Dalai Lama Renaissance – A New Birth

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Auf einem fünftägigen Treffen in Indien versuchen spirituell angehauchte Persönlichkeiten aus westlicher Wirtschaft und Wissenschaft eine Lösung für die Probleme dieser Welt zu finden. Regisseur Khashyar Darvich dokumentiert ihr grandioses Scheitern, das vom Dalai Lama mit aufmunternden Worten vor Ort kommentiert wird. Ein spiritueller Film auf der Suche nach der Synthese für ein neues Bewusstsein sowie ein Plädoyer für Humanismus und Frieden.

Webseite: www.dalailamafilm.de

USA 2007
Regie: Khashyar Darvich
Sprecher: Harrison Ford
Länge: 81 Minuten
Verleih: Horizon
Start: 30.10.2008

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Es ist die Geschichte eines spirituellen Selbstversuchs, der geprägt ist von latenter Naivität und unbändigem amerikanischen Idealismus. Als eine vierzigköpfige Gruppe von westlichen Wissenschaftlern, Managern, Aktivisten Autoren und Anwälten – die im Film als „führende Denker“ gepriesen werden – ins indische Exil des Dalai Lama aufbricht, geht es um nichts Bescheideneres, als „die schweren Probleme der Welt zu lösen“. Schade nur, dass keine Politiker dabei sind. Bei dem fünftägigen Workshop, der die dialektische Idee der Synthese, also die Zusammenführung von verschiedenen Theorien und die Schaffung neuer Thesen fördern soll, geraten sich die meist selbstverliebten Theoretiker unterschiedlicher Disziplinen schnell in die Haare. Das eigentliche Ziel gerät schnell aus den Augen, denn die rhetorisch brillant vorgetragenen und zur Schau getragenen Eitelkeiten rauben nicht nur den anderen Teilnehmern, sondern bedauerlicherweise auch den Kinozuschauern den letzten Nerv.
Warum Regisseur Khashyar Darvich das oft brotlose Gerede in endlosen Einstellungen zeigt, bleibt ein Rätsel. Die einzige Erklärung für die Geduldsprobe ist wohl eher der Versuch, den Fluch der Dialektik und der demokratischen Gesprächskultur zu veranschaulichen. Die Schwierigkeiten zu kommunizieren, geschweige sich auf allgemeingültige Thesen zu einigen, sind letztlich nur ein Fallbeispiel für die Unfähigkeit der verschiedenen Religionen und Kulturen auf der Welt, eine harmonische Lösung im Sinne aller zu finden, die auch den Zweck eines globalen und gemeinschaftlichen Gedanken erfüllen sollten. 

Umso bemerkenswerter fallen dagegen die kurzen Auftritte des Dalai Lamas aus, dessen Biografie mit historischem Filmmaterial veranschaulicht wird. Zwar nimmt er nicht aktiv am Workshop teil, sondern bereichert ihn nur durch ein paar Dutzend Wortbeiträge. Dennoch lernt man hier den buddhistischen Mönch als ausgesprochen humorvollen und ironischen Menschen kennen, der angenehm subtil und locker die Dringlichkeit der Menschlichkeit und des Mitgefühls predigt. Diese Szenen sind es, die den Film trotzdem sehenswert machen, auch wenn man leicht zerknirscht mit ansehen muss, wie die vermeintliche geistige Elite der „führenden Denker“ darauf hofft, dass der Dalai Lama einen von ihnen propagierten Boykott chinesischer Produkte abnickt. Zu beobachten, wie er mit sanfter Rhetorik auch diesen Gedanken zunichte macht ist dagegen ein vergnügliches Schauspiel.  

Dass Harrison Ford in der Originalversion als Erzähler auftaucht ist eigentlich ein Marketing-Gag, denn der Schauspieler spricht nicht mehr als zehn Sätze. Dalai-Lama-Fans sollten sich daran allerdings nicht stören und eher dem spirituellen Selbstversuch auf der Leinwand folgen, der die Schaffung eines neuen Bewusstseins fördert. Wie man dahin kommt, bleibt aber immer noch jedem selbst überlassen.

David Siems

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Die Probleme der Welt sind uferlos – eine Binsenweisheit. Und doch muss immer wieder versucht werden, ihnen auf den Leib zu rücken.

Zu Beginn des neuen Jahrtausends lud der Dalai Lama an die 20 Wissenschaftler, Psychologen, Religionssachverständige, Wirtschaftsfachleute und andere Autoren, alles Koryphäen auf ihrem Gebiet, zu sich ins indische Dharamsala ein, um in einer fünftägigen Konferenz der so genannten Synthesis Group die dringendsten Probleme unserer Zeit zu erkennen und möglichst Wege zu ihrer Lösung zu finden.

Der Plan war klar: Mediatoren, Gesprächsteilnehmer, Beobachter – sie sollten sich einer klaren Struktur zufolge in den Dialog einbringen, damit danach eine Summe aus dem Gesagten herausgefiltert werden könne.

Menschlichkeit, Öffnung der Herzen, Reichtum und Armut, Tibet, die Themen waren vielfältig. Aber es zeigte sich schnell, dass kaum einer sich an die vorgegebenen Regeln hielt, dass Individualisten am Werk waren, dass viele mit ihrer Meinung dominieren wollten, dass die Themen und Gesprächsansätze zu willkürlich waren. Ein gemeinsames, rasch brauchbares Ergebnis war schwer zu finden.

Dennoch ist einiges an Bedenkenswertem dabei herausgekommen. Übrigens auch Theoretisch-Illusionär-Phantastisches wie etwa das Thema Verbindung zwischen Quantensprung und Spiritualität.

Ein Teil der Bilder dieses Dokumentarfilms illustriert in erschreckender Weise, wo auf dieser Welt Probleme bestehen – und wie sie verteilt sind.

Die erhellendsten Beiträge stammen, was überhaupt nicht erstaunt, vom Dalai Lama selbst. Auf eine verblüffend einfache Art verkündet er seine Weisheiten: über die Menschlichkeit; über den möglichen Verzicht auf Religion; über die Notwendigkeit einer lang- und nicht kurzfristigen Strategie; über seine Rolle als einfacher Mönch; darüber, dass die Nöte der Menschheit in erster Linie aus dem Innern jedes einzelnen behoben werden können.

Keine Frage: Ein Besuch dieses Films kann sich schon wegen des Dalai Lama lohnen. Rührend, wie alle Teilnehmer am Schluss von ihm gesegnet wurden und darüber glücklich waren.

Thomas Engel