Jane-Austen-Club, Der

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Die britische Erfolgsautorin Jane Austen bleibt im Gespräch: Nach den jüngsten Verfilmungen von „Stolz und Vorurteil“ sowie „Abbitte“ (beide mit Keira Knightley) geht es in diesem Filmen um ihr Gesamtwerk. Fünf Frauen und ein Mann treffen sich einmal monatlich zum Austen’schen Lesezirkel und erfahren, dass ihre persönlichen Tragödien ganz dicht an den Romanfiguren dran sind. Dabei gelingt Regisseurin und Drehbuchautorin ein Paradebeispiel des vorhersehbaren und harmoniebedürftigen Frauenfilm, der jegliche Form von ernst gemeinten Konflikten scheut.

Webseite: www.jane-austen-club.de

OT: The Jane Austen Book Club
USA 2007
Regie + Buch: Robin Swicord
Darsteller: Maria Bello, Emily Blunt, Kathy Baker, Marc Blucas, Amy Brenneman, Hugh Dancy, Maggie Grace, Jimmy Smits, Kevin Zegers
104 Minuten
Verleih: Sony
Kinostart: 7. Februar 2008

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Unter der Vielzahl von Filmen, die wöchentlich in die deutschen Kinos kommen, gibt es selbstverständlich meist etwas für jeden Geschmack. Filme zum Lachen, Filme zum Weinen, Filme zum Nachdenken. Und dann gibt es Filme, die wie eine warme Decke sind, in die man sich gerne einkuschelt, doch irgendwann merkt man, dass diese Decke ja nicht aus Naturfaser ist, sondern aus synthetischem Polyester. Man fängt schrecklich an zu schwitzen und die anfangs so gemütliche Decke will man einfach nur noch in die Ecke schmeißen, weil sie doch nichts anderes ist als furchtbar künstlich. So ein Film ist „Der Jane Austen Club“, jener, neuer wahr gewordene Traum aller Frauenmagazine der Welt, in dem betrügende Männer reuevoll zu ihren Frauen zurückkehren, Latino-Millionäre geheiratet werden und hübsche Computer-Nerds plötzlich anfangen Frauenliteratur zu lesen.
 

Robin Swicords Verfilmung von Karen Joy Fowlers Bestseller „The Jane Austen Book Club“ ist eine haarsträubende Aneinanderreihung von positiven und negativen Schicksalsschlägen, romantischen Verwirrungen und emotionalen Turbulenzen, die den männlichen Kinozuschauer zuweilen zu der Frage drängen: Warum machen sich Frauen das Leben so kompliziert? Warum soll ihr Leben immer genauso verlaufen, wie in ihrem Lieblingsroman? 

Die fünf Hauptfiguren im Film haben das große Glück, denn ihr Leben korreliert auf erstaunliche Weise mit den Charakteren aus den Werken der britischen Erfolgsautorin Jane Austen aus dem 18. Jahrhundert. Bernadette (Kathy Baker) gründet aus der Not heraus den Jane-Austen-Buchclub: Ihre Freundin Sylvia (Amy Brenneman) wurde jüngst von ihrem Ehemann verlassen, jetzt soll der monatlich stattfindende Lesezirkel für ein wenig geistige Zerstreuung sorgen. Sylvias Tochter Allegra (Maggie Grace) ist auch dabei, ebenso wie die junge Französisch-Lehrerin Prudie (Emily Blunt) und ihre Single-Freundin Jocelyn (Maria Bello), die sich von Männern fernhält und nur ein Herz für Hunde hat. Wie passend, dass der smarte Computerfreak und Sci-Fi-Literaturfreund Grigg (Hugh Dancy) ein Auge auf sie geworfen hat und nur ihr zuliebe sich dem Buchclub anschließt.

"Sinn und Sinnlichkeit", „Emma“, Mansfield Park“, „Verführung“, „Die Northanger Abtei“ und „Stolz und Vorurteil“ – die Gespräche in der Leserunde über Jane Austens Klassiker zeugen mitunter von angeregtem Interesse und zurückhaltender Leidenschaft. All die Ehebrüche, Verschwörungen, Betrügereien aus den Geschichten lassen sich für die Figuren nur deshalb ertragen, weil sie mit der Gewissheit leben, dass am Ende jeden Romans ein Happy End auf sie wartet. 

