

Die Eltern sind abwesend, für die Jugend Gelegenheit, Party zu machen.

White Mike mag Molly gern, verheimlicht ihr aber, dass er mit Drogen dealt und zwar unter anderem mit dem neuen Stoff „Twelfe“, der es in sich hat.

Paradoxerweise ist White Mike nur Händler, selber rührt er die Drogen nicht an. Auch Alkohol trinkt er nicht. Sein Cousin Charlie hingegen ist scharf auf Twelve und will sich damit versorgen, als der Dealer Lionel dieses Rauschgift anbietet. Charlie wird dabei getötet. Unter Mordverdacht gerät dann Mikes bester Freund Hunter. Höchste Gefahr jedoch auch für Mike, da die Polizei jetzt ermittelt und verhört.

Ein Ereignis steht an. Die gerne im Vordergrund stehende und dabei auch vor schäbigen Mitteln nicht zurückschreckende Sara bereitet ihre Geburtstagsfeier vor. Wer will, dass man von ihr etwas hält, muss dabei sein. White Mikes Bruder allerdings, schon lange aus der Rolle fallend, lässt es zur Katastrophe kommen.

Sicher, das Milieu ist aufgeputscht, Überspitzungen fehlen in diesem Film nicht, die Dramaturgie ist manchmal forciert, die Jugendlichen übertreiben zuweilen, die Intensität des Ganzen ist ein wenig gekünstelt – aber es ist eben auch viel Wahres dran. In unzähligen „Partys“ läuft es so oder ähnlich ab.

Joel Schumacher ist ein alter Hase. Auf sein Konto gehen schon eine ganz Reihe guter Filme. Er weiß, wie man so etwas anpackt. Als Grundlage diente übrigens Nick McDonells Kultroman.

Im Großen und Ganzen ist es ein passabler Film über ein Doppelleben, über jugendliche Maßlosigkeit und über deren tragische Konsequenzen in formal und regiemäßig doch überzeugendem Stil geworden.

Der Serienstar Chace Crawford spielt diesen White Mike glänzend. Im Übrigen bringen die Superstars schon längst wie hier ihre Verwandten und Nachkommen beim Hollywood-Film als Nachwuchsschauspieler unter: Emma Roberts (Nichte von Julia Roberts), Rory Culkin (kleinerer Bruder von Macauly Culkin), Zoe Kravitz (Tochter von Lenny Kravitz) usw.

Thomas Engel