Blueback

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Mit der Literaturverfilmung „Blueback“ kommt ein herrlich unaufgeregter Film in die Kinos, der mit seiner Schönheit eine Lanze für die Natur bricht. Ein Vierteljahrhundert nach der Veröffentlichung des Romans gibt es nun den Film, der von einer Frau erzählt, die nach Hause kommt, um sich um ihre Mutter zu kümmern, und sich an ihre Jugend erinnert, als sie durch ihre Mutter ihre Liebe zur See entdeckt hat – und einen Riesenlippenfisch, der ihr so etwas wie ein Freund wurde.

Webseite: https://www.weltkino.de/filme/blueback-eine-tiefe-freundschaft

Australien 2022
Regie: Robert Connolly
Buch: Robert Connolly
Darsteller: Eric Bana, Radha Mitchell, Mia Wasikowska

Länge: 102 Minuten
Verleih: Weltkino Filmverleih
Kinostart: 29. Dezember 2022

FILMKRITIK:

Abby setzt sich für die Erhaltung der Meere ein, fühlt sich aber oft auf verlorenem Posten. Als sie erfährt, dass ihre Mutter einen Schlaganfall hatte, fährt sie nach Hause und erinnert sich zugleich. Wie sie an ihrem achten Geburtstag von ihrer Mutter das erste Mal zum Tauchen mitgenommen wurde, wie ihre Mutter sich für die Schaffung eines meeresbiologischen Reservats einsetzte, und wie sie einen Riesenlippenfisch traf, dessen Existenz sie geheim hielt, damit niemand auf die Idee gekommen wäre, ihn zu jagen.

Tim Wintons Roman ist sehr stark autobiographisch angehaucht. Darum ist die Hauptfigur dort auch ein Junge. Im Film ist es ein Mädchen. Der Roman – eine Fabel für Leser jedes Alters – ist ein moderner Klassiker der australischen Jugendliteratur. „Ich weiß nicht, ob ein Buch wie dieses einen Unterschied macht“, sagte Winton einst. „Aber auf eine unschuldige Art spricht er all diese Dinge an. Dass wir seit langer Zeit mehr von der See und dem Land nehmen, als wir zurückgeben – und dafür wird es Zeit.“

Das gleiche Gefühl beschwört auch der Film herauf. Man könnte ihn vielleicht naiv nennen, weil er glaubt, dass der Einzelne etwas bewirken und die Umwelt geschont und gerettet werden kann, aber es ist für Zuschauer jedes Alters schön, daran erinnert zu werden, dass dies zumindest möglich ist – wenn man sich nur genug dafür einsetzt.

Der Film ist mit Eric Bana und Radha Mitchell in Nebenrollen topbesetzt. Mia Wasikowska hat als erwachsene Abby weniger zu tun, die Newcomerin Ilsa Fogg schlägt sich aber gut. Mitchell und Fogg ließen sich bei den Tauchszenen, die allesamt ohne Atemgeräte stattfanden, auch nicht doubeln. Auch deswegen wirkt der Film so realistisch. Der Riesenlippenfisch wiederum war eine von vier Leuten gesteuerte Puppe – mit einem echten hätte man wohl kaum das Ergebnis bekommen, das man für den Film benötigt hätte.

„Blueback“ ist ein sehr unaufgeregter, unglaublich schöner, und ruhiger Film. Einer, in dem man sich durchaus verlieren kann, weil dieses Märchen genau die richtigen emotionalen Knöpfe drückt und den Zuschauer mit einem guten Gefühl aus dem Kino entlässt. Ein Film für Zuschauer jedes Alters – und einer, der zumindest für die Laufzeit seiner Geschichte Glauben machen kann, dass am Ende alles gut wird.

 

Peter Osteried