Girls Girls Girls

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Klassische Motive eines Coming-Of-Age-Films werden in „Girls Girls Girls“ mit einer dezidiert feministischen, progressiven Haltung vermischt. Von drei jungen Frauen erzählt der finnische Film, geschrieben und inszeniert ebenfalls von drei Frauen, deren weiblicher Blick die besondere Qualität des Films ausmacht.

Webseite: https://salzgeber.de/girlsgirlsgirls

Tytöt Tytöt Tytöt
Finnland 2022
Regie: Alli Haapasalo
Buch: Ilona Ahti & Daniela Hakulinen
Darsteller: Aamu Milonoff, Eleonoora Kauhanen, Linnea Leino, Sonya Lindfors, Cécile Orblin, Oona Airola

Länge: 100 Minuten
Verleih: Salzgeber
Kinostart: 23. Februar 2023

FILMKRITIK:

Mimmi (Aamu Milonoff) und Rönkkö (Eleonoora Kauhanen) sind beste Freundinnen, gehen auf die selbe Schule, die meiste Zeit sehen wir sie jedoch in einem Einkaufszentrum, wo sie Smoothies verkaufen, rumhängen und quatschen. Mimmi ist die Rebellin des Duos, ein bisschen Punk, wild und ungestüm, mit einem gespannten Verhältnis zu ihrer Mutter, die mit einem neuen Mann ein zweites Kind bekommen hat.

Rönkkö dagegen ist introvertierter und hadert mit einem speziellen Problem: Sie empfindet beim Sex nicht die Gefühle, die sie glaubt, haben zu müssen. So sehr sie sich auch bemüht und ihre wechselnden Partner anleitet: Sie kommt einfach nicht zum Orgasmus.

Die dritte im Bunde ist Emma (Linnea Leino), die viel Zeit ihrer Jugend ihrer Leidenschaft geopfert hat: Dem Eiskunstlauf. In ein paar Tagen steht die Qualifikation zur Europameisterschaft an, ein Ereignis, auf das Emma jahrelang hingearbeitet hat. Nun aber verliebt sie sich in Mimmi, die Emmas Gefühle annimmt, aber nur für einen Moment. Viel zu sehr scheint sie in ihrer eigenen Blase festzustecken, als das sie dich wirklich auf einen anderen Menschen einlassen könnte.

Typische Motive von Coming-of-Age-Filmen zeigt Regisseurin Alli Haapasalo in „Girls Girls Girls“, auf den ersten Blicjk könnte man das Drehbuch von Ilona Ahti und Daniela Hakulinen für eine Aneinanderreihung von Klischees halten. Das besondere an diesem finnischen Film ist dann auch weniger seine ohnehin nur lose Handlung, sondern sein gelassener Blick auf drei Teenagerinnen, für die es keinen Unterschied macht, ob sie Männer oder Frauen küssen.

Einen langen Weg ist das schwul-lesbische Kino seit den 80er Jahren gegangen, seit es zumindest im unabhängigen Film, später auch zunehmend im Mainstream-Kino immer mehr Filme gab, die homosexuelle Figuren zeigten – und diese Anfangs fast immer problematisierten. Von der Entdeckung und der Akzeptanz ihrer Sexualität handelten Filme wie „Mein wunderbarer Waschsalon“ von Diskriminierung und Ausschluss aus der Gesellschaft, doch diese Phase ist zumindest im westlichen Kino langsam zu Ende.

In einem Film wie „Girls Girls Girls“ haben die drei Hauptfiguren nicht mit Akzeptanz zu kämpfen, zumindest nicht, was ihre Sexualität angeht. Weder Eltern, noch Freunde noch Mitschüler diskriminieren Mimmi, Rönkkö oder Emma auf Grund ihrer Sexualität, was weniger wie ein allzu optimistisches Bild wirkt, sondern wie eine Selbstverständlichkeit.

So progressiv dieser Blick auch ist, er bewirkt andererseits, dass „Girls Girls Girls“ bisweilen etwas konfliktfrei abläuft: Größere Probleme haben die drei Teenagerinnen nicht, kein Streit, der nicht bald mit einer innigen Umarmung aus der Welt geschafft werden kann, selbst die Eltern sind im Kern völlig Okay und am Ende wird alles gut.

Die Qualität von Alli Haapasalos „Girls Girls Girls“ liegt in seiner Atmosphäre, seiner Haltung, die Freund und Leid des Teenagerlebens in entspannter Weise zeigt, mit viel Pop unterlegt, in weiches Licht getaucht, die das spezielle dieser Lebensphase präzise einfängt, ohne sie zu verklären.

 

Michael Meyns