Résistance – Widerstand

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Marcel Marceau war zu Lebzeiten ein von seinem Publikum hochgeschätzter Pantomime. Autor und Regisseur Jonathan Jakubowicz macht ihn in seinem bewegenden Drama „Resistance – Widerstand“ zum Dreh- und Angelpunkt einer aufsehenerregenden Befreiungsaktion und lässt dabei nicht nur Jesse Eisenberg in der Hauptrolle triumphieren, sondern überraschenderweise auch Matthias Schweighöfer.

Trailer: https://www.warnerbros.de/de-de/filme/resistance-widerstand

UK/FR/DE/USA 2020
Regie: Jonathan Jakubowicz
Drehbuch: Jonathan Jakubowicz
Darsteller: Jesse Eisenberg, Clémence Poésy, Matthias Schweighöfer, Félix Moati, Vica Kerekes, Ed Harris, Bella Ramsey
Verleih: Warner Bros.
Länge 120 Min.
Start: 14.10.2021

FILMKRITIK:

Marcel Marceau (Jesse Eisenberg) ist ein hochbegabter Pantomime und hat sein Leben der Kunst verschrieben. Tagsüber arbeitet er in der Schlachterei seines Vaters, abends tingelt er durch die Kleinkunsttheater seiner Stadt, um seinem Traum von der großen Karriere Stück für Stück näherzukommen. Seit einiger Zeit hängt sein Herz außerdem an der politisch engagierte Emma (Clémence Poésy), mit der er gern zusammen wäre. Sie ist es auch, die ihn von einer lebensgefährlichen Mission überzeugt: 123 jüdische Waisenkinder müssen vor den deutschen Nazis unter der Aufsicht des brutalen Obersturmführer Klaus Barbie (Matthias Schweighöfer) gerettet und außer Landes gebracht werden. Gemeinsam mit Emma tritt Marcel dem französischen Widerstand bei, um sich, einzig mit seiner Kunst bewaffnet, dem Schrecken des Krieges entgegenzustellen.

Marcel Marceau, dem Publikum auch unter dem Namen „Bip“ bekannt, war ein von 1923 bis 2007 lebender Pantomime, der seine umjubelten Bühnenshows stets im Ringelhemd, mit weißgeschminktem Gesicht und einem zerbeulten Seidenhut bestritt. Er prägte das öffentliche Bild des tragikomischen Clowns massiv und prägte mit seiner Kunst zahlreiche Künstler aller Genres. Selbst im hohen Alter trat er noch unter seinem Alter Ego auf, bis er mit 84 Jahren im Kreis seiner Familie starb. Für sein True-Events-Kriegsdrama „Resistance – Widerstand“ rückt Regisseur und Drehbuchautor Jonathan Jakubowicz („Hands of Stone“) primär ein bestimmtes Ereignis in Marceaus Leben in den Fokus und weniger seine Bedeutung für die Kunst selbst.

Als Marcel Marceau während des Zweiten Weltkrieges an einer Befreiungsaktion jüdischer Waisenkinder beteiligt war, war er noch nicht einmal 20 Jahre alt. Trotzdem schlüpft in die Hauptrolle des introvertierten Pantomimen nicht etwa ein talentierter Nachwuchsschauspieler, sondern „The Social Network“-Star Jesse Eisenberg, der sich zuletzt in Filmen wie „Zombieland 1 und 2“ oder „Vivarium“ nicht unbedingt durch seine Zurückhaltung auszeichnete. In seiner Rolle als Marcel Marceau funktioniert Eisenberg trotzdem ganz ausgezeichnet – es gelingt ihm kongenial, seine von Natur aus eher stille Attitüde mit einem rebellierenden Funkeln zu versehen. Als Zuschauer merkt man auch ohne große Gesten oder ausschweifende Monologe jederzeit, wie wichtig Eisenbergs Figur die Befreiungsaktion ist.

Das ist es ein Stückweit auch aufgrund Marceaus Gefühlen für die charmant von Clémence Poésy („Tenet“) verkörperte Emma. Jonathan Jakubowicz macht aus der aufkeimenden Liebschaft eine Triebfeder, lässt den hervorragend aussehenden „Resistance“ jedoch nie in die plumpe Romanze kippen. Trotzdem wirkt sein Film hie und da tonal uneinheitlich. Einige Kriegsactionszenen bringen die ansonsten so melancholische Dramastimmung spürbar aus dem Takt. Dafür überrascht Matthias Schweighöfer („100 Dinge“) als diabolischer Obersturmführer Klaus Barbie – eine Ansprache an seine Gefolgsleute in einer Kneipe sorgt dafür, dass sich dem Publikum die Kehle mit jedem seiner Worte enger zusammenschnürt.

Antje Wessels