Und wenn wir alle zusammenziehen

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Fünf langjährige Freunde, allesamt Rentner, beschließen zusammenzuziehen, in eine Art Alten-WG. Doch die Tücken des Alters sorgen für allerlei Probleme, zumal Krankheiten und schließlich gar der Tod unausweichlich näher kommen. Ein schöner Film über das Älterwerden, der vor allem mit einer tollen Besetzung aufwarten kann, nämlich Geraldine Chaplin, Jane Fonda, Pierre Richard und Daniel Brühl.

Webseite: zusammen.pandorafilm.de

Deutschland, Frankreich 2011
Regie, Buch; Stephane Robelin
Darsteller: Geraldine Chaplin, Jane Fonda, Pierre Richard, Guy Bedos, Daniel Brühl, Claude Rich
Länge: 96 Minuten
Verleih: Pandora Film
Kinostart: 1. März 2012

PRESSESTIMMEN:

Fünf Menschen, die das Leben lieben, wollen nicht ab irgendeinem Geburtstag damit aufhören... Mit viel Humor und Herzenswärme... Ein charmanter Film, der berührt...
BRIGITTE

Ein ebenso anrührendes wie heiteres Generationenporträt.
Spiegel Online

Heitere Komödie mit wolkigen Einschlägen und einem tollen Ensemble von Altstars des französischen und amerikanischen Kinos.
KulturSPIEGEL

FILMKRITIK:

Sie kennen sich seit ewigen Zeiten und genießen nun, ohne materielle Sorgen, ihren Lebensabend: Die beiden Paare Annie und Jean, sowie Jeanne und Albert und der passionierte Single Claude. Während Annie (Geraldine Chaplin) und Jean (Guy Bedos) die körperlich Fittesten des Quartetts sind, plagen Jeanne (Jane Fonda) und Albert (Pierre Richard) zunehmend die unausweichlichen Alterskrankheiten. Jeanne leidet an einer unheilbaren, nicht näher genannten Krankheit und plant – als ehemalige Philosophielehrerin immer noch dem Existenzialismus verhaftet – ganz entspannt ihre Beerdigung, sucht einen Sarg und einen schönen Ruheplatz. Ihren Freunden verheimlicht sie jedoch die Krankheit und auch Albert ahnt nichts vom drohenden Schicksal seiner Frau. Angesichts seiner zunehmenden Gedächtnisprobleme würde es ihm ohnehin schwierig fallen, die Situation vollständig zu begreifen.

Schon länger hadern die Freunde mit den weiten Entfernungen, die sie zurücklegen müssen, um sich zu den ausgelassenen, oft auch feuchtfröhlichen Abendessen zu treffen. Doch erst ein Missgeschick des lüsternen Claude (Claude Rich) bringt den Ball ins Rollen: Auf dem Weg zu einer seiner Geliebten stürzt Claude und wird von seinem Sohn ins Altenheim gesteckt. Ein Anblick, den seine Freunde nicht ertragen. So greifen sie kurz entschlossen zur Tat, „entführen“ Claude und ziehen alle zusammen in das große Haus von Annie und Jean. Mit dabei: der junge deutsche Soziologietudent Dirk (Daniel Brühl), der ursprünglich nur engagiert wurde, um mit Alberts Hund Gassi zu gehen. Doch da er seine Diplomarbeit auf Jeannes Rat über die Situation der Alten im modernen Europa schreibt, dienen ihm die fünf Freunde als willkommenes Studienobjekt.

Es ist fraglos kein Zufall, dass in den zunehmend älter werdenden europäischen Gesellschaften auch immer mehr Filme gedreht werden, in denen Alte im Mittelpunkt stehen. War die Generation der Großeltern früher meist Nebenschauplatz in Filmen über Jüngere, stehen sie nun immer häufiger selbst im Mittelpunkt von Geschichten. Die oft nostalgisch, melancholisch angehaucht sind - man denke etwa an Michael Kliers „Alter und Schönheit.“ Auch Stephane Robelin lässt seinen Figuren viel Freiraum, verzichtet auf eine straffe Erzählung und verlässt sich ganz auf seine erfahrenen Darsteller. Besonders der inzwischen 77 Jahre alte Pierre Richard überzeugt dabei als alzheimerkranker Mann, der immer weniger von den Aktivitäten seiner Freunde mitbekommt und doch immer noch dabei ist.

Stilistisch ist „Und wenn wir alle zusammenziehen“ zwar eher schlicht, beschränkt sich Robelins Ambition auf das bloße Abfilmen des Geschehens, dafür gelingt es den fünf Hauptdarstellern, mit ihrem entspannten Spiel eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, in der unterschwellig viele Aspekte des Älterwerdens angesprochen werden.

Michael Meyns

Annie und Jean sowie Albert und Jeanne sind verheiratet und seit vielen Jahren befreundet. Der Single Claude kommt noch dazu, auch ein alter Kumpel der vier. Die Besonderheit: Keiner ist unter 70.

Sie sind oft zusammen, trinken einen oder spielen. Mit dem Alter kommen die Wehwehchen. Bei Albert melden sich Anzeichen von Demenz, Claudes Sexualleben ist stark eingeengt; es funktioniert nur noch mit Aktphotos, Viagra und Prostituierten. Annie und Jeanne blühen auch nicht mehr wie früher. Jeanne weiß zudem, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Annie ist fit und kann jeden Streit mit ihrem alten Straßenkämpfer Jean beilegen, indem sie ihn gelegentlich ins Bett zieht.

So ganz problemlos geht es bei den Fünfen also nicht. Ab und zu ein Schwächeanfall, der verirrte Albert, der ausgerissene Hund, die Auseinandersetzungen mit Claudes Sohn, der seinen Vater ins Altersheim abschieben will, die heftige Eifersucht nach der Aufdeckung eines viele Jahre streng gehüteten Geheimnisses.

Da passt es, das quasi als Mädchen für alles der deutsche Ethnologiestudent Dirk zugezogen wird, zumal der über das Altern in Europa arbeitet. Auf ihren Spaziergängen durch den Park, in dem Jeanne ihr Grab – mit einem Sarg der Farbe pink – aussucht, kommen sie und Dirk sich menschlich näher.

Übrigens: zusammenziehen (Titel) tun sie auch noch alle.

Als ob der Jugendwahn vorbei wäre, exerzieren hier ältere Herrschaften vor, was aus der mehr oder minder langen „Endzeit“ noch alles herauszuholen ist. Ziemlich viel. Die Lebenskurven gehen zwar rauf und runter, aber der eheliche und freundschaftliche Zusammenhalt sowie die Genugtuung, dem Tod noch ein Schnippchen zu schlagen, behalten doch die Oberhand. Die traurige Ausnahme, die die Regel bestätigt: Jeanne.

Hut ab vor dem Drehbuchautor und Regisseur, der das alles sensibel und nicht unecht zusammenschrieb, zusammenstellte und zusammeninszenierte.

Geraldine Chaplin (Annie), Jane Fonda (Jeanne), Claude Rich (Claude), Pierre Richard (Albert), Guy Bedos (Jean) und nicht zuletzt Daniel Brühl (Dirk), das sind Namen, die für schauspielerische Qualität von vornherein bürgen. Und so ist es denn auch. Ihnen zuzuschauen ist alles in allem schon ein Genuss.

Thomas Engel