Hier kommt Lola

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Die Mutter der Heldin heißt zwar Viktualia, aber „Hier kommt Lola“ ist kein Film, in dem wie bei Pippi Langstrumpf Probleme durch Zauberei gelöst werden. Um die Nöte eines neunjährigen Mädchens zu lindern, bedarf es menschlicher Qualitäten. Das mag den Erfolg der „Lola“-Buchreihe von Isabel Abedi erklären. Die Kinderfilm-Expertin Franziska Buch hält sich verdienstvollerweise an diese lebensnahe Handlung, setzt jedoch zugleich auf vordergründige Effekte und Tempo, als traute sie der Tragfähigkeit der Geschichte nicht so recht. So wird ihr Film zum bunten Luftballon, der auf routinierter Flugbahn den Kassenerfolg ansteuert.

Webseite: www.hierkommtlola.film.de

Deutschland 2010
Regie: Franziska Buch
Buch: Vanessa Walder, Uschi Reich
Kamera: Bella Halden
Darsteller: Meira Durand, Felina Czycykowski, Fernando Spengler, Julia Jentsch, Nora Tschirner, Axel Prahl
Länge: 100 Minuten
Verleih: Constantin
Kinostart: 4. März 2010
 

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Mädchen in Lolas Alter werden im Film vieles entdecken, was sie aus ihrem eigenen Leben kennen: Ärger in der Schule, ausgeprägtes Konkurrenzverhalten und Gemeinheiten unter den Mitschülern, gestresste Eltern und vor allem die Erkenntnis, wie schwierig es ist, Freundschaften zu schließen. Lola (Meira Durand) hat es besonders schwer. Ihr Vater Fabio (Fernando Spengler) ist ein dunkelhäutiger Brasilianer. Die Familie wird mit rassistischen Beleidigungen überzogen, weshalb sie vom Dorf in die Großstadt Hamburg zieht. Dort will der Vater ein Restaurant eröffnen. Lola ist die neue Umgebung fremd und so zieht sie sich immer wieder in eine Traumwelt zurück, in der sie eine gefeierte Sängerin ist.

Der Film bringt Fantasie und Realität zusammen, indem er zwischen beiden Ebenen hin und her gleitet. Die Fantasie, das wissen Kinder, ist mindestens so wahr wie die Wirklichkeit. Mit vielen Gesangs- und Tanzeinlagen trägt der Film Züge eines Kinder-Musicals. Wenn der Schmerz groß ist, rennt Lola nicht, sondern greift zum Mikrofon. Das hat etwas Rührendes, gleichzeitig ist aber klar, dass Regisseurin Franziska Buch dabei auf Erfolgsformate wie „Hannah Montana“ schielt. Ihre Lola ist zwar schwer gebeutelt, aber man nie den Eindruck, dass sie tatsächlich in Schwierigkeiten steckt – vor allem weil Probleme oft nur angetippt werden. Der Rassismus verschwindet auf wundersame Weise. Die Phobie des Mädchens wird dramatisch mit einem Ohnmachtsanfall eingeführt, aber nicht weiter verfolgt. Dass ihre Eltern wenig Zeit haben, spielt irgendwann keine Rolle mehr. Es sieht so aus, als ob unbedingt der Eindruck vermieden werden soll, dass „Hier kommt Lola“ ein Problemfilm sein könnte.

Statt in die Tiefe zu gehen wird deshalb getanzt, und bis auf die Hauptfigur bleiben alle anderen Charaktere ziemlich blass. Was die Eltern und Großeltern ausmacht und bewegt, erfährt man nicht. Dabei sind mit Axel Prahl als Opa und Julia Jentzsch als Mutter erstklassige Schauspieler aufgeboten. Doch wenn der Opa vor allem durch seine Farbenblindheit charakterisiert wird, kann auch ein Axel Prahl wenig aus seiner Rolle machen. Von Nora Tschirner ganz zu schweigen, die als Mutter der Freundin Lolas so wirkt, als hätte ihr niemand gesagt, wen sie spielen soll. Das ist natürlich ein Problem der Regie. Franziska Buch scheint sich nicht übermäßig für die Nebenfiguren zu interessieren. Sie will ihre Zielgruppe offenkundig durch die Schauwerte in den Bann ziehen, die ihr Film reichlich bietet. Das ist dann wie im Musical: Das Drama hält sich in Grenzen, und wo das Geschehen hinsteuert, ist ziemlich vorhersehbar – auch für Neunjährige.

Volker Mazassek

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