Adele

Zum Vergrößern klicken

Basierend auf den besonders in Frankreich berühmten Comics von Tardi, inszeniert der umtriebige Produzent und Regisseur Luc Besson eine Abenteuergeschichte im Stil der Indiana Jones-Filme. Stets leidlich unterhaltsam, schön ausgestattet und mit einigem Witz erzählt, krankt „Adele“ am typischen Luc Besson-Problem: Einem unterentwickeltem Drehbuch.

Webseite: www.unviersumfilm.de

Les aventures extraordinaires d'Adèle Blanc-Sec
Frankreich 2009
Regie: Luc Besson
Drehbuch: Luc Besson
Kamera: Thierry Arbogast
Schnitt: Julien Rey
Musik: Eric Serra
Länge: 107 Min.
Darsteller: Louise Bourgoin, Mathieu Amalric, Gilles Lellouche, Laure de Clermont-Tonnere, Jacky Nercessian, Philippe Nahon
Verleih: Universum Film
Kinostart: 30. September 2010
 

PRESSESTIMMEN:

...

FILMKRITIK:

Auch wenn es auf den ersten Blick so wirkt: Die vom legendären Comicautor Jacques Tardi erdachte Figur der Adèle Blanc-sec ist keine weibliche Version von Indiana Jones. Schon 1976 erschien das erste Abenteuer mit der resoluten, charmanten, burschikosen Journalistin, die immer wieder in mysteriöse, leicht übernatürliche Abenteuer verwickelt wird. Jahrelang versuchte der französische Star-Produzent Luc Besson, Tardi zu überreden, ihn eine Filmversion seiner berühmten Figur drehen zu lassen, nun gab Tardi endlich nach. Das Ergebnis kann sich optisch unbedingt sehen lassen und ist ganz offensichtlich als erster Teil einer langen Reihe von Filmen angelegt.

Was vielleicht erklärt, warum „Adele“ ein wenig wie Stückwerk wirkt, zig Figuren eingeführt werden, die oft nur winzige Auftritte haben, Motive etabliert werden, die fraglos in den weiteren Filmen (so denn das Publikum will) aufgenommen werden und man vor allem eins vermisst: Einen prägnanten Antagonisten. Für diese Rolle hat Besson eigentlich immerhin Mathieu Amalric gewinnen können, der sich in den letzten Jahren als einer der bedeutendsten Schauspieler Frankreichs etabliert hat. Hier ist er hinter einer dicken Maske, mit schiefen, verfaulten Zähnen, fettigem Haar und kleiner, runder Brille kaum zu erkennen, sein Auftritt bleibt allerdings sehr kurz. Und erinnert in mancher Hinsicht an den ikonischen Nazischergen aus Steven Spielbergs Jäger des verlorenen Schatzes, nicht zuletzt auf Grund des Schauplatzes Ägypten.

Auch in „Adele“ spielen die immer wieder aufs Neue faszinierenden Rätsel um die Pharaonen eine entscheidende Rolle. Um ihre nach einem Unfall schwer verletzte Schwester zu heilen, hat es sich Adele in den Kopf gesetzt, den Leibarzt von Ramses II. nach Paris zu bringen, genauer gesagt dessen Mumie. Und da Mumien naturgemäß eher schweigsam sind, bedarf es zusätzlicher Hilfe in Gestalt des brillanten Professors Esperandieu. Der hat eine Methode entwickelt, die es ihm ermöglicht, mit der Kraft seiner Gedanken alle erdenklichen Lebewesen wieder zum Leben zu erwecken. Bevor er sich an die Mumie wagt, kam der greise Professor allerdings auf die wenig kluge Idee, seine Fähigkeiten an einem Millionen Jahre alten Flugsaurier zu versuchen, der nun über Paris sein Unwesen treibt und harmlose Passanten verspeist. Woraufhin dem Professor die Guillotine droht. Doch auch das ist kein Hindernis für Adele auf dem Weg, ihr erstes großes Abenteuer zu bestehen.

