Leberkäsjunkie

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Die bisherigen fünf Kinofilme mit dem Dorfpolizisten Eberhofer haben in Deutschland mehr als 3,4 Millionen Zuschauer ins Kino gelockt. Viele davon aus Süddeutschland, aber eben nicht nur. Nun kommt mit „Leberkäsjunkie“ der sechste Film in die Kinos, in dem Eberhofer und sein Kumpel Birkenberger im Fall einer ermordeten und verbrannten Frau ermitteln. Fast wichtiger als die Mordermittlung ist aber Eberhofers Privatleben, da seine Beziehungsunfähigkeit einen hohen Tribut gefordert hat - und das jetzt, wo er junger Vater ist. Wie gewohnt ist auch der sechste Eberhofer ausgesprochen amüsant, auch wenn die Krimi-Handlung eher halbgar ist.

Webseite: www.constantin-film.de

Deutschland 2019
Regie: Ed Herzog
Darsteller: Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Anica Dobra, Lisa Maria Potthoff
Länge: 93 Minuten
Verleih: Constantin
Kinostart: 1. August 2019

FILMKRITIK:

Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) wird zu einer Pension gerufen, in der es gebrannt hat. Eigentlich ja nicht seine Baustelle, aber da in den verkohlten Ruinen eine Frauenleiche entdeckt wurde, muss der Dorfpolizist eben doch ermitteln. Unterstützung erhält er dabei von seinem Kumpel, dem Privatdetektiv Rudi Birkenberger (Simon Schwarz), der gleich Feuer und Flamme ist. Immerhin ist das Dream Team endlich wieder zusammen, um neuerlich einen Mord aufzuklären. Und das in einer der wohl gefährlichsten Kleinstädte Bayerns, in der die Mordrate ausgesprochen hoch ist.
 
Es geht aber nicht nur um diesen Fall. Im Grunde ist er sogar von keiner besonders großen Relevanz, was auch schon für ein paar der Vorgänger galt. Die Eberhofer-Krimis leben nicht von geschickt ausgeklügelten Geschichten, sondern von den herrlich schrulligen Figuren. Was Rita Falk in ihren Romanen so schön erschaffen hat, wurde filmisch kongenial umgesetzt. Einen besseren Eberhofer als Sebastian Bezzel kann man sich nicht vorstellen. Generell gilt: Die Besetzung jeder Rolle ist ein Traum. Die Figuren sind es aber auch. Sie sind von grundauf sympathisch. Das ist der eigentliche Grund, wieso man als Zuschauer gerne einen Abstecher nach Niederkaltenkirchen macht. Weil es ein bisschen so ist, als würde man nach Hause zurückkehren. In ein dörfliches Idyll, in dem es durchaus auch brodeln kann.
 
„Leberkäsjunkie“ ist nicht nur witzig, ihm gelingen auch die emotionalen Momente. In einer der schönsten Szenen darf Sebastian Bezzel hier mal etwas mehr Gefühl zeigen, nachdem Eberhofer und sein alter Herr einen Streit hatten, der an die Substanz ging. An der Substanz mangelt es dem Eberhofer aber auch. Der Dorfpolizist wird auch nicht jünger und hat, wie ein Arzt befindet, den Fitness-Level eines 70-Jährigen inklusive eines Cholesterinwerts, der besorgniserregend ist. Entsprechend heißt es, auf Leberkässemmeln zu verzichten, Fett zu reduzieren und mehr Gemüse zu essen. Als Zuschauer neidet man dem Eberhofer und dem Birkenberger das feine Essen der Oma hier nicht. Denn der „Batz“, wie sie ihn nennt, ist wohl nur was für Vollblut-Veganer, nicht aber für bayerische Mannsbilder.
 
Die Haupthandlung plätschert vor sich hin. Sie ist gefällig und bietet auch reichlich Gelegenheit für den typischen Eberhofer-Humor, vor allem sind es aber die eher privaten Momente in Niederkaltenkirchen mit all den wohlvertrauten Protagonisten, die beim Zuschauer ein heimeliges Gefühl auslösen. Denn das war schon immer die Stärke der Eberhofer-Filme, und wird im sechsten Teil noch etwas mehr zementiert: Bei jedem neuen Film ist es so, als würde man alte Freunde besuchen. Alles ist vertraut, ruhig, schön unaufgeregt, aber genau das lässt einem das Herz aufgehen.
 
Peter Osteried