Räuber Hotzenplotz, Der

Zum Vergrößern klicken

Hotzenplotz ist da! Der vollbärtige Räuber mit der Pfefferpistole ist seit 1962 aus keinem Kinderbuchregal wegzudenken. Otfried Preußlers Ganoven-Trilogie wurde inzwischen in 34 Sprachen übersetzt und weltweit über 6,5 Millionen Mal verkauft. In einem überdrehten Kinderfilm holt Gernot Roll („Ballermann 6“) den erfolgreichen Gauner jetzt auf die Leinwand.

Webseite: www.hotzenplotz.film.de

Deutschland 2005
Regie: Gernot Roll
Drehbuch: Ulrich Limmer, Claus Peter Hant
Nach dem Kinderbuch von Otfried Preußler
Darsteller: Armin Rohde, Rufus Beck, Katharina Thalbach, Barbara Schöneberger
Filmverleih: Constantin Film
Länge: 94 Minuten
Kinostart: 23.03.2006

PRESSESTIMMEN:

Kinderkino de luxe. Perfekt für alle Stepkes, die für "Harry Potter" zu klein sind und noch nicht abgestumpft von den Billig-Cartoons im Fernsehen. Der ganze Film ist wunderbar altmodisch, herrlich albern und irre liebenswürdig.
Cinema

FILMKRITIK:

Otfried Preußler nennt seinen „Räuber Hotzenplotz“ selbst eine Kasperlgeschichte. Tatsächlich schildert der gefeierte Kinderbuchautor in seiner dreiteiligen Ganovenstory ein kurzweiliges Märchen, das wie geschaffen ist fürs Puppentheater. Nicht nur, dass die heimlichen Hauptpersonen Kasperl und Seppel heißen, es kommen auch zahlreiche Zauberer, Feen und Krokodile darin vor. Und wenn die Räuberjäger im düsteren Wald in die Irre geführt werden, dürfen junge Zuschauer lautstark mitfiebern. Auch Regisseur und Kameramann Gernot Roll lässt daher im Vorspann zunächst die Puppen tanzen, bevor er seine erste Kinderbuchverfilmung in einen Realfilm überschwenkt.

Auf seinem täglichen Beutezug hat es der hundsgemeine Räuber Hotzenplotz (Armin Rohde)  ausgerechnet auf die Kaffeemühle von Kasperls Großmutter (Christiane Hörbiger) abgesehen. Urplötzlich steht er vor der armen Frau und entreißt ihr das gute Stück. Großmutter ist am Boden zerstört. Selbst der emsige Wachtmeister Dimpfelmoser (Piet Klocke) kann ihr nicht helfen. Doch zum Glück gibt es die gewitzten Freunde Kasperl (Martin Stührk) und Seppel (Manuel Steitz), die dem flüchtigen Räuber längst auf der Fährte sind.

Als Kameramann mag es Gernot Roll gern anspruchsvoll. So filmte er die ersten beiden Staffeln von Edgar Reitz' „Heimat“-Zyklus, Peter Sehrs „Kaspar Hauser“ oder Caroline Links Oscar-Preisträger „Nirgendwo in Afrika.“ Sobald Roll allerdings auf dem Regiestuhl Platz nimmt, ist es mit den hohen Ansprüchen vorbei. Dann liebt er es so kunterbunt und durchgeknallt wie in seinen Balearen-Possen „Ballermann 6“ und „Pura Vida Ibiza.“ „Der Räuber Hotzenplotz“ fügt sich in diese persönliche Tradition nahtlos ein. Das kindgerechte Räubermärchen präsentiert Roll in knalligen Farben. Den meisten Humor zieht er aus Slapstickeinlagen. Dafür beschleunigt er seine Geschichte mehrfach auf Zeitraffer und lässt seine Figuren saftig grüne Hügel herunterkugeln.

Preußlers feinsinniger Humor aus den Büchern bleibt hingegen weitgehend auf der Strecke. Etwa die Tatsache, dass Kasperls und Seppels cleveren Ideen in Wahrheit alles andere als clever sind. Dafür gibt es ein Wiedersehen mit allen bekannten Figuren aus der Drehbuchvorlage. Da Roll die ersten beiden Werke aus Preußlers Trilogie zu einem Film verschmolzen hat, tauchen neben Zaubermeister Zwackelmann und der Elfenfee Amaryllis ebenso die Wahrsagerin Frau Schlotterbeck und der in ein Krokodil verwandelte Spürhund Wasti auf. Wobei der Letztgenannte, rein optisch gesehen, zu den Highlights des Films gehört. Während anderen Figuren deutlich die Schminke anzusehen ist, präsentiert sich Wasti als perfekt animierter Krokodackel.

Dennoch führt die moderne Computertechnik nicht an der Tatsache vorbei, dass „Der Räuber Hotzenplotz“ aus heutiger Sicht arg anachronistisch wirkt. Welches Kind interessiert sich in Zeiten von „Harry Potter“ und der dänischen Hightech-Diebin „Kletter-Ida“ noch für die wenig dramatischen Zaubersprüche eines Zwackelmanns oder gestohlene Kaffeemühlen?
Zudem zeigt die mit Armin Rohde, Rufus Beck, Piet Klocke und Katharina Thalbach durchaus  topbesetzte Darstellerriege höchst durchwachsene Leistungen. Zwar überzeugt Rohde mit verwarzter Knollennase als griesgrämiger Hotzenplotz, dafür ist der bei Kindern ansonsten recht beliebte Komiker Piet Klocke ohne seine zerstreute Sprechweise nur halb so komisch. Ein Film für ein ganz junges Publikum, das noch herzhaft über stolpernde Gauner und aufgeblähte Bäuche lachen kann...

Oliver Zimmermann