Beflügelt – Ein Vogel namens Penguin Bloom

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In Australien entwickelte sich „Beflügelt – Ein Vogel namens Penguin Bloom“ zum Nummer-1-Hit an den Kinos. Das mag durch die Einschränkungen der Pandemie begünstigt worden sein, es wird aber schnell klar, wieso diese wahre Geschichte die Menschen ins Kino gelockt hat. Weil sie in schweren Zeiten von einer Familie erzählt, die noch viel Schwereres durchgemacht hat. Es geht um die Familie Bloom. Die Mutter ist nach einem Unfall querschnittsgelähmt und hadert mit dem Leben, aber als die Elster Penguin Bloom in ihrer aller Leben tritt, verändert sich alles.

Website: www.leoninedistribution.com/filme/158278/beflugelt-ein-vogel-namens-penguin-bloom.html

Penguin Bloom
Australien 2020
Regie: Glendyn Ivin
Buch: Shaun Grant, Harry Cripps
Darsteller: Naomi Watts, Andrew Garfield, Griffin Murray-Johnston, Jackie Weaver
Länge: 95 Minuten
Verleih: Leonine
Kinostart: 19.8.2021

FILMKRITIK:

Vor einem Jahr veränderte sich das Leben der Familie Bloom von einem Tag zum anderen. Beim Urlaub in Thailand stürzte Sam (Naomi Watts) von einem Dach, als ein Holzbalken, auf den sie sich gelehnt hatte, durchbrach. Ihre Verletzungen sind schwer. Sam ist fortan querschnittgelähmt, was das Leben der Familie in Australien völlig auf den Kopf stellt. Sie hadert mit dem Leben, was auch ihre Kinder in Mitleidenschaft zieht. Doch dann findet eines davon eine Elster, die ihre Hilfe braucht. Sie nehmen sie mit nach Hause und taufen sie auf den Namen Penguin - weil sie schwarzweiß wie ein Pinguin ist. Obwohl Sam mit dem Vogel nichts zu tun haben will, schleicht sich die kleine Elster in ihr Herz.

Es ist eine wahre Geschichte, die hier erzählt wird. Cameron Bloom, der Ehemann von Sam, hat das Leben mit der Elster in sehr schönen Bildern festgehalten und damit über die Grenzen Australiens hinweg für Aufmerksamkeit gesorgt. Eine filmische Umsetzung dieser Geschichte war darum wohl nur eine Frage der Zeit. Immerhin ist hier alles vorhanden, was für ein kleines, schönes Drama vonnöten ist.

Während Hollywood daraus jedoch wahrscheinlich einen vor Kitsch und Schmalz triefenden Film gemacht hätte, ist die australische Produktion sehr viel zurückhaltender. Klassischer Weise hätte man Sam etwas gegeben, mit dem sie die Wut und den Schmerz überwindet. Das Kajak-Fahren, das sie liebt, etwa. Das ist auch im Film vorhanden, aber Sam kämpft sich nicht damit ins Leben zurück. Vielmehr setzt der Film das Augenmerk darauf, leise und unscheinbar von der Unbill des Lebens zu erzählen, aber auch vom Prozess, seinen Frieden damit zu schleißen.

Ein derartiger Schicksalsschlag ist nichts, was man einfach wegsteckt, weder die Betroffene, noch deren Familie. Das Leben ist anders. Dem trägt der Film Rechnung, wobei er ungeschönt zeigt, welcher Belastung eine Beziehung, aber auch das Familienleben durch die Situation ausgesetzt ist.

Naomi Watts spielt das mit viel Zurückhaltung. Man sieht ihr an, dass es unter der Oberfläche brodelt, dass sie ihren Schmerz und ihre Wut hinausschreien will, egal, wen es trifft. Aber dass sie versucht, sich am Riemen zu reißen, um nicht das Leben ihrer Familie noch schlechter zu machen. Das ist die eigentliche Stärke von „Beflügelt – Ein Vogel namens Penguin Bloom“. Denn der Film kommt mit hoher Authentizität daher. Übrigens nicht nur in Hinblick auf die Entwicklung von Sam Bloom selbst, sondern auch formal, denn es wurde tatsächlich im Haus der echten Blooms gedreht.

Der Film ist beste Familienunterhaltung, weil er ernste Themen anspricht, sie aber nicht klischiert überhöht, sondern in der Realität verwurzelt. Das macht den Film so einfühlsam und so gefällig. Er hat etwas zu sagen, das aber nicht mit lauten Tönen, sondern mit der Gewissheit, dass der Zuschauer zuhört.

Peter Osteried