Aus zwei Bänden der Comicserie bastelte Luc Besson seinen Film zusammen, doch mehr als eine straffe Geschichte interessiert ihn wie eh und je die Atmosphäre der kreierten Welt, die Schauwerte. Und abgesehen von einigen unterdurchschnittlichen Computereffekten – bei denen sich das zwar ansehnliche, aber für einen solch aufwändigen Film eben doch bescheidene Budget von rund 40 Millionen Euro bemerkbar macht – sieht „Adele“ einfach toll aus. Besson lässt das Paris der frühen zehner Jahre zum Leben erstehen, prachtvolle Kostüme, getragen von der ohnehin sehr ansehnlichen Hauptdarstellerin Louis Bourgoin, tun ihr übriges. So lässt sich dann doch die etwas alberne Grundkonstellation der Geschichte ignorieren und verschmerzen, dass der Antagonist wohl erst in der Fortsetzung eine größere Rolle bekommen wird. „Adele“ ist ein charmanter, bisweilen mit sehr schönen, slapstickartigen Szenen und Dialogen aufwartender Film, der von seinen liebevollen Details lebt.

Michael Meyns

Mit Normalem gibt Luc Besson sich nicht zufrieden. Er will etwas Außergewöhnliches wenn auch durchaus kinomäßiges. Da muss eine weit hergeholte Geschichte her, eine pompöse Ausstattung und die Möglichkeit, virtuell-spielerisch einzugreifen. Dieses Mal hatte er es, was die Story betrifft, nicht leicht, denn aus diversesten Comic-Kapiteln musste eine einigermaßen plausible Geschichte zusammengezimmert werden. Sie ist denn auch entsprechend phantasievoll geworden.

Im Paris des beginnenden 20. Jahrhunderts befasst sich der Wissenschaftler Esperandieu mit der Frage, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Wieder schlägt eines seiner Experimente fast fehl. Er sinkt danach in sich zusammen. Zu gleichen Zeit aber erwacht im Naturkundemuseum ein Dinosaurier, der vor 135 Millionen Jahren lebte. Zwischen Esperandieu und dem fliegenden Urvogel besteht eine direkte geheime Verbindung. Was der Professor fühlt, fühlt auch der Saurier.

Derweil hält in Ägypten die Reporterin Adèle nach Patmosis Ausschau, dem Leibarzt von Ramses II., denn der soll Adèles Schwester Agathe helfen, die schon seit langem im Koma liegt.

Esperandieu ist inzwischen verdächtigt und verhaftet worden, Adèle wird ihn retten müssen. Der Saurier, Pterodaktylos genannt, richtet unterdessen in Paris Schaden an, sogar der Staatspräsident ist gefährdet. Also muss der Vogel gejagt werden.

Adèle, im Land der Pharaonen als Grabräuberin betrachtet und von einem finsteren Kerl namens Dieulevent sowie seinen Soldaten verfolgt, ist es dennoch gelungen, die Mumie von Patmosis nach Frankreich zu bringen. Aber schließlich sieht sie sich – der digitalen Kunst sei Dank – einer ganzen Armee von Mumien gegenüber, alles wird immer dramatischer.

Doch es wäre gelacht, wenn Adèles Schwester nicht geholfen würde.

Man merkt es der Story an: Der Zwang, die Comic-Elemente zusammenzuführen und die Phantasie, sie spielen gemeinsam die Hauptrolle. Dazu kommt reichhaltiges, der geltenden Epoche angemessenes Szenen- und Locations-Material sowie in Louise Bourgoin eine qualifizierte Hauptdarstellerin, so dass man alles in allem anspruchslos aber relativ gut unterhalten wird.

Lebhaftes wenn auch wie gesagt anspruchsloses Comic-, Phantasie- und Unterhaltungsstück über eine quirlige Reporterin, viele Mumien, einen Dinosaurier und anderes Getier, erzählt vom Franzosen Luc Besson.

Thomas Engel