Drei Schritte zu dir

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Eine Berührung ist etwas so Einfaches, etwas so Selbstverständliches, dass man gar nicht weiter darüber nachdenkt – und sie erst vermisst, wenn man sie nicht mehr haben kann. So wie die an Mukoviszidose leidende Stella, die sich in den ebenfalls kranken Will verliebt, aber beide dürfen sich niemals näher als drei Schritte kommen, da die Gefahr der bakteriellen Ansteckung zu groß und für beide potenziell tödlich ist. „Drei Schritte zu dir“ ist ein gelungenes Drama mit reichlich Teenie-Herzschmerz. Der perfekte Film für jeden, der auch „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ mochte.

Webseite: upig.de

Five Feet Apart
USA 2019
Regie: Justin Baldoni
Darsteller: Haley Lu Richardson, Will Sprouse, Moises Arias, Claire Forlani
Länge: 116 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 20. Juni 2019

FILMKRITIK:

Dass sie mit geborgter Zeit lebt, ist Stella (Haley Lu Richardson) bewusst. Seit frühester Kindheit leidet sie an Mukoviszidose, eine Erkrankung der Lungen, die zum vorzeitigen Ableben führen wird, wenn nicht rechtzeitig eine Spenderlunge transplantiert werden kann. Und selbst dann ist die Lebenserwartung nicht hoch. Ihre Therapie geht Stella ganz diszipliniert an, wobei ihr eine leichte Form von OCD und Kontrollwahn durchaus behilflich ist.
 
Aber dann lernt sie den ebenfalls an Mukoviszidose leidenden Will (Cole Sprouse) kennen, der so ganz anders ist als sie: Er ist ein Rebell, er kokettiert mit dem Sterben und er legt nicht sehr viel Wert auf die experimentelle Therapieform, die ihm helfen soll. Beide verlieben sich, aber näher als drei Schritte dürfen sie einander nie sein, weil die Gefahr einer bakteriellen durch einen Mitkranken viel zu hoch ist. Doch was, wenn man sich dennoch nahe sein möchte?
 
Obwohl es so aussieht, als ob es sich bei „Drei Schritte zu dir“ um eine Romanverfilmung handelt, ist dem nicht so. Denn die Drehbuchautoren Mikki Daughtry und Tobias Iaconnis haben zusammen mit Rachael Lippincott auch den Roman geschrieben. Beide Versionen entstanden im Grunde parallel, weswegen der Film dem Roman auch sehr nahekommt. Nur beim Schluss erlaubt man sich eine Abweichung. Der Roman ist ambivalenter, was das Schicksal der beiden Hauptfiguren betrifft, der Film findet hingegen ein deutlich klareres Ende. Passend sind beide, letztlich ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks, welches man präferiert.
 
„Drei Schritte zu dir“ könnte man als so etwas wie den legitimen Nachfolger von „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ sehen. Beide Geschichten befassen sich mit todkranken Teenagern und der ersten Liebe. Hier ist sie aber noch widriger, denn Hazel und Gus konnten sich wenigstens berühren. Zwischen Stella und Will gibt es immer einen Abstand, der überhaupt erst spürbar werden lässt, wie wichtig die Berührung eines geliebten Menschen ist. In Momenten der Freude, mehr aber noch in solchen der Trauer, wenn etwas so Simples wie das Drücken einer Hand immensen Trost spenden kann.
 
Die Geschichte ist in keiner Sekunde originell, aber sie ist routiniert umgesetzt. Sie folgt, wenn man so will, den bekannten Klischees, die funktionieren aber eben auch sehr gut. Entsprechend sind die emotionalen Beats hier perfekt getroffen.
 
Der Film punktet aber auch, weil die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern gut ist und man Mukoviszidose weitestgehend so darstellt, wie sei auch ist – mit allen Formen der Therapie, mit den Injektionen, mit der notwendigen Sauerstoffzufuhr, mit den Operationen. Ein bisschen Hollywood ist das alles auch, aber es ist authentischer als in vielen anderen Filmen und bildet für die zauberhaft schöne, aber natürlich auch kitschige Romanze ein Fundament, auf dem sich die Geschichte aufbauen lässt. Wer „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ liebte, ist auch bei „Drei Schritte zu dir“ bestens aufgehoben.
 
Peter Osteried