Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull

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Thomas Manns Roman wurde schon mehrfach verfilmt, besonders die Version aus dem Jahr 1957 mit Horst Buchholz in der Hauptrolle gilt als fast unerreichbarer Klassiker. Detlev Buck ließ sich davon aber nicht abschrecken und machte sich – zusammen mit Schriftsteller Daniel Kehlmann als Co-Autor - daran, eine werkgetreue, aber durchaus eigensinnige Version der Geschichte eines jungen Mannes und Frauenschwarms, der für den gesellschaftlichen Aufstieg fast alles tut, abzuliefern. Das Ergebnis ist ein sehr vergnüglicher Film mit einem wunderbaren Ensemble.

Treailer: www.warnerbros.de

Deutschland 2021
Regie: Detlev Buck
Buch: Detlev Buck, Daniel Kehlmann
Darsteller: Jannis Niewöhner, David Kross, Liv Lisa Fries, Joachim Król
Länge: 117 Minuten
Verleih: Warner Bros.
Kinostart: 2.9.2021

FILMKRITIK:

Felix Krull (Jannis Niewöhner) kommt aus gutbürgerlichen Verhältnissen und erhält die Chance, in einem noblen Pariser Hotel als Liftjunge anzufangen. Es dauert nicht lange und Krull steigt zum Kellner auf, weil sein gutes Aussehen der Damenwelt nicht verborgen geblieben ist und er so zum Bettgespielen so manch reicher Dame aufsteigt. Aber Krull will mehr. So viel mehr, dass er dafür auch bereit ist, seine große Liebe Zaza ziehen zu lassen. Denn Zaza (Liv Lisa Fries) ist wie er. Sie möchte mehr von Leben und hat sich den Marquis Louis de Venosta (David Kross) geangelt. Aber der hat ein Problem: Um mit Zaza zusammen sein zu können, benötigt er Krulls Hilfe.

Es mag wie ein weiter Weg anmuten, von den vielen „Bibi & Tina“-Filmen der letzten Jahre hin zu Thomas Mann, aber Detlev Buck hat in seiner Karriere schon mehrfach bewiesen, dass er ein Tausendsassa und vielfältig interessiert ist. Das Skript für seine Thomas-Mann-Adaption schrieb Daniel Kehlmann, Buck war aber ein wenig behilflich. Er spielt auch eine Rolle, wie so häufig in seinen Filmen, wenn auch nur eine kleine: Er ist der Arzt, der Felix Krull für die Musterung untersucht. Das ist eine sehr amüsante Szene, weil sie nicht so abläuft, wie man erwartet, aber wundervoll illustriert, mit welcher Eloquenz der Hochstapler gesegnet ist.

Überhaupt sind die Dialoge eine Pracht. Nicht modernisiert, sondern im Duktus der Zeit – der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert – und dem Stand der Figuren verpflichtet. Manieren sind hier alles, auch in der Sprache. So vergnüglich es ist, Felix Krulls Bekenntnissen zu lauschen, ist es doch vor allem das Zusammenspiel mit David Kross, das besonders gefällt. Beide Männer – der Marquis und der Hochstapler – könnten unterschiedlicher nicht sein. Das illustrieren Niewöhner und Kross auch sehr gut. Der eine ein eloquenter Charmeur, der weiß, wie er Menschen manipulieren muss, der andere ein liebestrunkener Narr, aber einer, den man einfach mögen muss.

Die Kunst der Geschichte ist, sie so zu erzählen, dass Krull niemals als unsympathische Figur erscheint. Er arbeitet an seinem Fortkommen, am gesellschaftlichen Aufstieg, und er tut das mit den Mitteln, die ihm das Leben in die Wiege gelegt hat. Niemals ist er bösartig, er lässt sich ausnutzen und er nutzt aus, während im Kern seines Seins die wahre Liebe für Zaza brennt.

Das macht „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ auch zur tragischen Geschichte, denn er hat die Wahl. Ein normales, ein unspektakuläres Leben mit der Frau führen, die er liebt, oder der Liebe versagen und dafür Großes erleben. Es gibt diesen einen Moment, in dem sich für Felix Krull und Zaza alles ändern könnte, in dem sie sich für das Glück und das Wohl in der Liebe des anderen entscheiden könnten, aber sie sind beide, wer sie sind. Sie wollen, was sie wollen, und die Liebe kommt da stets nur an zweiter Stelle.

Peter Osteried