AG Kino kritisiert Netflix-Übernahme von Warner Bros. Discovery und fordert kartellrechtliche Prüfung

Netflix hat Verhandlungen über die Übernahme von Warner Bros. Discovery bestätigt. Der Deal würde einen der größten Medienkonzerne der Welt schaffen – mit vertikaler Integration von der Filmproduktion über die Distribution bis zur eigenen Streaming-Plattform. Die AG Kino sieht diese Entwicklung mit großer Sorge und fordert eine umfassende kartellrechtliche Prüfung durch deutsche und europäische Behörden.

Warner Bros. Discovery brachte 2024 und 2025 jeweils rund 20 Filme mit klassischem Kinofenster in die deutschen Kinos. Netflix hingegen setzt strukturell auf verkürzte Auswertungen und bringt nur vereinzelt Titel ins Kino. Historische Präzedenzfälle zeigen die Dimension. Wie der größte nordamerikanische Kinoverband Cinema United anmahnt, habe die Fusion von Disney und 20th Century Fox zu einem Rückgang der Kinostarts um 46 Prozent geführt – von 46 Filmen (2016) auf 14 Filme (2025).

„Die Bündelung von so viel Macht in einer Hand birgt erhebliche Risiken für einen funktionierenden Markt“, kritisiert Christian Bräuer, Vorstandsvorsitzender der AG Kino. „Weniger Kinostarts gefährden auch die Produktionslandschaft insgesamt – einschließlich nationaler und europäischer Produktionen. Kartellbehörden müssen sicherstellen, dass Kinos auch nach dieser Transaktion Zugang zu einem breiten Filmangebot mit angemessenen Auswertungsfenstern behalten.“

Er betont zugleich die gesellschaftliche Dimension: „Es geht über wirtschaftliche Fragen hinaus. Wenn ein Megakonzern bestimmt, welche Kunst entsteht und sichtbar wird, steht kulturelle Vielfalt auf dem Spiel. Kinos sind unverzichtbare demokratische Diskursräume – gerade in kleineren Orten, wo sie oft die einzigen kulturellen Ankerpunkte sind.“

Die AG Kino fordert, dass mögliche Genehmigungen an klare Bedingungen geknüpft werden, die Kinoauswertungen und Auswertungsfenster verbindlich sicherstellen. Nur so lasse sich verhindern, dass die Konzentration von Marktmacht zu einem Verlust an Vielfalt und der Schwächung lokaler Kinostandorte führt.

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