3 faltig

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Eine respektlose und göttliche Komödie ist garantiert, wenn der Hage genannte Heilige Geist im Strip-Schuppen eines Alpen-Kaffs sein eigenes Musical „Holy Spirit Superstar“ inszenieren will. Das immer übersehene dritte Rad an der Dreifaltigkeit wird allerdings davon brüskiert, dass die beiden anderen ohne Rücksprache die Apokalypse beschlossen haben. Ausgerechnet zur Musical-Premiere! Christian Tramitz trumpft als sehr weltlicher Heiliger Geist in dieser ebenso derb wie absurd gelungen Komödie auf.

Webseite: www.3faltig-film.de

Deutschland, Österreich 2010
Regie: Harald Sicheritz
Drehbuch: Hermann Bräuer, Murmel Clausen, Christian Tramitz
Darsteller: Christian Tramitz, Matthias Schweighöfer, Roland Düringer, Julia Hartmann, Adele Neuhauser, Alfred Dorfer
Filmlänge: 97 Minuten
Verleih: Falcom
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Kinostart: 17.02.2011
 

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Hage nennt er sich und lebt in irgendeinem Alpenwinkel. Er verkauft Devotionalien wie eine Blut spritzende Jungrau Maria („Bloody Mary“). Das wahrscheinlich schon etwas länger, denn Hage kommt von HG, die Abkürzung für „Heiliger Geist“.

Christl (Matthias Schweighöfer), ein ziemlicher Depp mit Bärtchen, kommt am 24.12., an seinem Geburtstag vorbei, um zu verkünden, dass am 31. Dezember die Apokalypse losgehen wird. Das hätten er und der „Pappa“ zusammen beschlossen. Passt Hage (Christian Tramitz) gar nicht, denn gerade bereitet er die Premiere seines Musicals vor. Eine 2000 Jahre alte Geschichte mit Römern, Sklavinnen und Sandalen unter dem originellen Titel „Holy Spirit Megastar“ soll es werden. Vor dem Welterfolg startet das Musical erst einmal in einer Stripp-Bar. Die Stangen werden ebenso kreativ integriert wie die Mädels des jähzornigen und brutalen Bar-Bosses Friedl Hanauer (Roland Düringer). Dass sich ausgerechnet Christl in Mona (Julia Hartmann), Hauptdarstellerin und das beste Pferd in Friedls Stall, verguckt, wäre schon ein größeres Problem. Dass der besoffene Christl die Mona bei seiner ersten Auto-Fahrstunde - nach 2000 Jahren! - nächtens über den Haufen fährt, ist eine Katastrophe! Zwar soll Christl ja immer für ein Wunder gut sein, doch momentan ist er ein „Auferwecker ohne Gebrauchsanleitung“ - ziemlich nutzlos.

Mit Gottvater werden schwierige Verhandlung hinsichtlich, Apokalypse, Vetorecht und Zwei-Drittel-Mehrheit geführt, doch der lässt gar nicht mit sich reden. So gilt es in säkularen Zeiten, ein Hotel mit Bibel zu finden und gleichzeitig die Menschheit (oder das Musical) zu retten. Wobei es nicht hilfreich ist, dass der lokale Pfarrer Erdinger (Alfred Dorfer) wildert und schnorrt. Wie dieser allerdings eine kitschige Hymne auf die Schönheit von Natur und Schöpfung mit einem Blattschuss auf Bambi erledigt, ist ein Comedy-Volltreffer. Ebenso herrlich, wie die böhmische Haushälterin Frau Holacek (Adele Neuhauser) nicht mitbekommt, dass ausgerechnet Jesus am Heiligabend vorbeikommt. Aber das ist erst der Anfang einer ganz besonderen Nebenfigur, die sich in ihrer Vorliebe für volkstümliche Foltermethoden mit Friedl zusammenfindet.

Leicht dialektös bewegt sich die ebenso respektlose wie göttliche Komödie „3faltig“ zwischen dem Heimat-Humor von „Wer früher stirbt ...“ und der treffenden Komik eines Bully Herwig. Manche Scherze haben den Absurditäts-Faktor von Monty Python, Respektlosigkeit gegenüber kirchlichen Ikonen und Einrichtungen ist garantiert. Der Humor ist immer wieder ruppig, ein Kurzauftritt von Christian Ulmen wird mit überzeugenden „Hau doch einfach ab, du Arschloch!“ rechtzeitig beendet. Die Dialoge sind ansonsten ausgemacht zynisch und zeitweise umwerfend komisch. Nach dem nächtlichen Unfall schnauzt Hage den Christl angesichts der Apokalypse an: „Ich hätte nicht gedacht, dass du jeden einzeln umbringst...!“ Zwar ist kurz vor der Apokalypse alles relativ, doch beim Eintritt in den Automobilclub werden die Prämienverhandlungen noch sehr erbittert geführt. So bleibt „3faltig“ selbst wenn er einem schon mal zu blöd kommt, immer noch herrlich abstrus.

Christian Tramitz, der auch am Drehbuch mitarbeitete, setzt seinen aus den Bully-Filmen bekannten Typ fort, kann ihm aber mehr Leben geben. Harald Sicheritz, ein erfahrener TV-Autor und -Regisseur, nutzte die Freiheiten dieser deutsch-österreichischen Kinoproduktion aufs Beste aus. Demnächst erscheint übrigens „Hexe Lilli: Die Reise nach Mandolan“ von ihm, da wird ein anderer Humor gefragt sein.

Günter H. Jekubzik

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