Pink Power

Die Dokumentation unter der Regie von Chiara Kempers ist ein ruhiger, kraftvoller Film, der die heilsame Wirkung des Sports zeigt, hier: des Drachenbootfahrens in einem Team von Brustkrebspatientinnen. Für diese Frauen, von denen zwei exemplarisch begleitet werden, ist der Sport zum Lebenselixier geworden, und die Bewegung in der Gemeinschaft zum unterstützenden Heilmittel. 

Aber Pink Power ist auch ein Sportfilm über eine Mannschaft, die Großes vorhat, nämlich die Teilnahme an der Europameisterschaft der Drachenboote in Italien. Das Filmteam begleitet die Frauen auf ihrem Weg dorthin – einschließlich aller großen und kleinen Erfolge und Misserfolge.

 

Über den Film

Originaltitel

Pink Power

Deutscher Titel

Pink Power

Produktionsland

DEU

Filmdauer

68 min

Produktionsjahr

2025

Produzent

Martens, Marianna / Lange, Jan Philip

Regisseur

Kempers, Chiara

Verleih

imFilm Agentur + Verleih

Starttermin

02.10.2025

 

Die „Küsten Pinkies“ sind ein Drachenboot-Team aus Wilhelmshaven, bestehend aus ca. 20 Frauen, die alle an Brustkrebs erkrankt sind oder waren. Unter der Leitung ihrer sehr energischen Trainerin Yvonne treffen sie sich zweimal pro Woche zum Training, aber viele tun zusätzlich noch etwas für ihre Fitness: Sie joggen, machen Krafttraining oder Workout. In fünf Reihen sitzen sie zu zweit nebeneinander in dem schweren Boot, das mithilfe einer Steuerfrau (am Heck) und einer Trommlerin (am Bug), die den Takt vorgibt, möglichst gleichmäßig übers Wasser gleitet. Das ist gar nicht so einfach, aber sie alle haben ein großes Ziel: die Europameisterschaft in Italien. Und mehr noch: Sie paddeln nicht nur für den Sieg mit „Frau Meyer“, ihrem neuen Drachenboot, sondern vor allem für ihre geistige und körperliche Gesundheit, sie paddeln also auch gegen ihre Krankheit an, gegen die Angst und die Ungewissheit.

 

Dabei stehen vor allem zwei Frauen im Mittelpunkt: Jasmin (43) und Konni (71). Sie könnten kaum unterschiedlicher sein, zumindest was ihr Alter und ihre Lebenssituation betrifft, doch was sie gemeinsam haben, ist das, was man nicht messen kann: der Wille und das Bewusstsein, dass das Leben weitergeht, dass es vielleicht auch noch viel Neues zu entdecken gibt und dass es mehr gibt, als zu funktionieren und zu tun, was nötig ist.

 

„Pink Power“ zeigt, wie schmal der Grad zwischen Verletzlichkeit und Stärke ist, aber auch wie gut und wichtig es ist, sich in der Balance zu halten. Die Filmemacherinnen zeigen ihre Protagonistinnen nicht als Heldinnen, aber als Frauen, die kurz davor sind, zu Heldinnen zu werden. Für Konni ist das Drachenbootfahren der erste Sport, mit dem sie sich überhaupt beschäftigt hat – und die körperliche Anstrengung ist für sie manchmal wie eine Droge. Alle diese Frauen haben sich dafür entschieden, kein Opfer zu sein, sondern aktiv voranzugehen. Der Sport wird für sie zum Heilmittel, zum Symbol für ihr neues Leben mit der Krankheit und vielleicht sogar zum Motor, der sie in einen neuen, anderen Rhythmus gebracht hat. 

 

Die beobachtende Kamera verweilt gelegentlich auf dem Wasser, sie lässt Raum für Schweigen und Nachdenklichkeit, aber auch für Momente, in denen sich Alltag und Therapie, Hoffnung und Resignation kreuzen. Eine geschickte Montage verwebt Trainingsszenen, Wettkämpfe, Arzttermine und private Momente mit Freunden und Familie zu einem harmonischen Gesamteindruck, der durch einen unauffälligen Soundtrack unterstützt wird. 

 

Naturgemäß wird in dem relativ kurzen Film (68 Minuten) vieles nur angekratzt und angedeutet. Die Dokumentation fokussiert sich im Wesentlichen auf Konni und Jasmin. Obwohl die beiden wirklich sehr sympathische Protagonistinnen sind, ist das ein bisschen schade, denn der Mannschaftsgedanke, der hier so viel zählt und der auch immer wieder von Yvonne, der Trainerin, in markigen Worten heraufbeschworen wird, findet nicht so richtig seinen Niederschlag in der Filmhandlung, wenn lediglich zwei Sportlerinnen im Fokus sind. Das Thema Krankheit wird ebenfalls vor allem anhand der beiden Frauen behandelt, und da sieht alles ganz prima aus. Beide Frauen sind offenbar gesund und munter. Dabei könnte der Eindruck entstehen, als ob das Drachenbootfahren eine Art Wundermittel gegen den Krebs ist. Zumindest aber lässt ihr Sport die Frauen ihre Krankheit vergessen. Ein neues Körperbewusstsein kann entstehen, und wenn dann noch die kleineren und größeren Erfolgserlebnisse hinzukommen …

 

„Pink Power“ ist insgesamt gesehen – trotz gelegentlicher Siegesschreie – ein eher leiser Film ohne große Gesten oder große Weisheiten, sondern ein kleiner Film, der Hoffnung geben und teilen will. Er zeigt die heilsame Wirkung von Sport in der Gemeinschaft, aber ganz nebenbei auch eine Drachenboot-Taufe, und dabei wird nicht etwa eine Sekt- oder gar Champagnerflasche wirkungsvoll zerschlagen, sondern dem Drachenkopf wird ein wenig Asche übers Haupt geschüttet. Möge „Frau Meyer“ die Sportlerinnen von Sieg zu Sieg tragen!

 

Gaby Sikorski

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