Der Beste Film aller Zeiten

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Ein Film über die Produktion eines Films – so ungewöhnlich ist das Thema nicht. In der Hand der beiden argentinischen Filmemacher Mariano Cohn und Gastón Duprat wird daraus jedoch Gold, da sie ein auf vielen Ebenen funktionierendes Kammerspiel erschaffen haben, in dem Penelope Cruz als Regisseurin mit ihren beiden Hauptdarstellern, gespielt von Antonio Banderas und Oscar Martinez – probt. Aber die Lage eskaliert, und der Film findet ein Ende, über das man noch lange reden wird.

Webseite: https://www.studiocanal.de/kino/

Competencia oficial
Spanien / Argentinien2021
Regie: Mariano Cohn, Gastón Duprat
Buch: Mariano Cohn, Andrés Duprat, Gastón Duprat
Darsteller: Penélope Cruz, Antonio Banderas, Oscar Martínez

Länge: 114 Minuten
Verleih: StudioCanal
Kinostart: 30. Juni 2022

FILMKRITIK:

Der Multimillionär Humberto möchte nach 80 Jahren Leben etwas Bleibendes hinterlassen. Zuerst denkt er an eine Brücke, die nach ihm benannt werden könnte, dann aber einen Film. Und nicht nur irgendeinen Film. Den besten Film aller Zeiten. Ein preisgekrönter Roman wird gekauft und mit Lola Cuevos (Penelope Cruz) eine visionäre und vielfach ausgezeichnete Regisseurin verpflichtet. Die holt mit Felix (Antonio Banderas) und Ivan (Oscar Martinez) zwei der größten Schauspieler überhaupt zum Projekt – der eine ein Megastar, der andere ein von der Kritik gefeierter Schauspieltitan. Neun Tage des Probelesens sind angesetzt. Neun Tage, in denen das Leben die Kunst imitieren kann.

Es ist ein Kammerspiel, das die beiden Regisseure hier präsentieren. Eines, in dem es vordergründig um die Annäherung an die Figuren des zu drehenden Films geht, in dem aber vor allem die Egos zweier Schauspieler und einer auf ihrer Vision bestehenden Regisseurin aneinandergeraten. Es geht um die Frage danach, welch Vermächtnis man hinterlässt, aber auch um die Eitelkeit der schönen Künste.

Auf der einen Seite der Frauenschwarm und Megastar, der vom Publikum geliebt, aber von der Kritik verachtet wird, auf der anderen der Bühnenstar, der Schauspiel für die breite Masse widerlich findet. Beide geraten aneinander – in ihrem Habitus, in ihrer Arbeitsmoral, in ihrer bloßen Existenz. Denn unterschiedlicher könnten Felix und Ivan nicht sein. So wie die Brüder, die sie im Film spielen sollen.

Durch die Lesungen erfährt man mehr über die Geschichte des Films, den alle Beteiligten machen wollen. Erst ist es eher unmerklich, dann wird immer klarer, wie das echte Leben die fiktive Geschichte widerspiegelt, nicht, weil die Akteure Brüder wären, sondern weil sie Rivalen sind. Wie Felix und Ivan aufeinander reagieren, ist pure toxische Maskulinität, wie Lola sich ihnen gegenüber benimmt, das weibliche Pendant dazu.

Der Film ist großes Schauspielkino – die drei Hauptdarsteller treiben einander an. Ihr Spiel ist elektrisierend, die Kameraarbeit von Arnau Valls Colomer ist intensiv. Trotz begrenzter Locations entgeht er der Versuchung, die Bilder klaustrophobisch zu gestalten. Das Setdesign ist überhaupt packend, weil es mit dem simplen Minimalismus einer Theater-Inszenierung daherkommt. Das Augenmerk liegt auf den Schauspielern, auf den Dialogen, auf der Eskalation der Situation, die zu einem Ende führt, das man wirklich ungewöhnlich nennen könnte und auf einer Metaebene darüber philosophiert, wann ein Film wirklich zu Ende ist.

 

Peter Osteried