Zaytoun

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Ein israelischer Pilot und ein palästinensischer Waisenjunge bilden das ungleiche Gespann, dass im Laufe von Eran Riklis sehenswertem Drama „Zaytoun“ ihre gegenseitigen Vorurteile überwindet. Trotz einer bisweilen schematischen Geschichte gelingt dem israelischen Regisseur nach „Die syrische Braut“ und „Lemon Tree“ erneut ein differenzierter Film über den Nahostkonflikt.

Webseite: www.zaytoun.senator.de

Israel 2012
Regie: Eran Riklis
Buch: Nadar Rizq
Darsteller: Stephen Dorff, Abdallah El Akal, Alice Taglioni, Tarik Kopty, Loai Noufi, Ali Suliman
Länge: 110 Minuten
Verleih: Senator
Kinostart: 14. November 2013

PRESSESTIMMEN:

"Ein Märchen aus dem Nahen Osten, eine sehr emotionale, schöne Was-wäre-wenn-Geschichte:vom israelischen Regisseur Eran Riklis ('Die syrische Braut')."
Süddeutsche Zeitung

FILMKRITIK:

Beirut, 1982. Im Libanon tobt der Bürgerkrieg, in den sich zunehmend auch die israelische Armee einmischt. Zwischen den Fronten leben Palästinenser, die sich sowohl vor Angriffen libanesischer Milizen, als auch der Israelis in Acht nehmen müssen. Bei einem solchen Angriff kommt der Vater des 12jährigen Fahed (Abdallah El Akal) ums Leben, was den Jungen zu einem Leben im Flüchtlingslager zwingt. Eher unwillig als begeistert lässt er die Propaganda der älteren PLO-Führer über sich ergehen und nimmt am Waffentraining teil. Viel lieber streunt er mit seinen Freunden durch die Stadt, kickt einen Fußball vor sich her und hat einen großen Traum: Einen kleinen Olivenbaum, das Vermächtnis seines Vaters, in die Heimaterde einzupflanzen.

Die allerdings befindet sich im Gebiet Israels, scheint also unerreichbar. Doch da fällt in Gestalt des israelischen Piloten Yoni (Stephen Dorff) ein unerwarteter Verbündeter vom Himmel. Bei einer Mission abgeschossen, findet sich Yoni in den Händen der PLO wieder und wird auch von Yoni und seinen Freunden bewacht. Die Aversionen sind auf beiden Seiten groß, doch noch größer ist Faheds Wunsch, den Baum einzupflanzen. Nachdem mit seinem Großvater auch die letzte Person gestorben ist, die ihn im Lager hält, befreit er Yoni kurz entschlossen und das Abenteuer beginnt.

Gemeinsam macht sich das ungleiche Duo auf die gefährliche Reise, versucht erst vergeblich direkt vom Libanon nach Israel zu gelangen, um schließlich den Umweg über das syrische Bergland zu nehmen. Auf dem Weg durch die karge, verlassene Landschaft, gezeichnet von den zahlreichen Kriegen, die die Region seit Jahrzehnten erlebt, wird aus den anfänglichen Gegnern zunehmend ein ungleiches Duo, das ein gemeinsames Ziel verfolgt: Nach Israel zu gelangen.

Schon in seinen Filmen „Die syrische Braut“ und „Lemon Tree“ beschäftigte sich der israelische Regisseur Eran Riklis mit den Folgen des Nahostkonflikts auf ganz normale Menschen. Das große Ganze, die Politik, die Kriege sind in seinen Film stets nur Hintergrund, vor denen sich menschliche Schicksale abspielen, die oft hart an der Grenze zum sentimentalen ablaufen. Ähnlich wie in „Lemon Tree“, in dem ein Zitronenhain zum Konfliktfeld wurde, ist auch in „Zaytoun“ ein Baum das symbolträchtige Zentrum. Und diesmal sogar ein Olivenbaum und damit das Symbol des Friedens.

Dass dieser Baum auf von Israel besetztem Boden angepflanzt werden soll, zielt unmittelbar auf das Herz des Konflikts: Der Forderung der Palästinenser, wieder zu den Grenzen von 1948 zurückzukehren. Doch „Zaytoun“ ist kein politisches Pamphlet, sondern schafft es, die unterschiedlichen Seiten des Konflikts, vor allem aber seine Verfahrenheit, anzudeuten, ohne ihn zu banalisieren. Dass liegt weniger an einem Drehbuch, dass sich oft schematisch entwickelt, als an den beiden Hauptdarstellern, die eine solche Chemie entwickeln, dass man fast geneigt ist von einer Vater-Sohn-Geschichte zu sprechen. Was zu einem naiven, sentimentalen Pamphlet hätte werden können, wird so zu einem emotionalen, differenzierten Film über einen verfahrenen Konflikt, der dennoch auf überzeugende Weise mit einem zarten Hoffnungsschimmer endet.

Michael Meyns