Robert Altmans Last Radio Show

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Die letzte Vorstellung einer Radiosendung benutzte Altmeister Robert Altman auch für seine eigene, ganz persönliche letzte (Film-)Vorstellung. In seinem Abschiedsfilm - Altman verstarb im November 2006 - gibt er nach Filmen wie "MASH", "Short Cuts" und "Gosford Park" einen weiteren Einblick in den Mikrokosmos einer kleinen Gruppe Menschen. Wie stets exzellent besetzt und von überragender stilistischer Qualität, erzählt A Prarie Home Companion vordergründig so gut wie nichts, doch dafür sind die Subtexte umso reicher. Ein herausragender Film.

Webseite: www.koolfilm.de

OT: A Prairie Home Companion
USA 2006
Regie: Robert Altman
Buch: Garrison Keillor
Darsteller: Woody Harrelson, Tommy Lee Jones, Garrison Keillor, Kevin Kline, Lindsay Lohan, Virginia Madsen, John C. Reilly, Maya Rudolph, Meryl Streep, Lily Tomlin
103 Minuten, Format 1:2,35 (Scope)
Verleih: Kool Film
Kinostart: 12.4.2007

PRESSESTIMMEN:

 

Herausragend!
Tip Berlin

Zum Brüllen komsich, zum Heulen schön.
Focus

Robert Altmans Vermächtnis: Der große Regisseur hat seinem Publikum eine liebevolle und sehr lustige Hommage ans Radio hinterlassen... "Robert Altmans Last Radio Show" ist der letzte Film des amerikanischen Regisseurs geworden, der im vergangenen November starb. Und er ist einer der humorvollsten und schönsten Filme, die er gedreht hat. Ganz entspannt lässt der Meister des Ensemblefilms seine Stars Abschied nehmen von einer Ära.
Brigitte

Robert Altmans letzter Film ist ein heiter-melancholischer Blick auf ein Stück amerikanischer Radiokultur und zugleich eine Reflexion über Tod und Abschied, deren Inszenierung noch einmal die ganze Kunstfertigkeit des Regisseurs zeigt. - Sehenswert.
film-dienst

Altmans hinreißend melancholischer Film über die letzte Aufzeichnung einer nostalgischen Radio-Sendung vollendet das Werk einer einzigartigen Regie-Legende. Wundervoll.
KulturSPIEGEL

Der letzte Film der verstorbenen Regielegende Robert Altman ist ein fiktiver Blick hinter die Kulissen von Amerikas langlebigster Kultsendung... Eine schrullige Revue zwischen Blues und Burleske - ein Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge... Eine nostalgische Hommage an die Kunst des Entertainments, ein Film über Abschied und Ankommen, liebevolle Parodie und melancholischer Abgesang.
Cinema

FILMKRITIK:

Robert Altmans Hommage an ein fast ausgestorbenes Entertainment, die Country-Radioshow, war an sich schon ein wunderbar ergreifendes und trotzdem leichtes Kunststück über den Abschied. Dass es nun Altmans letzter Film gewesen ist, gibt vor allen den Szenen vom Ende weitere Bedeutung. Und Gänsehaut-Garantie...

Wann hat man das letzte Mal richtig Radio gehört? So mit Zuhören und nichts nebenbei machen? Und dann noch eine Radioshow, live aufgenommen und ausgestrahlt über die Ätherwellen? Das muss in einem vorherigen Leben gewesen sein, Radio kommt doch als Podcast aus dem iPod.

Seit 1974 versammelt die Radioshow "A Prairie Home Companion" in den USA Millionen andächtiger Zuhörer vor den Radios. Die Mischung aus Musik, Sketchen und Geschichten gilt mittlerweile als Kulturerbe. Dabei könnte man sich ignorant stilsicher von Sujet "Country-Musik" abwenden. Aber Johnny Cashs "Walk the Line" und der Neil Young-Konzertfilm "A Heart of Gold" haben hoffentlich auch hier den Boden bereitet, aus dem die Erkenntnis sprießen sollte, dass Country nicht nur das dämliche Jodeln von amerikanischen Hinterwäldlern ist. Robert Altman gelingt zusammen mit dem Autor, Hauptdarsteller und Moderator Garrison Keillor feinen Spott und eine ehrliche Liebeserklärung an die Menschen dieser Musik zusammenzupacken. Nach seinem Blick auf das Musikgeschäft von "Nashville" (1975) oder den Jazz in "Kansas City" (1996) ist "Robert Altman's Last Radio Show" sicherlich sein sanftester Film, ein Abschiedsfilm halt.

