Zulu

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Südafrika präsentiert sich nur zu gerne als Traumreiseziel, tatsächlich ist es ein Land voller Gegensätze und mit einer schmerzhaften, bis heute nicht wirklich restlos aufgeklärten Vergangenheit. In diesem Spannungsfeld bewegt sich auch der packende Crime-Thriller „Zulu“ des französischen Regisseurs Jérôme Salle („Largo Winch“). Der Abschlussfilm des letztjährigen Festivals von Cannes bietet starke Krimikost mit gesellschaftlichen und historischen Untertönen. In der Hauptrolle beweist einmal mehr Oscar-Preisträger Forest Whitaker seine schauspielerische Extraklasse.

Webseite: www.zulu-film.de

F/SAF 2013
Regie: Jérôme Salle
Drehbuch: Jérôme Salle, Julien Rappenau nach dem Roman von Caryl Ferey
Darsteller: Orlando Bloom, Forest Whitaker, Conrad Kemp, Nomhle Kkyeni, Inge Beckmann, Iman Isaacs
Laufzeit: 110 Minuten
Verleih: Studio Hamburg
Kinostart: 1.5.2014

PRESSESTIMMEN:

"Ein packender, knallharter Thriller vor dem Hintergrund des heutigen Südafrika, das in Gewalt versinkt und das Trauma der Apartheid noch lange nicht überwunden hat. Sehr sehenswert!"
ZDF Heute Journal

"Spannender Polizeifilm, Gesellschaftsdrama und expressives Actionkino in einem. Und dazu noch ein hochbrisanter filmischer Beitrag über die Lebensrealität in Südafrika. - Prädikat besonders wertvoll"
FBW

FILMKRITIK:

Kapstadt. In der zweitgrößten Stadt Südafrikas, traumhaft gelegen am Atlantischen Ozean am Fuße des Tafelbergs, stößt man tagtäglich auf gewaltige Gegensätze. Trotz der Kulisse als Traumreiseziel leiden die Menschen unter einer hohen Kriminalitätsrate und einer wachsenden Zahl an Gewaltverbrechen. Gleichzeitig sind die Unterschiede zwischen der wohlhabenden Oberschicht, die in bewachten Communities lebt, und der armen, meist schwarzen Bevölkerung unübersehbar. In diesem Spannungsfeld ermitteln der Chef der dortigen Mordkommission und seine Kollegen. Ali Sokhela (Forest Whitaker) hat gelernt, sich seinen Platz zu erkämpfen. Dabei musste er als Kind mitansehen, wie sein Vater von einer Miliz lebendig verbrannt wurde. Die Erinnerungen an diese grausame Tat begleiten ihn auch vier Jahrzehnte später.
 
Eines Tages bekommt es Ali mit einem besonders schockierenden Verbrechen zu tun. Eine junge Frau wird brutal ermordet im botanischen Garten der Stadt aufgefunden. Zusammen mit seinen Kollegen Brian Epkeen (Orlando Bloom), einem selbst im Dienst meist betrunkenen Enddreißiger mit ständig wechselnden Frauenbekanntschaften, und Dan Fletcher (Conrad Kemp) nimmt er die Ermittlungen in diesem vertrackten Mordfall auf. Die Spur führt das Trio unter anderem in die Townships, wo eine neue, aggressive Droge im Umlauf ist. Eine damit verbundene Indizienkette reicht sogar bis in die Zeiten des Apartheid-Regimes zurück. Bei der Suche nach dem Täter und dessen Hintermännern begeben sich die Beamten immer öfter selbst in höchste Gefahr.
 
Mit „Zulu“ wagt sich Regisseur Jérôme Salle („Largo Winch“) an die Vermischung von fiktionalen Thrillerelementen mit historischen Ereignissen, die Südafrika bis heute beschäftigen und die längst noch nicht restlos aufgeklärt sind. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Caryl Ferey erkundet sein Film ein Land voller Widersprüche. Zwischen den Townships und Gated Communities, zwischen einer scheinbar perfekten Urlaubskulisse am Strand und dem Alltag in den Armenvierteln bewegt sich „Zulu“ zumeist mit großer Souveränität und Authentizität. Salle weiß, wie er die Spannung mit gezielten Nadelstichen aufbauen muss, um den Zuschauer immer tiefer in seine düstere Geschichte hineinzuziehen. Dabei gelingen dem Film gleich mehrere Überraschungsmomente mit einer unerwarteten Konsequenz und Härte. In der Tat lassen sich die expliziten Gewaltdarstellungen nicht so leicht vergessen. Gleichzeitig sind die weder Selbstzweck noch Provokation. Sie zeigen am Ende nur das, womit sich die Polizei in einem nicht erst seit dem Tode Nelson Mandelas tief zerrissenen Land beinahe täglich beschäftigen muss.
 
Dabei erinnert „Zulu“ trotz des gleichen Schauplatzes weniger an den etwas weichgespülten, südafrikanischen Oscar-Gewinner „Tsotsi“ als an Fernando Meirelles energetische Favela-Studie „City of God“. Die Armenviertel Rios sind denen von Kapstadt nicht unähnlich. An beiden Orten regiert das Recht des Stärkeren, haben überall viel zu leicht verfügbare Drogen eine ganze Generation zerstört. Hinzu kommen die dunklen Schatten der Vergangenheit, die „Zulu“ dank starker Bilder und Schauspieler ungemein intensiv ausleuchtet. Salle schafft es nicht nur, die Suspense bis zum Ende hochzuhalten, er lässt uns auch emotional an Alis Kampf gegen ein verbrecherisches System und die eigenen Dämonen teilhaben. Wie sich Forest Whitaker diesem von einem Urtrauma, von Wut und Entschlossenheit schwer gezeichneten Charakter annähert, ist große Schauspielkunst. Auch wenn er sich mitunter nur noch schleppend von Szene zu Szene zu bewegen scheint, geht von ihm eine unglaubliche Energie aus. Seine Präsenz überragt alles und jeden. Da kann „Herr der Ringe“-Star Orlando Bloom noch so beherzt gegen sein altes Sunnyboy-Image anspielen, im Vergleich zu Whitaker bleibt er ein schauspielerisches Leichtgewicht.
 
Marcus Wessel