Guglhupfgeschwader

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Glorreiche sieben Verfilmungen der Rita Falk-Krimis hat Ed Herzog bereits vorgelegt, den bayrischen Cop-Clan souverän zu Kultstatus selbst jenseits des Weißwurst-Äquators gebracht. Sein jüngster Streich erweist sich abermals als amüsantes Abenteuer im Kosmos des eigenwilligen Provinzpolizisten Franz Eberhofer, seiner sonderbaren Familie sowie der schrulligen Freunde. Die Zeit der gemütlichen Beziehungstaten ist vorbei, diesmal geht es um Glücksspiel, abgeschnittene Finger und schießwütige Geldeintreiber. Selbst beim titelgebendenm selbstgemachten Guglhupf von Oma Eberhofer kennt das organisierte Verbrechen keine Gnade. Der achte Streich überzeugt mit gekonntem Timing, grotesker Situationskomik samt exzellentem Ensemble. Leberkäs-Wecken und Kreisverkehr-Gags sind wie immer Pflicht und komische Kür auch in dieser Eber-8-Episode.

Webseite: https://www.constantin-film.de/kino/guglhupfgeschwader/

D 2022
Regie: Ed Herzog
Darsteller: Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff, Eisi Gulp, Enzi Fuchs, Gerhard Wittmann, Daniel Christensen, Stephan Zinner, Max Schmidt, Sigi Zimmerschied

Filmlänge: 97 Minuten
Verleih: Constantin Film
Kinostart: 4. August 2022

FILMKRITIK:

Krimi-Komödien gibt es wie Sand am Meer. Die wirklich originellen Lustspiele jenseits ausgetrampelter Genre-Pfade lassen sich an zwei Fingern abzählen: Josef Hader als Brenner in den Wolf Haas-Verfilmungen. Und Sebastian Bezzel als Eberhofer Franz nach den Rita Falk-Vorlagen. Am Anfang war der Hund. Nach des treuen Ludwigs Tod, bekommt der Eberhofer einen neuen Vierbeiner. Besser gesagt Dreibeiner, nicht umsonst heißt das Tier „Hinkelotta“. Die Begeisterung hält sich in Grenzen, der Franz hat wichtigere Dinge im Kopf: „10 Jahre Dorfgendarm. Da kommt sogar der Herr Staatssekretär höchstpersönlich“, freut sich die Oma. Kein Wunder ist sein chronisch eifersüchtiger Kollege Rudi (Simon Schwarz) zutiefst enttäuscht, „menschlich und moralisch!“.

Euphorisch will Oma die aktuelle Glückssträhne nutzen und kauft kurzerhand Lottoscheine für 500,53 Euro. Vor dem großen Jackpot gilt es jedoch zunächst, den Anschlag auf die Annahmestelle zu überstehen. Sowie Flaschner Flötzingers Geburtstag, den all seine Freunde vergessen haben. „Du bist doch unser Lieblings-Ignaz“, stammelt Kumpel Eberhofer verlegen und schenkt ihm schuldbewusst noch schnell einen von Omas Lottoscheinen. Von Gewinnen kann der junge Ladenbesitzer Otto derweil nur träumen: Finger futsch. Mutter tot. Zudem ein übler Verdacht, wer der wahrer Vater von Lotto-Otto ist. Während ein Lamborghini seine Runden um den berühmten Kreisel kurvt, bekommt es der traditionell entspannte Dorfsheriff statt mit Beziehungstaten diesmal mit schießwütigen Ganoven samt einem Sumpf aus Korruption zu tun. Umso mehr kann er froh sein, dass seine schlaue Susi zu ihm hält. Selbst Pechvogel Rudi hat diesmal ein bisschen Glück bei den Frauen, zumindest vorübergehend.

Das Figurenkabinett der schrulligen Dorf-Typen darf sich mit großer Lässigkeit die Pointen-Bälle zuspielen, was die Darsteller mit sichtlichem Vergnügen tun. Kiffer-Papa Eberhofer, Spießer-Sohn Leopold und natürlich Flaschner Flötzinger bekommen ihre bewährten Auftritte der lakonisch komischen Art. Sprüche, Timing, Slapstick, alles passt. Zwar lahmt der neue Hund noch etwas, der tierisch gute Ludwig ist eben einfach unersetzlich. Dafür bekommen Sebastian Bezzel und Simon Schwarz als Ermittlerduo am Kreisverkehr, dem obligatorischen runnig-gag beim Eberhofer, endlich ihr ziemlich intimes Happyend.

 

Dieter Oßwald