Sabah

Zum Vergrößern klicken

Eine romantische Liebesgeschichte, eine Cinderella Story und mit der liebevoll-satirischen Darstellung von Kulturkonflikten zugleich Teil jenes neuen Kinos, mit dem sich in Kanada die muslimischen Einwanderer zu Wort melden, eines Kinos der Selbstvergewisserung und erfrischend ironischen Selbstdarstellung. Der 34-jährigen Regisseurin Ruba Nadda ist eine bezaubernd leichte und doch entlarvende Komödie gelungen. Die Hauptdarstellerin Arsinée Khanjian brilliert in der Rolle der schüchternen Sabah, deren Leben durch eine unverhoffte Liebe völlig auf den Kopf gestellt wird.

Webseite: www.sabahthemovie.com

Kanada 2005, 90 Minuten
Drehbuch und Regie:  Ruba Nadda
Buch: Geoff Bennett, Longo Hai,
Kamera: Luc Montpellier
Musik: Ben Johannesen
Darsteller: Arsinée Khanjian, Shawn Doyle, Jeff Seymour, Kathryn Winslow, David Alpay, Roula Said, Setta Keshishian, Fadia Nadda
Verleih Alamode Film
Start: 4. Mai 2006

PRESSESTIMMEN:

Im Stil anderer Mischehe-Komödie wie "My Big Fat Greek Wedding" prallen mit Situationskomik und augenzwinkerndem Witz zwei unterschiedliche Welten aufeinander... Ein sympathsicher kleiner Film, der hält, was er verspricht.
Blickpunkt Film

Anrührend.
KulturSPIEGEL

Ein warmherziger Film über eine Liebe zwischen unterschiedlichen Kulturen.
Brigitte

Eine romantische Ethno-Komödie, die ihr Potenzial aus dem Gegensatz zwischen orientalischer Lebensfreude und strenger moslemischer Lebensführung bezieht. Trotz des märchenhaften Endes eine unterhaltsame Beschreibung einer gelungenen Integration und Emanzipation.
film-dienst

Glaubwürdig und mit humorvoller Wärme.
Cinema

FILMKRITIK:

Wenn Sabahs Blick eine der westlichen Frauen in Minirock und schulterfreiem Oberteil streift, dann liegt darin sanfte Verachtung und auch etwas Neid. Verhüllt in einen Schleier und immer den Blick züchtig gen Boden gerichtet mauerblümelt Sabah durchs Leben, und an ihrem vierzigsten Geburtstag muss sie erkennen, dass Allah ihr die Zukunft einer alternden Jungfrau vorherbestimmt hat. Sabah soll für die Familie kochen, ein strenges Auge auf die sich emanzipierende Nichte werfen und ihre Abende mit ihrer herzkranken Mutter vor dem Fernseher verbringen.

Erst als sie durch die Wiederentdeckung ihrer Leidenschaft für das Schwimmen dem Goldenen Käfig ihrer in religiösen Traditionen verwurzelten Familie zu entkommen sucht, mausert sich Sabah von einer muslimischen Aschenputtel in eine begehrenswerte, vor Erotik sprühenden Frau, die das Leben neu entdeckt. Im Schwimmbad streift sie mit dem Purdah, dem islamischen Schleier, auch die Zwänge ab, die ihr die Familie auferlegt hat. Der Prinz in dieser märchenhaften Cinderella Story heißt Stephen, ist blond, hat von der Religion Sabahs keinen blassen Schimmer und verzweifelt schier an den kulturellen Hürden, die er zu überwinden hat, um sie für sich zu gewinnen. Sabahs versuchter Spagat zwischen der Liebe zu einem Nicht-Muslim und ihrer Familie setzt eine romantische Komödie in Gang, die Regisseurin Ruba Nadda mit viel Wortwitz, Tempo und Timing inszeniert hat.

Sympathischerweise ist dies eine Komödie der Normalität, in der die alltäglichen kleinen Kulturkonflikte ironisch aufs Korn genommen werden, etwa wenn der im doppelten Sinne blauäugige Stephen Hamburger zum Lunch empfiehlt oder zum romantischen Abendessen Wein bestellt und Sabah mit Verweis auf den Koran dankend ablehnt. Einerseits werden hier also die Differenzen der Muslime zum Mainstream der Gesellschaft ausgemessen, andererseits wird deren Anspruch formuliert, mit ihren Eigenheiten fest zur neuen Gesellschaft zu gehören. Nur wer die Widersprüche zwischen den Kulturen aushält, kann sich diesen liebevoll-satirischen Blick auf die Konflikte bewahren, die immer dann entstehen, wenn man Traditionen und Bräche von der alten in die neue Heimat hinüberzuretten trachtet.

Ralph Winkle