Das Märchen von der Prinzessin

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Das Märchen von der Prinzessin, die unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte

Unglücklich fristet Prinzessin Clara ihr Dasein und sehnt sich danach, Figur in einem Märchen zu werden. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn wie Steffen Zacke in seinem hübschen Kinderfilm „Das Märchen von der Prinzessin“ zeigt, halten Märchen einer genauen Prüfung oft nicht stand.

Webseite: www.prinzessin-film.de

Deutschland 2012
Regie: Steffen Zacke
Buch: Steffen Zacke nach dem Buch von Susanne Straßer
Darsteller: Hanna Merki, Michael Kranz, Jasmin Barbara Mairhofer, Oliver Karbus, Verena Buratti
Länge: 80 Minuten
Verleih: Summiteer Films
Kinostart: 23. Mai 2013

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Im Schatten ihrer Schwester Quendolin (Jasmin Mairhofer) ist Prinzessin Clara (Hanna Merki) alles andere als glücklich mit dem Leben zu Hof: Weder mit Handstrickereien noch dem Anhimmeln von Prinzen hat sie viel am Hut, sie begeistert sich stattdessen lieber für Tiere, Bücher. Allein der Hofnarr Michel (Michael Kranz) hält zu ihr, auch wenn sich Clara oft wie ein verzogenes, launisches Gör benimmt. Als ihre Eltern – der König (Oliver Karbus) und seine Gemahlin (Verena Buratti) – mit der Abschiebung ins Prinzessinnen-Internat drohen, will Clara ihren Eltern beweisen, dass man auch auf sie stolz sein kann.
Die einfache Lösung: Clara will Teil eines Märchens werden. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn Geschichten vom Froschkönig, von Dornrösschen, Rapunzel oder Hänsel und Gretel mögen zwar auf dem Papier funktionieren, wenn man versucht, sie in die Realität zu übernehmen, kommt es unweigerlich zu Katastrophen – erst recht natürlich bei einem Tollpatsch wie Clara.

Auf allen Kanälen erleben Märchen in den letzten Jahren ein erstaunliches Comeback: Im Fernsehen variieren Serien wie „Grimm“ oder „Es war einmal“ bekannte Märchen, im Kino waren zuletzt modernisierte Versionen a la „Hänsel & Gretel: Hexenjäger“ und gleich mehrere Schneewittchen-Versionen zu sehen und auch im (Kinder-)buch wird auf vielfältige Weise mit den Formen des Märchens gespielt. Die ironische Herangehensweise an klassische Märchen, die mit modernem Blick erzählt werden, ist dabei oft eher für Eltern als für ihre Kinder geeignet.

In Steffen Zackes Langfilmdebüt „Das Märchen von der Prinzessin“ wird daher versucht, mit Slapstickhumor und hübschen Animationssequenzen auch den ganz kleinen Besucher etwas zu bieten. Etwas ältere Kinder werden an Clara ihren Spaß haben, die sich in Sprache und Gestus wie ein modernes Mädchen verhält, dass mit Eltern und Umgebung zu kämpfen hat – wobei in diesem Fall die Eltern eben Könige und die Umgebung eine prachtvolle Burg ist. Etwas willkürlich wirkt der Kontrast zwischen Märchenwelt und Moderne bisweilen, was sich nicht zuletzt in den ambivalenten Moralvorstellungen spiegelt: So frei, selbstbestimmt und individualistisch Clara über weite Strecken auch geschildert wird, am Ende ist es auch ihr sehnlichster Traum, einen Prinzen zu finden und zu heiraten.

Manche Muster bleiben wohl stets zeitgemäß, doch bis es soweit ist, darf sich die sympathische Nachwuchsschauspielerin Hanna Merki mit viel Verve durch eine Geschichte schmollen, die sich irgendwo zwischen Märchen und Teenagerfilm positioniert. Das ist kurzweilige Unterhaltung, die auf originelle Weise mit Motiven klassischer Märchen spielt.

Michael Meyns