Hinter den Kulissen der Radioshow "A Prairie Home Companion" in dem Örtchen St. Paul in Keillors Heimatstaat Minnesota herrscht Hektik: Die unzertrennlichen Johnson Sisters (Meryl Streep & Lily Tomlin) - personifizierter Redefluss im Doppelpack - füllen mit ihrer Präsenz die ganze Garderobe, pudern sich die Nasen, quasseln von alten Zeiten, so wie sie es sicherlich schon seit ältesten Zeiten tun. Die Old Trailerhands Dusty (Woody Harrelson) und Lefty (John C. Reilly) schütteln mit heftigen Zoten und deftigen Cowboy-Liedern das Image von steifen Country-Leuten kräftig durch. Da liegen der alkoholische "liqueur" und das sexuelle "lick her" klanglich geährlich nahe beieinander (und fordern die Synchronisation heraus).

GK (Garrison Keillor) hält als Moderator und Seele die Radioshow zusammen, sorgt dafür dass der ausverkaufte Saal bei der Live-Show auf seine Kosten kommt. Wie ein Damokles-Schwert hängt der Besuch eines Abwicklers über dem Abend - ein Großkonzern will den Laden schließen. Da helfen auch die Bemühungen des eitlen Sicherheitsmannes (Kevin Kline) nicht. Und da wäre noch die mysteriöse Frau in Weiß, die hinter den Kulissen jemanden abholen will. Nachdem die Show nicht wie erwartet endet, schaut im Epilog der Tod noch mal vorbei. Und das ist große Lebens-Kunst ganz nebenbei: Humorvoll lässt Altman die Endlichkeit als Scherz und Schmerz erleben.

Auch dieser Altman ist ein echter Altman. Mit einem üblichen, aber immer wieder verblüffenden Star-Ensemble, mit den verwobenen Handlungssträngen, mit ausgefeilten Dialogen, mit genauem Blick und großem Herz für das Sujet und den Menschen dabei. Überraschend vielleicht die lebendige Vielschichtigkeit: In "A Prairie Home Companion" kann minutenlang einfach über dreckige Witze gelacht werden, man schmunzelt über die verzweifelte, verwelkte Liebe einer Johnson Sister (Meryl Streep), man staunt über die Sangeskunst von Lindsay Lohan ebenso wie über die skurrilen Werbeeinblendungen. Derart gelungen, könnte der letzte Altman der erste sein - für jüngere Zuschauer dank vieler bekannter Namen und dank des Todes von Robert Altman. Er starb am 20 November 2006 im Alter von 81 Jahren. Etwas zynisch, aber das wird dem jungen alten Meister gefallen, droben im Filmemacher-Olymp.

Günter H. Jekubzik

 

n Amerika ist das Radioprogramm „A Prarie Home Companion“ seit 30 Jahren Kult. Woche für Woche schalten Millionen Hörer ein, um Moderator Garrison Keillor bei seinen Anekdoten und Witzen zu lauschen und bekannte Countrymusiker spielen zu hören. Keillor selbst schrieb das Drehbuch zu Altmans Film und spielt die Hauptrolle. Schauplatz ist Bühne und Backstage-Bereich eines Theaters in Minnesota, wo die vermeintlich letzte Sendung der Show Live übertragen wird. Bis auf Prolog und Epilog ist der Verlauf dieser Sendung auch ausschließliche Handlung des Films. Keillor moderiert und führt Werbung mit verstellter Stimme vor, Musikgruppen treten auf und hinter der Bühne wird gelacht und gestritten, mehr gibt es nicht zu erzählen.

