Unter dem Regenbogen

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Agnès Jaoui und Jean-Pierre Bacri sind das Traumpaar des französischen Arthouse-Kinos. Für ihre warmherzigen Ensemble-Dramödien unter Pariser Intellektuellen wie „Lust auf Anderes“ und „Schau mich an“ wurden sie gefeiert. Jetzt kehren die beiden nach längerer Kreativpause wieder zurück auf die Leinwand. In „Unter dem Regenbogen“ bleiben sie den verkrachten Existenzen und strapazierten Beziehungsgeflechten treu. Diesmal spielen Märchenmotive eine wichtige Rolle. In Frankreich lockte der Film über eine Million Besucher in die Kinos.

Webseite: www.filmkinotext.de

Au bout du conte
Frankreich 2013
Regie: Agnès Jaoui
Buch: Agnès Jaoui, Jean-Pierre Bacri
Darsteller: Agathe Bonitzer, Arthur Dupont, Jean-Pierre Bacri, Agnès Jaoui, Banjamin Biolay
Länge: 112 Minuten
Verleih: Film Kino Text
Kinostart: 17. Oktober 2013

PRESSESTIMMEN:

"Ein heiter-melancholischer Ensemblefilm... Die (...) Tragikomödie überzeugt vor allem durch ihre ideenreiche Gestaltung."
film-dienst

„Herrlich! … einmal mehr eine Komödie par excellence und ein Fest der pointierten Dialoge…“
PLAYER

"Ein wunderbar eigensinniger Film, der das heutige Paris mit den märchenhaften Elementen kontrastiert, die in jedem Leben stecken – sofern man nur genau hinschaut. Sehenswert.“
SPIELFILM.de

„Märchenhafte Comédie humaine mit Wortwitz, Melancholie und Ironie vom "Lust auf Anderes"-Autoren-Schauspieler-Duo Agnès Jaoui und Jean-Pierre Bacri.
Bacri läuft zur Höchstform auf.“
KINO.de

FILMKRITIK:

Laura (Agathe Bonitzer) ist 24 Jahre alt und glaubt fest daran, dass ihr Märchenprinz eines Tages ihren Weg kreuzen wird. Bei einer Party ist sie sicher, ihm gegenüber zu stehen: Sandro (Arthur Dupont) studiert Musik und wartet auf seinen Durchbruch als Komponist. Dummerweise spielt er für seine Mama auch den Chauffeur und muss ganz plötzlich los, um sie von der Arbeit abzuholen. Kurz verlieren sich Laura und Sandro aus den Augen, nur um dann noch heftiger zusammenzustoßen. Sandros Vater Pierre (Jean-Pierre Bacri) ist dagegen überzeugt davon, dass seine Zeit abgelaufen ist. Eine Wahrsagerin hat ihm vor Jahrzehnten sein Todesdatum vorhergesagt, und in wenigen Tagen ist es soweit. Die Laune des Fahrlehrers und Stinkstiefels verbessert diese Aussicht nicht gerade, und das Verhältnis zu seinem Sohn auch nicht. Ausgerechnet jetzt nervt ihn auch noch Lauras Tante Marianne (Agnès Jaoui), die endlich ihre akute Fahrangst überwinden will.

Die Filme von Jaoui und Bacri liefern das, was man in Deutschland traditionell vom französischen Kino erwartet: Elegante Tragikomödien mit anspielungsreichen Dialogen und schönen, schlauen Figuren. Und es geht natürlich um die Liebe. Noch dazu spielten bisher immer Chansons eine wichtige Rolle. Das ist jetzt anders. In „Unter dem Regenbogen“ halten deutsche Märchen Einzug. Aber keine Sorge, die französische Leichtigkeit geht dem Film dennoch nicht verloren.

Das liegt vor allem daran, dass Jaoui und Bacri ihrem Drehbuch kein Konzept überstülpen, unter dem die Geschichte nicht mehr atmen kann. Vor allem für die erste Hälfte des Films sind die Anspielungen auf Grimms Märchenkiste wichtig, die Figuren erfahren dabei aber eine Neuinterpretation. So ist Aschenputtel hier unschwer als Mann zu erkennen, der böse Wolf geht im Schafspelz des romantischen Liebhabers umher, ein König und die böse Hexe gehören genauso zum Figurenkabinett wie die gute Großmutter, die hier zur Tante wird. Auch die Bildsprache spielt mit der Märchenwelt - Aquarelle an der Wand entwickeln ein Eigenleben, auch ein Teddybär winkt in die Kamera.

Jaoui und Bacri haben es aber glücklicherweise nicht nötig, die Idee des märchenhaften zum Zentrum ihres Films zu machen. Ihr Erfindungsreichtum geht darüber hinaus. So bleiben diese Elemente witzige Zutaten, die im Verlauf des Films aber immer unwichtiger werden. Im Gegenteil, die Drehbuchautoren scheinen viel interessierter daran, ihre Figuren mit der Wirklichkeit zu konfrontieren und zu sehen, welche dramaturgischen Funken dieser Aufeinanderprall schlägt. Das bleibt an der Oberfläche und ergibt eine schöne romantische Komödie, ohne auf die tiefer liegenden dunkleren Schichten zu stoßen, die frühere Jaoui/Bacri-Komödien durchaus erreichten. Sogar der schlecht gelaunte Kauz, den Jean-Pierre Bacri wieder wunderbar gibt, darf sich diesmal grundlegend wandeln.

Oliver Kaever