Ritter Rost – Eisenhart und voll verbeult

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Nach zahlreichen Büchern, Musik-CDs und anderen Verwertungsformen erlebt die beliebte Kinderfigur Ritter Rost nun ihr erstes Kinoabenteuer. Bunt und flüssig animiert schlägt sich der aus Schrotteilen zusammengesetzte Ritter durch die Schrottwelt, um das Burgfräulein Bö vor Prinz Protz zu schützen. Im Kino zwar nicht mehr so anarchisch wie in Buchform macht auch dieser Ritter Rost viel Spaß.

Webseite: www.ritterrost-welt.de

Deutschland 2012 - Animationsfilm
Regie: Thomas Bodenstein
Buch: Mark Slater, Gabriele M. Walther
Animationsfilm
Länge: 85 Minuten
Verleih: Universum
Kinostart: 10. Januar 2013

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Gemächlich läuft das Leben in Schrottland ab: Ritter Rost werkelt auf seiner Burg herum, sein Drachenkumpel Koks und das Burgfräulein Bö stets an seiner Seite. Doch der vor allem aus einer Registrierkasse zusammengesetzte Rost hat große Pläne: Er will das anstehende Ritterturnier gewinnen. Doch dafür braucht sein Pferd Feuerstuhl einen neuen Motor. Und das Glück scheint ihm hold: Ein Händler verkauft Rost einen brandneuen Motor, nimmt dafür sogar Bös geliebte antike Nähmaschine in Zahlung. Freudestrahlend gewinnt Ritter Rost das Turnier gegen Prinz Protz – doch dann geht alles schief: Der Motor war gestohlen, Ritter Rost wird seiner Position enthoben und verliert neben Ritterwürde auch seine Burg. Und auch Bö hat keine Lust mehr auf die Unzuverlässigkeit ihres Ritters und lässt sich vom schleimigen Prinz Protz auf dessen schmucke neue Burg locken. Während Rost traurig durch die Schrottlande zieht, um einen Drachen zu erlegen und seine Ritterwürde zurückzuerlangen, hat Prinz Protz dunkle Pläne: Mit Hilfe einer Armee moderner Kampfroboter will er die Herrschaft über Schrottland erlangen. Angesichts dieser großen Gefahr muss Ritter Rost endlich wirklichen Heldenmut beweisen.

Es ist eine klare, kindgerechte Geschichte, die hier erzählt wird. Freund und Feind sind schon äußerlich klar voneinander getrennt, die Bedrohungen eher sanft, die Abenteuer nicht zu abenteuerlich für die sehr junge Zielgruppe, so dass der Spaß stets im Vordergrund steht. In dieser Kinoversion wird zwar nicht so viel gesungen wie noch in den Musical-Büchern mit CD, dafür ist die Welt des Ritter Rost voll von liebevollen Details. Wie in alten Disney-Filmen sind nahezu alle Gegenstände belebt, agieren selbstständig und unberechenbar. Manchen Fan der Bücher mag diese verspielte Note überraschen, das eher rustikale Design ist einer bunten Welt gewichen, die dem größeren, teureren Medium Kino Tribut zollt.

Auch die Sprecher wurden gegen bekannte Stimmen wie Christoph Maria Herbst oder Tom Gerhardt ausgetauscht, was dem Vergnügen aber keinen Abbruch tut.

Abgesehen von wilden Verfolgungsfahrten, Kämpfen mit zweiköpfigen Drachen und anderen Rittertätigkeiten, besticht „Ritter Rost“ durch seine Subtexte. Das mag den kleinen Zuschauern zwar reichlich egal sein, die sie begleitenden Eltern werden jedoch gewiss erfreut darüber sein, dass sich im ganzen Film eine Dualität zwischen Alt und Neu feststellen lässt, die stets die Vorzüge des Alten hochhält. Während Prinz Protz mit seiner nagelneuen Burg angibt, lebt Ritter Rost in einer rustikalen Behausung, die aber umso mehr Charme hat. Weder sein Pferd noch er selbst ist so geleckt wie Protz und sein edler Rappe, doch am Ende siegen List und Originalität über einfallslose Moderne. Dass diese Botschaft nicht in Nostalgie abdriftet, sondern sich beiläufig in die Geschichte eingefügt ist, ist umso erfreulicher. So ist „Ritter Rost“ ein unterhaltsamer Animationsfilm für Kinder, der auch Erwachsenen Spaß macht.

Michael Meyns