Komm näher

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Regisseurin Vanessa Jopp („Vergiss Amerika“) unterhält den gewillten Zuschauer mit einer sehr authentischen Erzählung, die ganz ohne Zuckerguss daherkommt. Drei miteinander verwobene Geschichten erzählen von Begegnungen in der Anonymität der Großstadt. Beziehungen, die ganz unterschiedliche Facetten der Einsamkeit widerspiegeln. Ein Film über Menschen, die sich näher kommen.

Webseite: www.komm-naeher.de

Deutschland 2005
Regie: Vanessa Jopp
Darsteller: Meret Becker, Hinnerk Schönemann, Marek Harloff, Stefanie Stappenbeck, Fritz Roth, Heidrun Bartholomäus, Marie-Luise Schramm
97 Minuten
Verleih: Piffl Medien
Start: 16.03.2006

PRESSESTIMMEN:

...die Einsamkeit, der Lebens- und Liebeshunger in der Großstadt. Vanessa Jopp setzt mit Erfolg auf die Improvisation. Ein lebendiger Städterfilm... - Sehenswert.
Tip Berlin

In ihrem neuen Film erzählt Vanessa Jopp von ganz gewöhnlichen Berlinern: hart, realitätsnah - aber mit einer großen Portion Humor. Dank überzeugender Schauspieler wirkt "Komm näher" wie direkt aus dem Leben abgefilmt.
Stern

Unaufdringlich, aber nah: Es gibt Filme, die in die Realität eintauchen, ohne dem Fiktiven sein Recht zu nehmen. Sie machen klassisches Kino, aber mit einer Direktheit, die es im klassischen Kino nicht gibt. Sie betreiben die schwierige Kunst des scheinbar Kunstlosen. Vanessa Jopp hat einen solchen Film gedreht. Einen Großstadtfilm, der in drei Episoden nach dem Wert von Liebe und Freundschaft in der Metropole fragt, nach den Chancen des einzelnen im großen Gemenge. Hektisch, grobkörnig, impulsiv ist „Komm näher” geworden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung

...erzählt von der Liebe in Zeiten sozialer Kälte. Alle Protagonisten sind Suchende in einer Großstadt, die sie weder loslässt noch einbindet.
Wenn es für das junge Kino der Vanessa Jopp überhaupt eine Bezeichnung gibt, dann die des sozialkritischen Liebesdramas. Jopps Filme sind eigentlich melancholisch, krude, dunkel, auch und gerade in ihrer Visualität, und immer sprechen sie zugleich aber von Hoffnung, von Sehnsucht, vom Suchen. Liebe in Zeiten sozialer Kälte. Das ist, ob bei "Engel & Joe" oder nun bei "Komm näher", oft mit Handkamera gedreht und in Blau-Grau-Tönen gehalten. Vanessa Jopp hat mit "Komm näher" ihren bisher reichsten und schönsten und dichtesten Film gedreht.
Bayerischer Rundfunk

Ein elegant verschlungener Beziehungs- und Sehnsuchtsreigen, in dem die Charaktere gemeinsam mit den Schauspielern in Improvisationen, Beobachtungen und Proben erarbeitet wurden. Unaufdringlich und mit angenehmer Leichtigkeit inszeniert.
film-dienst

Ein Interview mit Regisseurin Vanessa Jopp führte der STERN unter der Überschrift: "Der Film ist so, wie ich das Leben empfinde." - Das ganze Interview hier...

 

FILMKRITIK:

Da ist die desillusionierte Mathilde, deren ganzes Wesen ein Aufbegehren gegen die Gesellschaft widerspiegelt. Sie ist ordinär und provokativ, als sei dies ein bewährter Schutz vor der Außenwelt. Gelangweilt vom Leben, streift sie ziel- und planlos durch die Stadt. Wie sollte so einem Menschen Liebe widerfahren, wenn nicht durch einen plötzlichen Zusammenstoß? Dass dieser dann in Gestalt eines Polizisten namens Bronski geschieht, ist das, was man die Ironie des Schicksals nennt. Einen Kriminellen auf der Straße verfolgend, rempelt der Mathilde geradezu um. Eine flüchtige Begegnung, die eine Fortsetzung erfährt, als Mathilde daheim und zur Verärgerung ihrer Nachbarn die Musik laut aufdreht.

Über eine Kontaktanzeige hingegen, lernen sich der Taxi fahrende Mittvierziger Andi und die um ein paar Jahre ältere Putzfrau Johanna kennen. Der Beginn einer sehr verhaltenen Beziehung, die zunächst durch Angst und Zweifel geprägt ist. Wie Teenager nähern sich die beiden einander, hin- und hergerissen zwischen Neugier und Ablehnung. Johannas pubertierende Tochter Mandy stellt in dieser empfindlichen Phase der Annäherung einen weiteren Störfaktor dar. Umso mehr, nachdem sie Andis ersten Telefonanruf bei der Mama abfängt und sich in die Stimme des Unbekannten verliebt.

Ganz andere Probleme haben Ali und ihr Mann David. Durch die Doppelbelastung Kind und Karriere, bleibt die Liebe zwischen ihnen gänzlich auf der Strecke. Während David noch nach der fehlenden Aufmerksamkeit ringt, ist in Alis Leben offenbar kein Platz für derlei Gefühle. Anstelle von Spontanität der Liebe, ist Frust des funktionierenden Alltags getreten. Ein Zustand, der Andi in die Arme einer Anderen treibt. Ein Zustand, der verhindert, dass sich das glückliche Paar von einst heute noch näher kommt.

Die Regisseurin Vanessa Jopp hat einen aufmerksamen Blick in ihre Heimatstadt Berlin geworfen. Denn auch wenn die Einzelschicksale ihrer Figuren so auch andernorts hätten angesiedelt werden können, vermittelt die bundesdeutsche Hauptstadt doch sehr trefflich diese typische und ebenso paradoxe Großstadtanonymität. Die Einsamkeit als ein Übel unserer Zeit, hat Vanessa Jopp so authentisch dargestellt, wie sie sich nun einmal anfühlt. Mit minimalistischen Bildern und einer spürbar improvisierten Filmerzählung, ist eine Atmosphäre entstanden, die teilweise gar dokumentarisch anmutet. „Komm näher“ ist ein tragikkomischer Großstadtreigen, der so gar nichts von einer zuckersüßen Liebesschnulze hat. Lediglich das Ende des Films ist dann wieder inkonsequent „happy“.

Eine überzeugende Darstellerriege sowie die lockerer Verknüpfung der einzelnen Erzählstränge, machen den Film allemal sehenswert. Doch erst wer sich an die unausgereift wirkenden Dialoge, die sehr sparsame Optik und die aufdringliche Authentizität der Figuren gewöhnt hat, wird eben diese Aspekte des Films zu schätzen wissen. Wobei festzustellen bleibt, dass der Anspruch an ein Sozialdrama, im direkten Vergleich mit Arbeiten anderer Regiekollegen, doch sehr bemüht wirkt. Der Zuschauer bleibt neutraler Beobachter und wird zu selten von der Filmerzählung und den teilweise Klischeebehafteten Figuren mitgerissen. Dies hätte - entsprechend dem Filmtitel - sehr viel beherzter umgesetzt werden sollen.
 

Gary Rohweder