November

Sieben Jahre ist es her, seit die Anschläge rund um das Bataclan Frankreich erschütterten. Nur wenige Jahre, in denen der IS, der die Verantwortung dafür übernahm, weitestgehend zusammengebrochen ist. Kurze Zeit nur, um die Ereignisse dieser Nacht – und die nachfolgenden Tage – filmisch zu verarbeiten. Gelungen ist es trotzdem, weil Cédric Jimenez einen sehr dokumentarischen Stil gewählt hat. Er lässt die Ereignisse für sich sprechen.

Webseite: https://www.studiocanal.de/title/november-2022/

Novembre
Frankreich 2022
Regie: Cédric Jimenez
Buch: Olivier Demangel
Darsteller: Jean Dujardin, Anaïs Demoustier, Sandrine Kiberlain

Länge: 105 Minuten
Verleih: StudioCanal
Kinostart: 20. Oktober 2022

 

Über den Film

Originaltitel

November

Deutscher Titel

November

Produktionsland

EST/NLD/POL

Filmdauer

115 min

Produktionsjahr

2017

Produzent

Regisseur

Sarnet, Rainer

Verleih

Starttermin

28.11.2018

 

FILMKRITIK:


Am 13. November 2015 erschüttern mehrere Terroranschläge Frankreich. 131 Menschen sterben, fast 500 werden verletzt. Es war ein beispielloser Angriff auf Paris. Noch in der Nacht der Anschläge tritt die Antiterroreinheit in Aktion. Terroristen werden gejagt, Spuren werden verfolgt, Zusammenhänge hergestellt. In nur fünf Tagen kommt man den Drahtziehern auf die Schliche – fünf Tage, die dieser Film auf knapp zwei Stunden komprimiert.

Filme wie „November“ wandeln immer auf schmalem Grat. Sie dürfen nicht banalisieren, was passiert ist, sie müssen aber auch einen gewissen Unterhaltungswert haben. Befasst man sich mit solch unfassbaren Ereignissen, dann ist der Königsweg einer, der viele andere Filme scheitern ließe. Die Figuren müssen in den Hintergrund treten. Persönliche Geschichten der Ermittler haben hier nichts zu suchen. Sie sind Funktionsträger für eine Geschichte, die fast schon dokumentarischen Charakter annimmt. Das heißt nicht, dass nicht gezeigt würde, wie diese Arbeit auch auf die Ermittler wirkt, aber im Fokus stehen die Ermittlungen selbst. Der Film lässt dem Zuschauer kaum eine Figur zur Identifikation. Und er beginnt nicht mit den Anschlägen, sondern direkt danach.

Er erzählt rasant, wie man zuerst auf die Anschläge reagiert, wie eine Maschinerie von tausend Ermittlern in Gang gesetzt wird, die keinen Stein unumgedreht lässt, um mehr über die Täter herauszufinden und sie dingfest zu machen. Was dem Film dabei gut gelingt: Die Grauzonen zu zeigen. In einer Schlüsselsequenz sind die Ermittler auf die Hilfe einer Zivilistin angewiesen, der Versprechungen gemacht werden, die dann nicht eingehalten werden können. „November“ zeigt auch, wie das auf die Ermittler wirkt, weil es auch ein persönliches Wort ist, das gebrochen wird.

Die Täter stehen hier nur insofern im Fokus, als dass man nach ihnen sucht. Ihre Motivation wird angerissen – sie ist religiös verbrämt, viel zu sagen gibt es darum ohnehin nicht. Ihr Hass bleibt ungreifbar. Aber dies ist nicht der Film, der sich mit den Tätern auseinandersetzen wollen würde. Stattdessen werden die fünf Tage der Jagd auf die Täter als eine Ereigniskette gezeigt, in der die Arbeit im Mittelpunkt steht. Man bekommt hier ein Gefühl dafür, was alles einfließen muss, damit man den Tätern auch auf die Spur kommen kann – und nicht zuletzt ist da auch ein wenig Zufall dabei.

Mit Jean Dujardin ist der Film exzellent besetzt, auch er verschwindet hinter seiner Rolle. Ein Mann, der ein Familienleben hat, von dem man aber kaum etwas erfährt. Weil es um die Arbeit dieser Menschen geht, und die wird oft kalt und nüchtern dargeboten. Gefühlsausbrüche lassen sich aber nicht vermeiden. Sie sind es dann auch, die den dokumentarischen Charakter aufbrechen und daran erinnern, dass aller Authentizität zum Trotz eben auch ein Stück packendes Kino auf der Leinwand zu sehen ist.

 

Peter Osteried

Mehr lesen

Neuste Filmkritiken

ℹ️ Die Inhalte von programmkino.de sind nur für die persönliche Information bestimmt. Weitergabe und gewerbliche Nutzung sind untersagt. Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Filmkritiken dürfen ausschließlich von Mitgliedern der AG Kino-Gilde für ihre Publikationen verwendet werden.