Viel Lärm um nichts

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Während der Arbeit an dem Superhelden-Film „The Avengers“ holte Joss Whedon einige Freunde in sein Haus und drehte in wenigen Tagen eine Version von Shakespeares Komödie „Viel Lärm um Nichts“. Das Ergebnis ist wie eine Fingerübung, die dem Text treu bleibt, die Handlung jedoch ins heutige Amerika verlegt. Ein Film weniger für Shakespeare-Freunde als für Fans von Joss Whedon.

Webseite: www.filmagentinnen.de

USA 2012
Regie: Joss Whedon
Buch: Joss Wheden, nach der Komödie von William Shakespeare
Darsteller: Amy Acker, Alexis Denisof, Nathan Fillion, Clark Gregg, Reed Diamond, Fran Kranz, Jilian Morgese, Sean Maher
Länge: 109 Minuten
Verleih: Edel:Motion/ Die  Filmagentinnen
Kinostart: 24. Juli 2014
 

Pressestimmen:

"Shakespeares berühmte und zeitlos gute Komödie liefert die Vorlage für einen sommerlich flirrenden Filmspaß voller Eleganz und Esprit. Sprühend geistreich, delikat und amüsant. - Prädikat besonders wertvoll."
Filmbewertungsstelle Wiesbaden

FILMKRITIK:

Die Handlung von Joss Whedons Shakespeare-Adaption „Viel Lärm um Nichts“ spielt zwar im heutigen Amerika, doch sowohl Namen der Figuren als auch die Geschichte an sich folgen exakt der Vorlage: Nach einem erfolgreichen Feldzug kehren Don Pedro (Reed Diamond), Claudio (Fran Kranz) und Benedick (Alexis Denisof) nach Messina zurück, wo sie vom Gouverneur Leonato (Clark Gregg) beherbergt werden. Während Claudio sich bemüht, Leonatos Tochter Hero (Jilian Morgese) für sich zu gewinnen, liefern sich der selbstgefällige Benedick und Leonatos Nichte Beatrice (Amy Acker) rasante Wortgefechte.

Trotz aller Aversion sind die beiden füreinander bestimmt, eine Liaison, die allerdings erst nach etlichen Verwirrspielen zur Hochzeit führt. Denn durch die Niedertracht von Don Juan (Sean Maher), Don Pedros Halbbruder wird Hero der Untreue verdächtigt, die Hochzeit platzt und Hero bleibt scheinbar tot zurück. Während nun Benedick Beatrice schwört, den Tod Heros zu rächen kommt langsam die Wahrheit ans Licht und den Hochzeit(en) steht nichts mehr im Wege.

„Viel Lärm um Nichts“ zählt zu den Komödien William Shakespeares, die deutlich moderner wirken, als manche anderen Werke des Barden. Das Spiel um Intrigen, falsche Anschuldigungen, bei dem aus Niedertracht unschuldige Menschen verleumdet und ins (zwischenzeitliche) Unglück getrieben werden, erinnert oft an moderne Formen des Stalkings oder der Gerüchteküche, wie man sie sich an jeder beliebigen High-School vorstellen könnte.

Doch im Gegensatz zu Shakespeare-Adaptionen wie etwa „10 Dinge, die ich an dir hasse“ oder „O“, die „Der Widerspenstigen Zähmung“ bzw. „Othello“ in die Gegenwart verlegten und dem Stoff dadurch Aktualität verliehen, verzichtet Joss Whedon in seiner Adaption völlig auf jede Modernisierung.

Seine Schauspieler (die größtenteils aus Whedons erfolgreichen Fernsehserien „Buffy“, „Firefly“ und „Angel“ bekannt sind) agieren in modernem Kostüm, in einem weitläufigen, modernen Haus, sprechen aber exakt Shakespeares Dialoge, wenngleich mit teils starkem amerikanischen Akzent. Der Qualität des Stücks an sich tut dies zwar keinen Abbruch, dennoch fragt man sich bisweilen, was Whedon mit seiner Adaption bezweckt.

Weder ist sein Film so mitreißend wie Kenneth Branaghs Version von 1993, noch so ambitioniert wie etwa Baz Luhrmans modernisierte „Romeo und Julia“-Variante. Für Fans von Whedons Fernsehserien mag es interessant sein, die vielen bekannten Gesichter in ungewöhnlichen Rollen zu erleben (denen sie schauspielerisch allerdings nur bedingt gewachsen sind), als Shakespeare-Verfilmung, die mehr ist als eine Fingerübung, ist Joss Whedons „Viel Lärm um Nichts“ aber kaum zu bezeichnen.
 
Michael Meyns