Revanche

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Aus Österreich kommt diese packende und atmosphärische Erzählung eines Fluchtversuchs. Alex und Tamara wollen raus aus ihrem Leben im Wiener Rotlichtmilieu und überfallen eine Bank in der Provinz. Götz Spielmanns Drama überzeugt dabei als spannende Abhandlung über das menschliche Verlangen nach Rache und Gerechtigkeit.

Webseite: www.revanche.at

Österreich 2007
Regie + Buch: Götz Spielmann
Darsteller: Johannes Krisch, Ursula Strauss, Andreas Lust, Irina Potapenko, Hannes Thanheiser, Hanno Pöschl
Länge: 121 Minuten
Verleih: Movienet
Kinostart: 12.2.2009

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Ähnlich wie bei seinem Landsmann Michael Haneke zeugen auch die Filme von Götz Spielmann von einem beängstigenden Existenzialismus, der die Grundwerte des menschlichen Zusammenlebens reflektiert. Während allerdings Hanekes Publikum stets die Bereitschaft zur ausgeprägten Leidensfähigkeit mitbringen muss, ist der vermeintliche Horror bei Spielmann deutlich sanfter, erträglicher und vor allem: optimistischer. 

In „Revanche“ lässt er zwei Welten aufeinander prallen: das geordnete und naturverbundene Leben des Polizisten Robert (Andreas Lust) und seiner Frau Susanne (Ursula Strauss) auf dem Lande und die grelle Bordellszene im Wiener Rotlichtmilieu. Hier arbeiten Tamara (Irina Potapenko) als Prostituierte und Alex (Johannes Krisch) als Handlanger vom Zuhälter. Ihre Liebe zueinander müssen sie geheim halten, die Regeln der Branche wollen es so. Alex träumt von einem anderen Leben, weit weg, mit Tamara irgendwo auf Ibiza. Doch es fehlt Geld. 

Götz Spielmann belebt eines der ältesten Drehbuchmotive: Seine Protagonisten sind unzufriedene gesellschaftliche Randfiguren, die sich nach einem anderen Ort sehnen und ihr Schicksal schließlich selbst in die Hand nehmen. Alex’ Plan, eine Provinzbank auszurauben und samt Beute mit Tamara durchzubrennen, klingt durchaus nach „Bonnie & Clyde“, doch die beiden kommen nicht weit. Robert, der Polizist, wird zufällig Zeuge des Überfalls. Schüsse fallen.

Der Filmtitel lässt voreilige Schlüsse vermuten, dennoch steht „Revanche“ nicht in der Tradition klassischer Rachefilme wie im Western-Genre oder dem asiatischen Revenge-Kino. Götz Spielmanns Drama ist vielmehr die zeitlupenhafte und ungemein spannende Beobachtung eines gebrochenen Mannes, der – und das ist das moralische Grundthema des Films – darüber sinniert, ob Vergeltung gleichbedeutend mit Rechtschaffenheit sein kann. Die hektische und aggressive Atmosphäre des Wiener Großstadtmilieus kontrastiert Spielmann in der zweiten Hälfte gekonnt mit der Ruhe und Unschuld der Natur, als sich Alex bei seinem Großvater auf einem einsamen Bauernhof versteckt. Im Wald trifft er immer wieder auf seinen Widersacher. 

„Revanche“ ist ein emotionaler Film über die Radikalität eben jener menschlicher Emotionen, die Liebe, Tod, Hass und Mitgefühl provozieren. In einprägsamer und klarer Bildsprache seziert Götz Spielmann die Gefühlswelten seiner Figuren und erzählt dies in packender, atmosphärischer Dichte. Wenn man so will, ist dies auch ein meditativer Naturfilm, der zeigt, dass der Mensch im Wald die Antworten auf seine Fragen finden kann. Michael Haneke hätte mit Sicherheit seine Freude daran – auch wenn die Welt hier nicht ganz so trüb aussieht. 

David Siems
 

Robert ist Polizist, Susanne seine Frau. Sie haben sich außerhalb Wiens ein Haus gebaut, in Kürze wird es eingerichtet sein. Die beiden sind einigermaßen glücklich.

Tamara und Alex wohnen in der Stadt. Sie, die Ukrainerin, arbeitet im Bordell, Alex ist der Handlanger des Oberzuhälters und Bordellchefs. Arbeit und Privatleben sind völlig getrennt, Tamara und Alex lieben sich.

Allerdings wollen sie ein solches Leben nicht ewig fortsetzen. Alex will eine Bank ausrauben. Gelingt dies, dann haben die zwei das Geld zu einem Neuanfang.

Tamara will unbedingt dabei sein. Der Bankcoup klappt – aber unglücklicherweise haben die beiden ihr Auto falsch geparkt. Zufällig kommt Robert vorbei. Er will sie kontrollieren. Alex gibt Gas, flüchtet. Robert gibt Warnschüsse ab, trifft aber Tamara tödlich.

Das Unglück stürzt sowohl Alex als auch Robert in die tiefste Depression. Letzterer leidet so sehr, dass er dass er dienstuntauglich wird, ersterer will Rache an demjenigen üben, der seine Geliebte getötet hat. 

Unabsichtlich werden Alex’ Großvater und Susanne zu so etwas wie Vermittler zwischen den beiden. Dann kommt es zur schicksalhaften Begegnung. Revanche oder Vernunft?

Unaufgeregt, eins zu eins, realistisch, glaubhaft ist das Geschehen gezeigt. Die Milieus sind ausgezeichnet getroffen, die menschlichen Reaktionen der Beteiligten nachvollziehbar. Einzig Susanne tanzt mit ihrer verblüffenden Einladung an Alex handlungslogisch ein wenig aus der Reihe. Gewisse Kürzungen hätten dem Film zudem gut getan. 

Die Schauspieler agieren beachtlich: der von Trauer erfüllte Alex (Johannes Krisch), der verzweifelte Robert (Andreas Lust), die ratlose Susanne (Ursula Strauss), die zerbrechliche Tamara (Irina Potapenko), der altersweise, seiner verstorbenen Frau nachtrauernde Großvater (Hannes Thanheiser) und der schmierige Bordellchef Konecny (Hanno Pöschl).
Ein Drama, aber ein gelungenes. 

Thomas Engel