Crosby Stills Nash & Young- Déjà Vu

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Weniger Konzertdokumentation als engagiertes Pamphlet gegen den Irak Krieg ist dieser Film von Bernard Shakey besser bekannt als Neil Young. Als Teil der Folk-Rock-Gruppe Crosby Stills Nash &Young tourte er im Sommer 2006 durch Amerika, im Gepäck ein regierungskritisches Album, das einen Teil der Fans verstörte, anderen aus der Seele sprach. Etwas überdeutlich zeichnet der Film das Bild eines zerrissenen Landes, das immer mehr dem Amerika von Ende der 60er Jahre erinnert, dem Höhepunkt des Vietnamkrieges. Déjà Vu eben.

Webseite: www.arsenalfilm.de

OT: CSNY/ Déjà Vu
USA 2007
Regie: Bernard Shakey (aka Neil Young)
Buch: Neil Young, Mike Cerre
Musik: Crosby Stills Nash & Young
Darsteller: David Crosby, Graham Nash, Stephen Stills, Neil Young, Stephen Colbert, Josh Hisle, Mike Cerre
96 Minuten, Format: 1:1,85
Verleih: Arsenal Filmverleih
Kinostart: 10. Juli 2008

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Die jüngsten sind sie zwar nicht mehr, mit ihren dicken Bäuchen und tattrigen Bewegungen wirken sie auf der Bühne bisweilen auch etwas fehl am Platz, aber leise sind David Crosby, Graham Nash, Stephen Stills und besonders Neil Young deswegen noch lange nicht. Angeführt vom wortgewaltigen Bandleader Neil Young war ihnen daran gelegen die Tour der Band im Sommer 2006 zu mehr als einem Auftritt alter Männer zu machen. Unter dem Banner „Freedom of Speech“ machte man sich auf den Weg, spielte zwar auch viele alte Songs, aber auch neue, die explizit die Bush-Administration kritisierten und besonders den Krieg im Irak. Für die Band war eine solch dezidierte politische Stellungnahme nichts neues, im Gegenteil. In den ersten Jahren ihres Bestehens Ende der 60er Jahre, war politisches Engagement für eine Folk-Gruppe eine Selbstverständlichkeit, ja fast schon Grundvoraussetzung. Berühmtes Ergebnis dieser Ära ist der Song Ohio, mit dem Crosby Stills Nash & Young auf den Tod von vier Studenten reagierten, die auf dem Campus ihrer Universität von Mitgliedern der Nationalgarde getötet wurden.

Angesichts dieser Historie sollte man eigentlich annehmen, dass den Anhängern der Band deren politische Haltung bewusst ist. Umso überraschender muten da die Reaktionen von Teilen der Fans an, wenn auf den aktuellen Konzerten gegen den Präsidenten und seine Politik Partei ergriffen wird. Wutentbrannt stürmen da hunderte aus den Konzerten, beklagen sich über politische Propaganda, und behaupten gar, dass niemand das Recht hätte die Regierung zu kritisieren, der nicht selbst einmal gedient hat. In diesen Aufnahmen zeigt sich die große Ambivalenz Amerikas, die bisweilen kritiklose Unterstützung der Regierung und besonders der eigenen Armee. Das die Band sich in keiner Weise gegen die kämpfenden Truppen stellt wird dabei geflissentlich übersehen, genauso wie es gerade den Deutschen schwer fällt zu begreifen, dass sich für viele Amerikaner Kritik an der eigenen Regierung und großer Patriotismus nicht ausschließen.

Genau diese Ambivalenz betont Neil Young (wohlgemerkt ein Kanadier) in seiner Rolle als Regisseur. Einen erheblichen Teil des Films nehmen Portraits verschiedener Soldaten bzw. deren Angehöriger ein, die von ihren Erfahrungen im Irak berichten. Meist zeigt sich dabei ein Sinneswandel, der aus Anhängern Bushs vehemente Kriegsgegner gemacht hat. Die Musik von Crosby Stills Nash & Young spielt im Film selbst kaum eine Rolle, Aufnahmen der Konzerte machen nur einen geringen Teil des Films aus. Im Endeffekt ist „Crosby Stills Nash & Young- Déjà Vu“ also weniger Konzertfilm als die Zustandsbeschreibung einer zutiefst verunsicherten Nation, in der immer mehr an die Ära der späten 60er Jahre erinnert, die immer deutlicher die Parallelen zwischen den Vietnamkrieg und dem Irakkrieg erkennt.
 

Michael Meyns

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Ein eindringlicher Dokumentarfilm von Neil Young und seiner Band. Die Herren sind inzwischen „reifer“ geworden. 62 Jahre ist das Durchschnittsalter. Doch Spaß beiseite. Schon während des Vietnam-Krieges vor über 30 Jahren machten sie von sich reden. Sie waren Kriegsgegner und animierten Hunderttausende, es ebenfalls zu sein. Ein Protestsong wie „Ohio“ oder „Find the Cost of Freedom“ folgte auf den anderen.

Und heute? 2006 unternahmen die Musiker noch einmal ihre „Freedom of Speech“-Tour durch Amerika. Das Thema: „Living with War“. Protest gegen den „stinkenden“ Irak-Krieg, gegen die Kriegskosten, gegen Bush, gegen die in den USA teilweise herrschende Terror-Paranoia, gegen diejenigen, die noch immer glauben, Amerika müsse der arabischen Welt westliche Demokratie und Freiheit bringen.

Zu den alten, bekannten Songs kamen andere wie „Try to Remember Peace“. Und noch viele. Scharfe. Eindeutige. Und siehe da, wieder folgten Neil Youngs Anti-Irak-Krieg-Protest Hunderttausende.

Doch es gibt, vor allem im Süden der USA, auch andere. Sie sind für Bush, für die Irak-Besetzung, für die Armee, für diejenigen, die im Irak kämpfen. Sie sind gegen Neil Young, gegen die „Hippie-Millionäre“, gegen die neuen Songs, dagegen, dass die Band Bush anklagt wie seinerzeit in Aufsehen erregender Weise die Frauenband „Dixie Chics“, dagegen, dass die Musik mit Politik vermischt wird.

Zwischen den Songs: Interviews, Volksmeinung, Pressestimmen, schreckliche Bilder von den Kämpfen im Irak und den Verwundeten, traurige Bilder von den toten Soldaten, Bilder von Vietnam- und Irak-Veteranen, Bilder von den trauernden Familien, die einen Angehörigen verloren haben.

Die Umkehr in den Vereinigten Staaten ist im Gange. Schon die Kongress- und Senatswahlen 2006 bewiesen es.

Das Musik- und Bildmaterial ist eindrucksvoll zusammengestellt, die Kommentare und Zitate stehen dem in nichts nach. Welche Stellung er politisch bezieht, ist natürlich jedem einzelnen überlassen. Aber übersehen und übergehen kann man dieses Dokument nicht. Die Mehrzahl der Menschen scheint mit „Crosby, Stills, Nash und Young“ übereinstimmen und begrüßen, dass es diesen Film gibt.

Thomas Engel