Waechter der Wueste

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Neun Monate lang filmten Regisseur James Honeyborne und sein Team von der renommierten BBC Natural History Unit das Leben einer Erdmännchen-Familie in der afrikanischen Kalahari-Wüste. Der tägliche Überlebenskampf wird durch verniedlichende Dialogstimmen kindgerecht erzählt und ist somit ein Film für jüngere Zuschauer.

Webseite: www.senator.de

Großbritannien 2008
OT: The Meerkats
Regie: James Honeyborne
Länge: 83 Minuten
Verleih: Central
Kinostart: 20.11.2008

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Sonne, Hitze, Wüste und Sand – die Kalahari-Wüste ist eine der trockensten Regionen von Afrika und gleichzeitig Schauplatz einer weiteren Tierdokumentation, die ihren Weg auf die Kinoleinwand findet. Hauptdarsteller in diesem Wüstenmärchen ist das neugeborene Erdmännchen Kolo, das mit seiner Familie die meiste Zeit des Tages in den kühlen Tunneln des heimatlichen Höhlenbaus lebt, um der Hitze zu trotzen. Weil daraus aber noch keine abendfüllende Erzählung wird, erweitert Regisseur James Honeyborne seine Tierschau um Giraffen, Adlern, Schlangen, Löwen und allerlei Kleinstgetier, das für die Erdmännchen zum gefundenen Fressen wird. Angereichert mit dem dramaturgischen Trick um die knisternde Spannung des täglichen Überlebenskampfes entsteht dabei eine aufs kindliche Auge zugeschnittene Naturdokumentation über den Kreislauf von Leben und Tod in der Wüste. 

Bei dem Versuch, das Gezeigte in eine poetische Bildsprache zu verwandeln, entstehen, wie so oft in diesem Genre, beeindruckende Momente von absoluter Überzeugungskraft. Im Mittelpunkt steht dabei das wiederkehrende und fulminante Motiv des Jägers und Gejagten. Sei es die gelbe Cap-Cobra oder der riesige Greifadler, beide gehören zu den großen Feinden der ach so possierlichen Erdmännchen, die von ihren Peinigern sogar bis in ihren Bau verfolgt und auf spektakuläre Weise von der Kamera begleitet werden. Dass sich besagte Feinde der Erdmännchen am Schluss gegenseitig zu Opfern machen, verdeutlicht die Ironie des Schicksals, die auch vor der Nahrungskette im Tierreich keinen Halt macht.  

So umwerfend der Film auf der optischen Seite ist, so ärgerlich zeigt er allerdings sich von seiner auditiven Seite. Nach dem Vorbild von „Die Reise der Pinguine“ ist es hier die Aufgabe von Erzähler Rufus Beck, nicht nur allerhand Fakten zu Flora und Fauna preiszugeben, sondern den Erdmännchen verniedlichende Stimmen zu geben, die sich im Vokabular bei präpubertärer Jugendsprache bedienen. Bei der Zielgruppe unter zwölf Jahren kommen die saloppen Dialoge gut an, ältere Kinogänger dürften dagegen die Stirn in Falten legen. Ohnehin lässt sich über so manche Textzeile grübeln, die zum Teil martialische Züge annimmt. Sätze wie „der Sommer verbreitet einen Hauch des Todes und das Überleben hängt am seidenen Faden“ oder „die ersten Regentropfen schlagen ein wie Bomben“ suggerieren entsprechende Dramatik, wirken aber überzogen und reißerisch.  

Mit dem jahrzehntelangen Erfolg, den die BBC Natural History Unit um Sir David Attenborough bereits mit „Unsere Erde“ und den TV-Serien „Blue Planet“ und „The Life of Mammals“ hatte, kann man ihnen den Erfolg bei einem noch größeren Publikum trotzdem nur wünschen, vor allem deshalb, weil es in diesem Fall auch James Honeyborne gelingt, das Genre des Tierfilms aus seiner starren, wissenschaftlichen Rhetorik zu befreien und einem Kinderpublikum zugängig zu machen. 

David Siems

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Naturfilme wie etwa „Die Reise der Pinguine“ oder „Unsere Erde“ hatten in letzter Zeit großen Erfolg. Kein Wunder, dass versucht wird, dieses Interesse auszubauen und auszunützen.

Bei den „Wächtern der Wüste“ handelt es sich um Erdmännchen, possierliche kleine Tiere. Diejenigen, um die es in der vorliegenden Tierdokumentation geht, leben in der südafrikanischen Kalahari-Wüste.

Sie bilden Familienclans, die 30 Mitglieder umfassen können; graben Höhlensysteme; benutzen aus verschiedenen Lauten bestehende Warnzeichen gegenüber Feinden; haben unter sich eine Arbeitsteilung; ernähren sich von Käfern, Spinnen, Skorpionen usw.; verteidigen, wenn es sein muss, ihr Revier gegen andere Erdmännchen-Clans; verkriechen sich, wenn gefährliche Gegner sich nähern, oder stellen sich ihnen mit Todesverachtung en groupe entgegen; widmen sich besonders der „Erziehung“ ihrer Jungen.

Es wird deutlich, wie viele Wochen und Monate man die Tierchen beobachtete; welche Naturfilm- und Kameraexperten am Werk waren; mit welchen Kleinkamera- und Infrarotmitteln man zu Werke ging – Tag und Nacht. Das jedenfalls ist mit einer beachtlichen Leistung verbunden.

Mindestens eine kleine Handlung musste ebenfalls her. Man erfand die des jungen Kolo: wie er wächst und gedeiht; was er alles lernen muss; wie er sich der zischenden Schlange und dem räuberischen Adler gegenüber verhält; wie er um seinen großen Bruder trauert; wie er sich allein auf der Flucht verirrt, glücklicherweise aber wieder nach Hause findet.

Viel ist mit dieser Handlung nicht los. Der Schwerpunkt liegt auf schönen Landschafts-, Wetter- und übrigen Naturaufnahmen, auf unzähligen Bildern der niedlichen Tiere, auf der – von Rufus Beck gesprochenen – Erzählung über ihre Art und ihr Leben.

Von den Produzenten von „Unsere Erde“ ein Tierfilm für spezielle Liebhaber und für die ganze Familie.

Thomas Engel