kleine König Macius, Der

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Die Kindererzählung von Janusz Korczak ist ein spannendes Abenteuer für die Kleineren unter den jungen Kinogängern. Im reduzierten und angenehmen Zeichenstil zeigen Lutz Stützner und Inés Keerl die Geschichte des kleinen Macius, der über Nacht zum König wird. Ein kurzweiliger Familienspaß, der sich wie jeder guter Kinderfilm den großen Fragen der Pädagogik stellt.

Webseite: www.macius.senator.de

Deutschland 2007
Regie: Lutz Stützner, Inés Keerl
Sprecher: Paul Falk, Otto Sander, Jamie Lee Blank, Till Kundrun, Simon Illig, Hans Teuschner, Hans Peter Korff, Michael Bauer, Peer Augustinski
83 Minuten
Verleih: Senator
Start: 20.9.07

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Für viele Eltern und Kinder ist die Geschichte um den kleinen Königsjungen keine unbekannte Erzählung, da die gleichnamige TV-Serie seit 2002 in 26 Folgen auch in der ARD über den Bildschirm läuft. Die Kinoversion ist dennoch mehr als nur eine auf 83 Minuten ausgedehnte Episode, denn auf die spannende Handlung wird hier mehr Wert gelegt. Als sein Vater stirbt, wird der achtjährige Macius über Nacht mit der schwierigsten Entscheidung seines Lebens konfrontiert. Ist er bereits groß genug, um als neuer König das Land zu regieren? Die Zweifel werden noch größer, als seine ihm rechtmäßig zustehenden Aufgaben und Pflichten vom bösen und kriegslustigen General torpediert werden, der mit aller Macht das Königszepter an sich reißen will.

Der polnische Autor Janusz Korczak – der auch als Arzt und Pädagoge arbeitete – verarbeitete in seiner 1923 erschienen Erzählung „König Hänschen der Erste“ (auf die auch der Film beruht) die traumatischen Erlebnisse seiner eigenen Kindheit. Nachdem sein Vater an geistiger Umnachtung starb und das ganze Vermögen durchgebracht hatte, musste er als Schüler mit Nachhilfestunden zum Lebensunterhalt von Mutter und Schwester beitragen. Ähnlich ergeht es seinem kleinen Helden Macius, der nach dem Verlust seines Vaters das scheinbar frühe Ende seiner Kindheit erlebt und sich verantwortungsvollen Aufgaben stellen muss.

Der Dialog zwischen den Generationen ist eines der großen Themen in der Pädagogik, der auch seinen Weg in den Film findet. Wie in vielen Erzählungen, werden die Kinder von den Erwachsenen scheinbar nicht richtig wahrgenommen, respektiert oder verstanden. Der Slogan „Kinder an die Macht“ verwirklicht sich, als der frisch gekrönte Macius ein Kinderparlament beruft, das fortan Entscheidungsbefugnis in allen politischen Fragen besitzt, während alle Erwachsenen wieder in die Schule gehen müssen. Die vertauschten Rollen führen allerdings schnell zum Chaos, und auch die Kleinen merken, dass die Lebenserfahrung der Großen doch irgendwie notwendig ist. Roman wie auch Film sind somit alles andere als reine Kinderunterhaltung: Eigenen Erlebniswelten bedeuten nicht, dass seitens der Kinder gedankenlos alles erlaubt sein soll, denn das geht schief. Korczak zeigt, dass die Kunst vielmehr darin besteht, die Ideen der Kinder aufzunehmen und diese dann – von Erwachsenen – in verantwortungsvolle, von Erfahrungen geprägte Bahnen zu lenken.

Wie in jeder guten Kindererzählung ist auch hier die Relevanz von Freundschaft eines der zentralen Themen. Nur mithilfe der neu gewonnenen Verbündeten Hanna, Anton und Felix schafft es Macius, seine Trauer zu überwinden, den Tod seines Vaters zu verarbeiten, über sich hinaus zu wachsen und sich der neuen Aufgabe als König zu stellen. Als der böse General einen Krieg mit dem Nachbarland anzettelt, wird daraus auch ein richtiges Abenteuer, das vor allem die jüngeren Kinobesucher im Alter bis 11 Jahren begeistern wird. Der reduzierte und klare Zeichenstil von Regisseur und Figurendesigner Lutz Stützner, dessen Helden überdimensionale Köpfe auf ihren kleinen Körpern tragen, steht dabei im ruhigen Kontrast entgegengesetzt zu den coolen und hyperaktiven Pixelfiguren von Dreamworks, Pixar und Disney. „Der kleine König Macius“ ist somit ein Film für junge Kinderaugen, die gemeinsam mit den Eltern erste Kinoerfahrungen machen wollen.

David Siems