Das ist auch die Botschaft dieses pseudo-dramatischen Films, der sich nur peripher für die seelischen Beweggründe seiner Figuren interessiert. Die sechs Handlungsstränge, die sich monatlich im Buchclub kreuzen, sind dann doch zuviel, um mehr über die Motive und die Wünsche der Figuren zu erfahren. Wie so oft in vermeintlichen Romantic Comedies für eine weibliche Zielgruppe geht es auch nicht um die Ergründung von Problemen, die sich in Ehe und Beziehungsleben anhäufen, sondern einzig und allein um die Wiederherstellung eines möglich schmalzigen und kitschigen Status der Glückseligkeit mit gut aussehenden und gut verdienenden Männern, die den unterbewussten Versorger & Romeo-Träumen ihrer weiblichen Verehrerinnen entsprechen. Somit bleibt „Der Jane Austen Club“ nichts weiter als eine vorhersehbare Geschichte über Schuld und Sühne, erwiderte Liebe und der Gewissheit, dass Literatur das eigene Leben retten kann. 

David Siems

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Jane Austen ist zwar nicht alt geworden, doch sie hat in ihren Romanen wie „Mansfield Park“, „Stolz und Vorurteil“, „Verstand und Gefühl“, „Emma“ oder „Verführung“ viele menschliche Regungen und Lebenssituationen unmittelbar und lebhaft erfasst und beschrieben.

Kein Wunder also, dass in einer amerikanischen Stadt eine Gruppe junger Frauen einen Jane-Austen-Club bildet, auf dessen Sitzungen sowohl diese Bücher als auch die eigenen Lebensumstände und Probleme lebhaft besprochen werden.

Bernadette ist dabei, die schon fünfmal verheiratet war. Auch Jocelyn, die zwar äußerst hübsch ist, sich aber offenbar vor der Liebe fürchtet, eine Mauer aus Geziertheit und Selbstgefälligkeit um sich gebaut hat und anscheinend nur für ihre Hunde lebt. Dann Sylvia, die von ihrem Mann Daniel verlassen wird. Und Allegra, Sylvias Tochter, lesbisch und eine Sportskanone. Schließlich Prudie, jung verheiratet, Französischlehrerin, leicht neurotisch und glücklos mit ihrem Mann Dean. Und auch ein „Fremdkörper“ befindet sich in der Gruppe, ein Mann nämlich, Grigg mit Namen, der einfach deshalb dazu stieß, weil er an Jocelyn den Narren gefressen hat.

Jeden Monat tagt der Jane-Austen-Buchclub bei einem anderen Mitglied, auch einmal im Coffee-Shop oder im Krankenzimmer. Die Austenschen Romanfiguren, -geschehnisse und –schicksale vermischen sich nun auf dramaturgisch sehr geschickte Weise mit den Freuden und Sorgen, den Hochgefühlen und Nöten, den Erwartungen und Enttäuschungen der Clubmitglieder. Es ist ein munteres Wechselspiel, dem echten, nicht-virtuellen Leben nicht unähnlich.

Grundlage ist der gleichnamige Bestseller von Karen Joy Fowler. Doch muss man sagen, dass Robin Swicord sowohl die Drehbuchadaption als auch die Regie äußerst gelungen ist. So ist ein zugleich unterhaltsamer und literarisch ambitionierter Film entstanden, der trotz vieler Widrigkeiten doch nicht des Happy Ends entbehrt.

Maria Bello spielt die schöne Jocelyn, Kathy Baker die schon etwas reifere Bernadette. Amy Brenneman ist die am Schluss wieder zu ihrem Glück findende Sylvia, Maggie Grace die Allegra. Die aparte Emily Blunt verkörpert die Rolle der Prudie, der „Fremdkörper“ und Sci-Fi-Fan Grigg wird von dem sympathischen Hugh Dancy dargestellt. Sie alle machen ihre Sache professionell und gut.

Ein literarisch interessanter und ehrgeiziger Unterhaltungsfilm.

Thomas Engel