Carol

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Wer könnte die sinnliche Verführerin auf der Leinwand glanzvoller und graziöser geben als die grandiose Cate Blanchett? Sie verliebt sich in dieser Verfilmung des autobiografischen Patricia Highsmith-Romans im New York der 50er Jahre als elegante Titelheldin in eine hübsche Verkäuferin. Ihr Gatte reagiert cholerisch auf die Rivalin und sinnt auf perfide Rache. Kino-Poet Todd Haynes inszeniert, wie gewohnt, mit unglaublicher Leichtigkeit und visueller Eleganz dieses Drama um eine damals verbotene Liebe. Und er macht aus der schüchtern schönen Rooney Mara ("Verblendung") schier eine neue Audrey Hepburn. Sie erhielt in Cannes die Schauspiel-Palme, beim kommenden Oscar-Rennen dürfte "Carol" mehrfach dabei sein – allen voran die bezaubernde Cate Blanchett. 

Webseite: http://carol-film.de

USA 2015
Regie: Todd Haynes
Darsteller: Cate Blanchett, Rooney Mara, Kyle Chandler
Filmlänge: 118 Minuten
Verleih: DCM
Kinostart: 17.12.2015
 

Pressestimmen:

„Einer der besten Filme des Jahres, packend und von bezwingender Schönheit.“
Der Spiegel

"Kino der großen Gefühle. Cate Blanchett und dem feinfühligen Regisseur Todd Haynes ist ein Meisterwerk gelungen, Oscar-tauglich!"
ZDF Heute Journal

FILMKRITIK:

"Ich weiß ja nicht einmal, was ich zum Essen bestellen soll!", Selbstsicherheit gehört nicht unbedingt zu den Stärken der hübschen Spielzeug-Vierkäuferin Therese. Ganz im Gegensatz zu Carol, der eleganten Lady, die beim Einkauf im Kaufhaus spontan verzaubert war von der jungen Frau. Flirtsicher hinterließ sie mit einer Bestellung ihre Adresse und "vergaß" einen Handschuh. Prompt meldete sich Therese bei der Kundin. Man verabredete sich zum Lunch, es folgt die Einladung in Carols vornehmes Anwesen – doch Therese ist, siehe oben, ziemlich unsicher. Die Schüchternheit indes wird sich bald legen. Je mehr die beiden ungleichen Frauen gemeinsam unternehmen, desto größer wird ihre Begeisterung füreinander. Dem verführerischen Flirt folgt die große Leidenschaft – sehr zum Ärger des eifersüchtigen Gatten von Carol. Deren Ehe liegt zwar schon lange in den Brüchen, doch der kleinen Tochter wegen hat die Mutter mit der Scheidung gezögert. Das Kind wird nun zum Druckmittel des cholerischen Ehemanns. Mit einem Privatdetektiv schnüffelt er dem lesbischen Paar hinterher und sammelt Beweise. Aus "moralischen Gründen" soll Carol das Sorgerecht entzogen werden. Mutterliebe oder Liebesglück – für die Heldin ein schier unlösbares Dilemma.
 
Wie üblich inszeniert Kino-Poet Todd Haynes ("I’m not there", "Dem Himmel so fern") sein vielschichtiges Melodram mit unglaublicher Leichtigkeit und visueller Eleganz. Kameramann Ed Lachmann („Erin Brockovich“, „Paradies“-Trilogie) zaubert im Super 16-Format stilsicher ein atmosphärisch dichtes New York der 50er-Jahre, dessen Retro-Schick ohne werbeästhetischen Firlefanz auskommt. Er fotografiert die Heldinnen aus der Distanz, häufig hinter spiegelnden Scheiben. Oder lässt sie in betörenden Großaufnahmen zum prickelnden Gefühlsduell antreten. Hier zählt jede winzige Geste und jeder Wimpernschlag – was Mara und Blanchett mit makelloser Präzision beherrschen. Während die selbstbewusste Alpha-Frau unter dem Druck, die Tochter zu verlieren, zunehmend zerbrechlicher wirkt, erwächst ihre junge Partnerin langsam aber sicher vom schüchternen Entchen zum stolzen Schwan.

Die Chemie zwischen diesem Frauen-Duo stimmt famos, bereits bei der ersten Begegnung liegt sofort ein erotisches Knistern in der Luft. Aus dem flackernden Flirt wird lodernde Leidenschaft – eine Liebe unter Frauen hat es im moralinsauren Muff der 50er Jahre in 'Gods own Country' freilich so schwer wie etwa eine Cowboy-Beziehung in "Brokeback Mountain".
 
Todd Hayne macht aus dieser verbotenen Liebe kein plumpes Botschaftskino, die gesellschaftspolitische Komponente läuft gleichsam unaufdringlich nebenher. Er erzählt eine wunderbar inszenierte, emotional packende Liebesgeschichte, die zur bezaubernden Lovestory mit Klassikerqualitäten gerät.
 
Dieter Oßwald