Das Leben ein Tanz

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In der Pandemie schrieb Cedric Klapisch ein Drehbuch, das eines seiner großen Leidenschaften behandelt – den Tanz. Aber er kam nicht so voran, wie er sich das vorstellte und so holte er seinen mehrmaligen Kollaborateur Santiago Amigorena dazu. Gemeinsam schrieben sie die Geschichte einer jungen Frau, einer Tänzerin, die sich verletzt, und einen neuen Lebensweg finden muss. Das Ergebnis ist ein inspirierender, die Schönheit der Bewegung zelebrierender Film.

Webseite: https://www.studiocanal.de/news/der-trailer-zu-das-leben-ein-tanz-ist-da/

En Corps
Frankreich 2022
Regie: Cedric Klapisch
Buch: Cedric Klapisch, Santiago Amigorena
Darsteller: Marion Barbeau, Hofesh Shechter, Muriel Robin

Länge: 117 Minuten
Verleih: StudioCanal
Kinostart: 8. September 2021

FILMKRITIK:

Es ist wahrscheinlich der mieseste Tag im Leben der Balletttänzerin Elise (Marion Barbeau). Während einer Aufführung findet sie heraus, dass ihr Freund sie betrügt, und dann verletzt sie sich auch noch auf der Bühne. Von der Ärztin erfährt sie dann, dass die Rekonvaleszenz an die zwei Jahre dauern wird. Elise kehrt nach Hause zu ihrer Familie zurück und muss sich nun fragen, wie ihr Leben weitergehen soll. Sie träumt auch weiterhin vom Tanzen und findet in modernem Tanz eine neue Passion.

Ihr Vater spricht davon, dass Menschen, die mit ihrem Körper arbeiten, zwei Leben führen müssen, da entweder die Schönheit oder die Kraft vergehen. So schlecht findet Elise das gar nicht. Zwei Leben in einem – das ist doch mehr als die meisten haben. Und dennoch hadert sie damit, dass ihr Traum vom Tanz ein jähes Ende nahm. Die ältere, am Stock gehende Josiane erklärt ihr wiederum, dass sie bisher Glück hatte, weil sie mit Talent und Schönheit gesegnet war, aber nun in der Normalität angekommen ist. Denn normale Menschen sind selten glücklich. Aber Josiane erklärt ihr auch, was die erste Frau auf dem Himalaya sagte: „Ich musste erst so tief fallen, um so hoch aufsteigen zu können.“ Und das gilt auch für Elise. Sie erlitt in zweifacher Sicht ein Trauma, aber sie kämpft sich aus beiden wieder hervor. Von der Spitze auf den Boden und wieder zurück.

Klapisch liebt den Tanz – das klassische Ballett ebenso wie die modernen Versionen. Er beginnt seinen Film mit einer Aufführung von „La Bayadére“, einem Ballett in drei Akten. Die ersten 15 Minuten des Films kommen praktisch ohne jeden Dialog aus. Sie sind ganz und gar der Performance von Marion Barbeau vorbehalten. Es ist eine makellose Inszenierung, eine Präsentation des Balletts, die auch anspricht, wenn man selbst kein gar so großes Faible dafür hat. Die Hauptdarstellerin ist ausgebildete Tänzerin und war im Ballett immens erfolgreich.

Als Schauspielerin in „Das Leben ein Tanz“ beweist sie sich nun. Ihre Natürlichkeit ist einnehmend, ihre Lust an der Bewegung und der Performance immer spürbar. Ein Film wie dieser wäre nicht möglich gewesen, wenn die Hauptrolle nicht von einer echten Tänzerin gespielt worden wäre.

Der Film ist die Zelebration des Tanzes, zugleich aber auch eine inspirierende Geschichte darüber, dass ein Lebensbruch manchmal auch die Chance bedeutet, sich neu zu erfinden. Was, wie das Ende eines Traums aussieht, kann in Wahrheit der Beginn eines neuen sein.

 

Peter Osteried