Einfach mal was Schönes

Mit ihrer vierten Regiearbeit begibt sich Karoline Herfurth wieder ins Sujet der Romcom, wie aber schon bei ihren bisherigen Arbeiten lädt sie das Ganze auch mit dramatischen und bisweilen tragischen Elementen auf. Sie spielt eine Frau, die auf die 40 zugeht, keinen Freund hat, aber ein Kind möchte. Darum denkt sie über künstliche Befruchtung nach, als sie mit Ole endlich einen richtig guten Mann kennen lernt. Aber der ist erst 28 Jahre alt.

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Deutschland 2022
Regie: Karoline Herfurth
Buch: Monika Fäßler, Tim Hebborn, Karoline Herfurth
Darsteller: Karoline Herfurth, Nora Tschirner, Milena Tscharntke

Länge: 116 Minuten
Verleih: Warner Bros.
Kinostart: 17. November 2022

FILMKRITIK:

Karla (Karoline Herfurth) moderiert im Radio-Nachtprogramm, ist nicht besonders erfolgreich und hat auch keinen Freund, dafür aber das Gefühl, dass ihr die Zeit davonläuft. Sie will also Mutter werden, zur Not auch ohne Freund, dafür aber eben mit künstlicher Befruchtung. Doch just, als sie sich dafür entscheidet, lernt sie mit Ole einen richtig guten Mann kennen. Aber es gibt ein Problem: Er ist erst 28 Jahre alt, kann sie da auf ihn warten, bis er soweit ist? Und als wäre das nicht genug, gibt es auch reichlich Probleme mit ihrer an Alkoholsucht leidenden Mutter, ihrer Schwester, die heiraten will, und ihrer anderen Schwester, die in ihrer Ehe unglücklich ist.

Die Geschichte rund um Karla folgt den typischen Irrungen und Wirrungen einer Romcom. Besonders originell ist das nicht, aber solide umgesetzt. Es werden die richtigen emotionalen Knöpfe gedrückt, die Geschichte ist einigermaßen amüsant und Herfurth in ihrer Rolle angenehm quirlig.

Das ist der eine Teil von „Einfach mal was Schönes“. Mit ihm allein kann man nicht fast zwei Stunden Laufzeit abdecken. Aber wie bei Herfurths bisherigen Filmen gibt es eben nicht nur eine romantische Geschichte, sondern auch tragische Komponenten. Der Film funktioniert auch, weil er eine dysfunktionale Familie zeigt. Schwestern, die sich lieben, aber auch immer wieder beharken, eine Mutter, die glaubt, ihre Kinder wären ihr etwas schuldig und die sich entsprechend immer in den Mittelpunkt rückt, ein Vater, der neu geheiratet hat und von seiner ehemaligen Frau bei jeder Gelegenheit attackiert wird – das sind die verschiedenen Elemente des Films.

Gepaart sind sie zudem mit einem kurzen Diskurs darüber, ob eine Frau nur dann vollwertig ist, wenn sie Mutter ist. Es geht um die Erwartungen der Gesellschaft, aber auch den Druck, den Menschen selbst auf sich ausüben können, weil sie glauben, bestimmte Dinge tun zu müssen oder erreichen zu müssen. Das macht „Einfach mal was Schönes“ ein klein wenig cleverer, als es Filme dieser Art zumeist sind.

Sympathisch ist zudem, dass eine LGBTQI+-Beziehung ganz en passant gezeigt wird. Niemand thematisiert sie, sie ist einfach normal und gipfelt in einem der schönsten Momente des Films, wenn die von Milena Tscharntke gespielte Johanna bei ihrer Hochzeit ob der ganzen Katastrophen hyperventiliert und ihre Frau-in-spe ihr beisteht. Alles in allem ein hübscher, solide gemachter Film, der auch Herfurths gutes Händchen zeigt, das Gezeigte mit starker Musik zu untermalen.

 

Peter Osteried