Selten hat Altman so vollständig auf eine auch nur ansatzweise zu erkennende Handlung verzichtet. Zwar drehte er im Laufe seiner 37 Filme umfassenden Karriere neben konventionelleren Filmen immer wieder solche, in denen die impressionistische Beobachtung eines Mikrokosmos im Mittelpunkt standen, doch so undramatisch wie hier war er noch nie. Die wenigen Elemente, die als „Plot“ oder „Entwicklung“ zu bezeichnen wären – Virginia Madsen als blonder Engel, der hinter der Bühne auftaucht, Kevin Kline als Sicherheitsbeamter Guy Noir, der aus einem Raymond Chandler-Roman entsprungen zu sein scheint, später Tommy Lee Jones als Vollstrecker des Industriekonzerns, der die Sendung gekauft hat und nun ansetzen will – zählen zu den schwächeren Elementen des Films. Zum Glück nehmen sie nur eine untergeordnete Rolle ein. Im Mittelpunkt steht die Musik, vorgetragen von leibhaftigen Musikern und Schauspielern wie Meryl Streep und Lily Tomlin, als singendes Geschwisterpaar oder Woody Harrelson und John C. Reilly, als Zoten-reißendes Cowboy-Duo.

Ein gewisses Faible für die Leichtigkeit der Countrymusik hilft ungemein, um den Film genießen zu können, ansonsten passiert nicht wirklich viel. Doch unter der glatten, exquisit beleuchteten, von einer sich ständig leicht bewegenden Kamera eingefangen, öffnen sich zahllose Interpretationsmöglichkeiten. Man könnte es als Film über die Macht der Konzerne sehen, als Kommentar über die aktuelle politische Lage Amerikas oder schlicht und ergreifend als Version des ewigen Showbuissness Motto: The Show must go on. Egal was hinter der Bühne auch passiert, das drohende Ende der Show, der Tod eines Künstlers, Streitereien und Schwangerschaften, die Fassade wird eisern bewahrt. - Und man kann es natürlich als Abschiedsfilm eines vom Tod gezeichneten Regisseurs sehen!

Die Qualität von Filmen wie M.A.S.H., Nashville oder Short Cuts erreichte Altman mit seinem letzten Film zwar nicht, den Film eines solchen Regisseurs zu sehen, der bis zum Schluss (80-jährig!) noch auf derart hohem Niveau arbeitete, der seine Lust an der Erforschung immer neuer Subkulturen nie verlor und mit so viel Gespür für feinen (und manchmal auch gröberen) Humor ausgestattet war, lässt über die wenigen Schwächen des Films leicht hinwegsehen.

Michael Meyns

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Minnesota, amerikanische Provinz,vor einiger Zeit. „A Prairie Home Companion“ ist eine weit verbreitete Show. Sie wird an unterschiedlichen Orten live aufgenommen. Dieses Mal ist das Theater in Lake Wobegon an der Reihe. Allerdings gilt bei dieser Aufzeichnung eine Besonderheit: Das Theater wird geschlossen, die Serie beendet, es ist der letzte Abend. Alle werden noch einmal eingesetzt und geben ihr Bestes: die Sänger, die Tänzer, die Conferenciers, die Werbefritzen, der Aufnahmeleiter, die Sekretärin – alle. 

Sie bereiten sich aber nicht nur auf ihre Auftritte vor, sondern erinnern sich noch einmal an vieles, was in den letzten Jahrzehnten an Lustigem passiert war: Gerede, Getue, Gelächter, fröhliche Stimmung. Dann Auftritte Schlag auf Schlag, Spitzen-Conference, Country Songs, bad jokes. Soweit vor den Kulissen.

Auch hinter den Kulissen: Geschäftigkeit, ein Todesfall, Organisationsschwierigkeiten. 

Nach einer gewissen Zeit treffen sich die Mitwirkenden wieder. Sie wollen noch einmal auf Tournee gehen. Sind noch alle da? Während der Schau hatte sich im Hintergrund auch immer ein Engel aufgehalten. Was wollte er? War er ein Todesengel? Und wenn ja, wen wird er als nächsten holen?

Eine tolle Inszenierung. Keine Sekunde Leerlauf. Witzig-spritzig, hoher Unterhaltungswert. Das Team ist vom Feinsten: Meryl Streep, Lily Tomlin, Kevin Kline, Woody Harrelson, Tommy Lee Jones, John C. Reilly und insbesondere auch der Drehbuchverfasser Garrison Keillor als Erster Conferencier. Bei der letztjährigen Berlinale erklärten sie alle, wie gerne sie für und mit – dem inzwischen leider verstorbenen – Robert Altman arbeiteten. Der erstklassige Film ist in seinem Genre ein Volltreffer.

Thomas Engel